Abstracts
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Upcycling in der Bibliotheksarbeit. Praktische Nachhaltigkeit leicht gemacht.
Tanja Fabian, Gabriele Kainz
Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
In unserem 90-minütigen Workshop werden wir zeigen, wie aus nicht mehr benötigten (Bestell-/Bereitstellungs)zetteln oder Bucheinbänden kleine Notizblöcke, Schachteln und Dekorationen entstehen können.
Wenn Sie möchten, haben Sie die Möglichkeit, das Gezeigte unter Anleitung auch gleich selbst umzusetzen, daher ist die Teilnehmer*innenanzahl auf 20 Personen begrenzt. Um Anmeldung wird gebeten.
Zudem werden wir während des Workshops darauf eingehen, wie wir an der Fachbereichsbibliothek Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Informatik den Arbeitsalltag so nachhaltig wie möglich gestalten.
Erfahren Sie, wie aus scheinbar unbrauchbaren Materialien etwas Neues entstehen kann und welche SDGs (Sustainability Goals / Nachhaltigkeitsziele) damit unterstützt werden. Lassen Sie sich inspirieren, kreativ zu werden und einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.
Die vorgestellten Ideen und praktischen Tipps können leicht in den Bibliotheksarbeitsalltag integriert werden.
Kurzbiografie
Tanja Fabian ist seit 1996 an der UB Wien tätig, unter anderem war sie acht Jahre Systembibliothekarin. Seit 2009 leitet sie die FB Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Informatik. Tanja ist Co-Leiterin der AG Nachhaltigkeit der UB Wien und Mitglied im Nachhaltigkeitsbeirat der Uni Wien.
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Damit der Satellit nicht davonfliegt: Klassische und neue Dienstleistungen inhaltlich und personell verzahnen
Eva-Christina Edinger
ETH-Bibliothek, Zürich, Switzerland
Abstract
An der ETH-Bibliothek entwickeln wir fortlaufend neue Dienstleistungen, die an bestehende Kompetenzbereiche angrenzen, diese erweitern sowie neue Anwendungsfelder erschliessen. Beispielhaft seien wissenschaftliches Schreiben, Plagiatsprävention & -prüfung sowie der Umgang mit generativer KI genannt. Wir begreifen dies als Chance, um uns innerhalb der Hochschule noch stärker als zentrale Akteurin für die Vermittlung von Informationskompetenz zu positionieren.
Um dies leisten zu können und Dienstleistungen inhaltlich korrekt, fachlich verankert und didaktisch hochwertig zu erbringen, ist Personalentwicklung essenziell. Der Blick in unsere Vergangenheit und in andere Häuser illustriert jedoch typische Herausforderungen: Motivierte Mitarbeitende beginnen, sich mit einer neuen Thematik auseinanderzusetzen und Angebote zu entwickeln. Es entstehen unkoordiniert und satellitengleich neue Teams, die wenig verzahnt sind und quer zu den klassischen Organisationseinheiten agieren.
Motivation und Eigeninitiative sind gute Innovationstreiber, führen aber oft zu einem strukturellen Ungleichgewicht: Auf der einen Seite stehen klassische Organisationseinheiten mit Mitarbeitenden bibliothekarischer Ausbildung, auf der anderen Seite neue Einheiten, die sich attraktiven Zukunftsthemen widmen und häufig Personal von ausserhalb des Bibliothekswesens rekrutieren, das mit anderen Ausbildungswegen, teilweise Lehr- und Forschungserfahrung und ggf. Promotion ausgestattet ist.
Im Vortrag werden Ansätze vorgestellt, um dieser Schere entgegenzuwirken:
- Teams, die sich thematischen Schwerpunkten widmen und so zu Ambassador:innen werden
- Teamübergreifende Arbeitsgruppen, die im Sinn einer Matrix-Organisation Kompetenzen zusammenführen und weitergeben
- Personalentwicklungsgefässe wie Kickoff-Events für neue Themen, Kurs-Ateliers und hochschuldidaktische Kurse für Kursleitende, Diskurs- und Austauschgefässe
- Beteiligung an strategischen Projekten der Hochschule
- Strategische Belegschaftsplanung
Kurzbiografie
Eva-Ch. Edinger ist promovierte Architektursoziologin. Nach über 10 Jahren Bibliotheksforschung wechselte sie an die ETH-Bibliothek. Als stv. Leiterin der Sektion Information & Lernumgebungen ist sie für die Entwicklung der Bibliotheksstandorte, das Kursangebot sowie strategische Projekte zuständig.
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Personalmanagement 2025: „Weniger Nachwuchs, weniger Geld“ oder: Die Suche nach den Möglichkeiten
Beate Tröger
Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Münster, Germany
Abstract
Einerseits Baby-Boomer, die aus dem Arbeitsleben ausscheiden, andererseits der demographische Wandel mit weniger potentiellen neuen Mitarbeiter*innen – und dazu noch das Ringen um die begrenzten Mittel: Das ist aktuell eine verzwickte Situation für das Personalmanagement nahezu jeder Bibliothek. In dieser Situation und in der Suche nach Auswegen daraus befindet sich seit etlichen Jahren auch die Universitäts- und Landesbibliothek Münster.
Aber es gibt Handlungsspielräume: ein Trainee-Programm jenseits der konventionellen Ausbildungswege für künftige Mitarbeiter*innen, die systematischen Aufstiegsförderungen der schon bei uns arbeitenden Mitarbeitenden über die Laufbahngruppen hinweg oder das Aufsetzen von Pooling-Stellen mit anteilig und temporär eingeworbenen Finanzierungen und gleichwohl unbefristeten Verträgen für die Mitarbeitenden.
Der Vortrag beschreibt den Blick unter die Personalmanagement-Motorhaube in einer großen wissenschaftlichen Bibliothek.
Kurzbiografie
Studium der Philosophie, Erziehungswissenschaft, Germanistik, Kunstgeschichte.
Seit 2004 Direktorin der Universitäts- und Landesbibliothek Münster.
Tätigkeiten in Gremien der Dt. Forschungsgemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, der Hochschulrektorenkonferenz sowie des Deutschen Bibliotheksverbandes
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„Emanzipiert, gebildet, beraubt“ Jüdische Frauen im Lichte der NS-Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Wien
Jutta Fuchshuber, Susanne Wicha
Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
An der Universitätsbibliothek Wien wurden Bücher mit Besitzvermerken jüdischer Frauen des Wiener Bildungsbürgertums aufgefunden. Alle ehemaligen Besitzerinnen stammen aus liberal orientierten Familien, waren hochgebildet und setzten sich für die Gleichberechtigung ein
Sie kämpften für Frauenrechte, Bildungschancen und soziale Gerechtigkeit. An diesen Beispielen ist es möglich, einen Einblick in das Leben und Netzwerk jüdischer Frauenrechtlerinnen zu geben.
Else Ehrlich, née Fränkel (1874–Holocaust) nahm an der Internationalen Frauenstimmrechtskonferenz in Wien teil. Als Herausgeberin diverser Zeitschriften setzte sie sich vehement für Frauenrechte und gegen das Abtreibungsverbot ein. 1942 wurde sie vom Jüdischen Altersheim in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie im Holocaust ermordet wurde.
Marie Franzos absolvierte die Staatsprüfung in Französisch und erlernte autodidaktisch zusätzlich weitere Sprachen. Sie gehörte der Repräsentationssektion der Internationalen Frauenstimmrechtskonferenz 1913 an. Ob sich Marie Franzos im Jahr 1942 mit 72 Jahren das Leben nahm, lässt sich nicht mehr eindeutig nachweisen.
Elisabeth Luzzatto interessierte sich für soziale Probleme. Ihr Hauptwerk „Sozialistische Bewegungen und Systeme“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt und als Lehrbuch europaweit verwendet. 1938 konnte sie aufgrund ihrer italienischen Staatsbürgerschaft nach Mailand und später nach London flüchten, wo sie im Oktober 1941 starb.
Hedwig Kuranda (1891–1967) promovierte 1915 in Botanik in Wien. Den Akademischen Frauenverein führte sie als Präsidentin. Im August 1939 musste sie aus Wien nach Oxford flüchten und überlebte den Holocaust.
Helene Rauchberg (1875–Holocaust) konnte nur als außerordentliche Hörerin an der Universität Wien studieren und war danach als Lehrerin tätig. Sie publizierte über die Erziehung und Ausbildung von Mädchen. Im Juni 1941 musste sie in eine „Sammelwohnung“ ziehen. Ende des Jahres wurde sie nach Riga deportiert und im Holocaust ermordet.
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Bibliotheken – Orte der Demokratie. Demokratiefördernde Best-Practice-Beispiele aus der Stadtbibliothek Graz
Boris Miedl
Stadtbibliothek Graz, Graz, Austria
Abstract
In der Stadtbibliothek Graz gibt es seit über zehn Jahren Veranstaltungen für Jung und Alt mit dem Ziel, eine pluralistische und demokratische Gesellschaft zu fördern. Der internationale Diskurs um die Rolle der Bibliothek als Informationskompetenzzentrum bekräftigt diese Aufgabe öffentlicher Bibliotheken weltweit.
In meinem Vortrag möchte ich ausgehend von den aktuellen Schwierigkeiten sowohl für Bibliotheken, als auch für die Demokratie im Hinblick auf die ständig zunehmende Digitalisierung des Informationserwerbs bei mangelnder (digitaler) Informationskompetenz, eingehen. Die Flut an Informationen und das Verschwimmen von Fakten und Meinungen, öffnen mittels Fake News und Filterblasen der Polarisierung und in weiterer Folge der Radikalisierung der Gesellschaft Tür und Tor. Nach einem kurzen Überblick über den Status Quo der Online-Informationsbeschaffung (Suchmaschinen, Social Media, künstliche Intelligenz), möchte ich im Zuge von Best-Practice-Beispielen aus der Stadtbibliothek Graz demokratiefördernde Gegenmaßnahmen vorstellen. Von der Veranstaltung zum besseren Verständnis anderer Religionen über Fake-News- und Verschwörungstheorien-zum-selber-Bauen-Workshops, bis hin zur Kooperation mit dem UNHCR am „Langen Tag der Flucht“ oder vorbereitenden Infoveranstaltungen zu aktuell anstehenden Wahlen, wird ein breites Angebotsspektrum präsentiert.
Ein derartiges Veranstaltungsangebot ist ein wichtiger Schritt für die Bibliothek des 21. Jahrhunderts in Richtung eines Informationskompetenzzentrums. Ein Gelingen dieses Übergangs wird entscheidend für die Zukunft der öffentlichen Bibliotheken und wohl auch für unsere demokratische Gesellschaft sein.
Kurzbiografie
Boris Miedl ist stellvertretender Leiter der Stadtbibliothek Graz und als Leiter der Teaching Library für die Bereiche Informations- und Medienkompetenz, im Rahmen eines umfangreichen Veranstaltungsangebotes, zuständig. Er unterrichtet diese u.a. auch bei der Bibliothekar:innenausbildung des BVÖ.
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Präsentation Entwurf Ethikkodex für die VÖB
Sonja Fiala
Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
In meinem Vortrag werde ich den Entwurf für den Ethikkodex für die Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare vorstellen. Ich werde auf die Umfrage vom Frühjahr 2024 eingehen und zu den Ergebnissen berichten. Ich werde sowohl auf die statistische Auswertung als auch auf die Auswertung der Kommentare eingehen. Weiters werde ich die Vorgehensweise bei der Erstellung des Ethikkodex schildern und einen Ausblick in die Zukunft wagen. Auch werde ich auf die Bedeutung eines Ethikkodex für eine Berufsvereinigung zu sprechen kommen.
Kurzbiografie
SONJA FIALA ist Leiterin der Fachbereichsbibliothek Philosophie und Psychologie an der Universitätsbibliothek Wien und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Informationsethik. Sie veröffentlichte zu Informationsethik und Metadatenmapping.
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Barrierefreiheit und digitale Wissensarchivierung am Beispiel von bidokbib.at
Julia Ganterer, Andrea Urthaler
bidok, Innsbruck, Austria
Abstract
bidok steht für Behinderung, Inklusion und Dokumentation. Kernstück des Projektes ist eine seit 1997 gewachsene barrierefreie digitale Fachbibliothek zum Themenfeld Inklusion. Alle Texte werden in Form von barrierefreien PDF/UA (Universal Accessibility) Dateien Open Access zur Verfügung gestellt. Das Projekt berücksichtigt auf technischer Ebene internationale Standards digitaler Barrierefreiheit und auf theoretischer Ebene unterschiedliche Ansätze der Disability Studies. Mit der barrierefreien digitalen Bibliothek arbeitet bidok seit 25 Jahren an den Schnittstellen Digitalisierung, Barrierefreiheit und Wissensarchivierung. Im Beitrag werden wir das Projekt vorstellen, über Erfahrungen berichten und Chancen und Herausforderungen aufzeigen. Gemeinsam möchten wir über den aktuellen Wandel und zukünftigen Herausforderungen reflektieren.
Kurzbiografie
Dr.*in Julia Ganterer lehrt und forscht zu geschlechtsspezifischer Gewalt, Macht, Inklusion und Diversität. Aktuell ist sie Co-Projektleiterin an einer Studie zu sexualisierter Gewalt in Südtirol am CGI in Innsbruck und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiter*in am Projekt „bidok“ und ist dort für die digitale Bibliothek zuständig.
Mag.a Andrea Urthaler ist Historikerin und promoviert in Zeitgeschichte mit dem Schwerpunkt auf Frauen- und Geschlechtergeschichte. Sie beschäftigt sich mit inklusivem Wissenschaftstransfer sowie Universal Design in der Wissenschaft. Seit 2018 ist sie für das Projekt bidok tätig und seit 2020 ist sie die Geschäftsführerin des Projekts.
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Möglichkeiten nachhaltiger Ernährung in Bibliotheken fördern
Petra Rust1, Tanja Fabian2
1Universität, Wien, Austria. 2Universitätsbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Reduzierter Verzehr von tierischen Produkten und aktive Mobilität wirken positiv auf den Klimawandel und verringern gleichzeitig das Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen wie Krebs oder Herz-Kreislauferkrankungen.
Aktuell übersteigt der Fleischkonsum in Europa die Empfehlungen einer nachhaltigen Ernährung deutlich. Der Verzehr von Fleisch ist Teil unserer Ernährungskultur, warum Änderungen im Konsumverhalten herausfordernd sind.
Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Ernährung müssen auf verschiedenen Ebenen ansetzen, wie dem Bildungs- und Gesundheitswesen, aber auch in den Angeboten in der Gemeinschaftsverpflegung. Diese spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung nachhaltiger Ernährung, da sie eine große Anzahl von Menschen versorgt und somit einen erheblichen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck des Ernährungssektors und die Gesundheit hat. In vielen Bibliotheken finden sich Snack- und Getränkeautomaten, die ebenfalls eine Gelegenheit nachhaltiger Verpflegung anbieten können.
Eine nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung inklusive nachhaltiger Befüllung von Snack- und Getränkeautomaten sowie Caterings berücksichtigen die gesundheitsfördernde, ökologische, ökonomische und soziale Dimension der Ernährung, indem sie regionale, saisonale und biologisch produzierte Lebensmittel bevorzugen, Lebensmittelabfälle reduzieren und eine ausgewogene, pflanzenbasierte Kost fördern.
Die Herausforderung besteht darin, diese Maßnahmen unter Berücksichtigung von Kosten, Verfügbarkeit und Akzeptanz der Konsumenten effizient umzusetzen. In diesem Vortrag erfahren Sie, welche Möglichkeiten es in Bibliotheken gibt, Informationsmaßnahmen zur Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung im Sinne einer nachhaltigeren Lebensweise zu implementieren und wie nachhaltige Verpflegung in Bibliotheken aussehen kann.
Kurzbiografie
Petra Rust ist Ernährungswissenschafterin am Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE), Mitglied der Nationalen Ernährungskommission sowie des Nachhaltigkeitsbeirates (Fokus Verpflegung) der Universität Wien.
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Nachhaltigkeitsstrategie der Universitätsbibliothek Wien. Entwicklung – Status quo – Ziele
Tanja Fabian, Anna Krenn
Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
Die Universitätsbibliothek Wien (UB Wien) verfolgt eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, die vor allem darauf abzielt den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
Die Strategie umfasst sechs Arbeitsfelder, darunter zum Beispiel nachhaltige Beschaffung sowie Kommunikation und Bewusstseinsbildung. Durch gezielte Maßnahmen zum sparsamen und effizienten Umgang mit Energie und Ressourcen strebt die UB Wien an, einen noch aktiveren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie ist die Forcierung einer nachhaltigen Beschaffungspolitik, um den Verbrauch von Ressourcen zu minimieren und umweltfreundlichere Alternativen zu fördern. Zudem wird innerhalb der Universitätsgemeinschaft intensiv an der Bewusstseinsbildung gearbeitet, um ein Verständnis für nachhaltiges Handeln zu schaffen und das ökologische sowie soziale Verantwortungsbewusstsein zu stärken. Diese und weitere Maßnahmen bilden das Gerüst einer ganzheitlichen und zukunftsorientierten Nachhaltigkeitsstrategie, die die UB Wien als Vorreiterin im Bereich der nachhaltigen Entwicklung etabliert. Dabei unterstützt die UB Wien die Umsetzung des gesamtuniversitären Nachhaltigkeitskonzeptes, das sich der engmaschigen Verknüpfung mit den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) verbunden sieht.
Der Vortrag beleuchtet die Entwicklung, Erfolge und zukünftigen Ziele dieser ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie der UB Wien.
Kurzbiografie
Tanja Fabian ist seit 1996 an der UB Wien tätig, unter anderem war sie acht Jahre Systembibliothekarin. Seit 2009 Leiterin der FB Publizistik- und Komm.wissenschaft und Informatik. Gemeinsam mit Anna Krenn Leitung der AG Nachhaltigkeit der UB Wien. Mitglied im Nachhaltigkeitsbeirat der Uni Wien.
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Der neue Zertifikatskurs Teaching Librarian an der Universität Wien
Ariella Sobel
Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
Die Vermittlung von Informationskompetenz ist seit Langem eine zentrale Dienstleistung von öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken. Etwa seit der Jahrtausendwende wird «Informationskompetenz vermitteln» bzw. «Bibliothekspädagogik» von Bibliotheken professionalisiert und hat sich als festes Berufsfeld etabliert.
Meilensteine waren etwa die Übersetzung der amerikanischen Standards im Jahr 2002 oder die Übersetzung des Framework Informationskompetenz durch die Gemeinsame Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv 2021.
Weiterbildungseinrichtungen bieten regelmäßig Veranstaltungen für die eigene IK für Bibliothekar:innen an wie zur Vermittlung von Lese- und Informationskompetenz. Angesichts der vielfältigen Anforderungen an die Qualifikationen eines Teaching Librarian ist es jedoch sinnvoll, insbesondere didaktisch-methodische und medienpädagogische Fertigkeiten in einem intensiven Zertifikatskurs anzubieten und darüber hinaus je nach persönlichem Portfolio mit bibliotheksfachlichen Kenntnissen oder dem Ausbau personaler Fähigkeiten zu arrondieren.
2023 wurde am Postgraduate Center der Universität Wien eine aktualisierte Version des Zertifikatskurses Teaching Librarian als gemeinsames Zertifikat dreier österreichischer Universitäten umgesetzt. Er beginnt im März 2025.
Der Zertifikatskurs Teaching Librarian orientiert sich an den fachlichen und personalen Kompetenzen des Qualifikationsprofils der Gemeinsamen Kommission Informationskompetenz und bezieht Erfahrungen ähnlicher früherer Kurse in Deutschland (ZBIW Köln, BSB München) ein. Er soll Bibliothekar:innen qualifizieren, die Herausforderungen dieses Berufsfeldes aktiv zu gestalten und an ihrer Einrichtung Veranstaltungen zur Stärkung von IK zu planen und durchzuführen.
In diesem 5-Minuten Pitch wird der Zertifikatskurs Teaching Librarian an der Universität Wien vorgestellt, der Aufbau skizziert und die Module beschrieben.
Kurzbiografie
Leiterin der Fachbereichsbibliothek Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien
Mitglied der Arbeitsgruppe Teaching Library an der UB Wien
Mitglied der Kommission Informationskompetenz und der Genderkommission der VÖB
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GenAI: A Shifter of Information Retrieval Paradigms
Charlotte Wien
Elsevier, Odense, Denmark
Abstract
Since the emergence of Information Retrieval systems in the late 1950s, achieving optimal search results has been a critical goal for librarians and information specialists. Traditional IR methods rely heavily on the balance between ‚recall’—retrieving all relevant documents—and ‚precision’—excluding irrelevant ones. However, these metrics present limitations, particularly due to their binary view of relevance and the inherent trade-off between recall and precision.
Historically, IR has employed Boolean logic for query construction, a method that, while powerful in some respects, often results in high recall at the expense of precision, requiring significant manual effort to filter results.
The advent of Generative AI (GenAI) marks a paradigm shift in IR, with the potential to address many of these challenges. Early implementations of GenAI-driven search tools, such as Scopus AI, have demonstrated remarkable improvements in precision, driven by natural language processing rather than complex Boolean queries. By allowing users to input research questions as prompts, GenAI can yield more relevant results, simplifying the search process and reducing the need for manual filtering.
However, GenAI is not without its limitations. The potential for missing relevant documents remains a concern, particularly in tasks requiring exhaustive retrieval, such as systematic or scoping reviews. While GenAI represents a promising evolution in IR, it should be viewed as complementary to traditional methods rather than a full replacement.
This presentation will explore the transformative role of GenAI in IR, its current capabilities, and the ongoing need for further refinement to ensure it can reliably meet the rigorous demands of academic and professional research. We will draw upon experience and insights gained from a series of workshops on using GenAI for IR that we have done with librarians from Denmark, Norway, South Africa and Scotland.
Kurzbiografie
“Dr. Charlotte Wien is a professor of scholarly communication at UiT Tromsö, Norway, and Vice President of Library Relations at Elsevier. She has worked both as a scholar and as a librarian. She holds two master’s degrees, of which one is in Library Science and PhD-degree in information retrieval”
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Fachgeschichte Theaterwissenschaft – Recherchen zu Personen- und Publikationsdaten
Elena Nisevic, Birgit Mernyi, Zaffniya Mohideen, David Zöscher
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Im Zuge der Projektarbeit im Rahmen der Grundausbildung des Universitätslehrgangs Library and Information Studies an der Österreichischen Nationalbibliothek wurde das vom FWF und SNF geförderte Weave Projekt Fachgeschichte Theaterwissenschaft: Schweiz/Österreich History of Theatre Studies: Swiss/Austrian Networks/Contexts von angehenden Bibliothekar*innen des Grundlehrgangs unterstützt.
Im Rahmen des ULG-Projekts Fachgeschichte Theaterwissenschaft – Recherchen zu Personen- und Publikationsdaten wurden bisher unbeachtete Archivalien aus dem Archiv und den Sammlungen der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien sowie die historischen Zeitungen an der Österreichischen Nationalbibliothek untersucht, um bisher unberücksichtigte, jedoch für die Fachgeschichtsschreibung relevante, Dokumente und Materialien aus der österreichischen Institutsgeschichte der Theaterwissenschaft aufzuarbeiten.
Die systematische Recherche in Archivmaterialien und historischen Zeitungen, sowie deren historische Auswertung und Analyse, dienten als methodische Basis des Projekts, um die Zugänglichkeit und Auffindbarkeit ausgewählter Materialien und Dokumente für Forscher*innen über eine Plattform verfügbar zu machen.
Die Zielsetzung des Projekts konzentriert sich somit darauf, versteckte oder vergessene Beiträge zur Theaterforschung in Österreich aufzuzeigen. Aufgrund der zeitlichen Verortung der Gründung des sogenannten Zentralinstituts für Theaterwissenschaft im Nationalsozialismus leistet das ULG-Projekt darüber hinaus einen wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung der österreichischen NS-Vergangenheit. Das Ziel konnte durch eine umfangreiche Recherchetätigkeit und Dokumentation erfüllt werden, sodass relevante Zeitungsbeiträge und prekäre Archivmaterialien, die für die Theaterwissenschaft wichtige historische Ereignisse und Persönlichkeiten thematisierten, gesammelt, erfasst und für die Forschungsplattform zur Verfügung gestellt werden konnten.
Kurzbiografie
Elena Nisevic, geboren 1996, studierte Lehramt Englisch und Psychologie/Philosophie an der Universität Wien und absolvierte den Grundlehrgang Library and Information Studies im September 2024. Derzeit ist sie an der Österreichischen Nationalbibliothek im Team Erwerbung tätig.
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Präsentation der Masterarbeit „Agilität und Bibliotheksmanagement“
Nathalie Feitsch
abiLehre – Verein zur Förderung von Archiv-, Bibliotheks- und Informationsassistent/innen, Wien, Austria. DABIS GmbH – Gesellschaft für Datenbank-InformationsSysteme, Wien, Austria
Abstract
Im Kontext des stetigen technologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels gewinnen agile Ansätze auch im Bibliothekswesen an Relevanz. Die Masterarbeit untersucht die Chancen und Herausforderungen, die sich aus Sicht der Führungskräfte österreichischer Bibliotheken durch den Einsatz agiler Ansätze ergeben. Der theoretische Rahmen dieser Arbeit basiert auf der Anwendung agiler Methoden in der öffentlichen Verwaltung sowie in Bibliotheken im DACH-Raum. Für die empirische Forschung wurden Leitfadeninterviews mit elf ausgewählten Führungskräften aus öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken in Österreich durchgeführt. Hierbei lag der Fokus auf der individuellen Sichtweise und Erfahrung der Befragten. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse.
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Agilität facettenreich ist. Flexibilität, eine vermehrte Teamarbeit sowie die aktive Einbindung verschiedener Anspruchsgruppen stehen im Vordergrund. Ein Schlüsselfaktor hierfür ist ein agiles Mindset, das sich durch die Akzeptanz kollektiver Intelligenz, Vernetzung sowie das Teilen von Wissen und Verantwortung auszeichnet. Die Partizipation der Bibliotheksnutzenden und Mitarbeitenden verbessert die Qualität der Angebote und Services und führt zu nachhaltigeren Ergebnissen, was die kontinuierliche Entwicklung von Bibliotheken fördert. Gleichzeitig sehen sich Bibliotheken mit Herausforderungen wie knappen Ressourcen, Mehrfachbelastungen der Mitarbeitenden sowie institutionellen Vorgaben konfrontiert, welche die Implementierung agiler Praktiken und die Umsetzung von Veränderungen erschweren. Daher ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der die Entwicklung einer agilen Denkweise, die Anpassung von Methoden an die spezifischen Bedürfnisse von Bibliotheksorganisationen sowie die Etablierung einer Kultur des Experimentierens und Lernens umfasst. Unterstützt wird dies durch einen Führungsstil, der Selbstwirksamkeit, Kreativität und Weiterbildung fördert.
Kurzbiografie
Nathalie Feitsch ist stellvertretende Obfrau von abiLehre – Verein zur Förderung von Archiv-, Bibliotheks- und Informationsassistent/innen. Sie absolvierte 2024 den Masterstudiengang Business Process Engineering & Management an der Fachhochschule Burgenland, Österreich.
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Der Weg zum Informationsbudget am ISTA
Doris Ernst, Patrick Danowski
ISTA, Klosterneuburg, Austria
Abstract
Ein Informationsbudget ist ein Instrument mit dem alle Kosten für wissenschaftliche Informationen dargestellt werden.. Es umfasst sowohl die Kosten für das Publizieren als auch die Literaturversorgung. Die Idee dahinter ist, einen ganzheitlichen Überblick über die finanziellen Aspekte im Zusammenhang mit wissenschaftlicher Literatur zu gewinnen. Dieses Konzept zielt darauf ab, die Ausgaben für den Zugriff auf wissenschaftliche Literatur und die Kosten für das Publizieren transparent zu machen und langfristig mögliche Einsparungen zu identifizieren.
Seit Anfang 2024 schüttet der FWF seine Zuwendungen für Open Access and die Einrichtungen als Block-Grant aus. Dies hat die ISTA als Anlass genommen die gesamte Bearbeitung von Open Access Gebühren in der Bibliothek zu zentralisieren um neben den Kosten für die Subskriptionen auch einen umfassenden Überblick über die Kosten für das Publizieren zu erhalten. In dem Vortrag werden Erfahrungen über die Zentralisierung geteilt sowie Vorteile und Nachteile für die Bibliothek und die Wissenschaftler dargestellt.
Kurzbiografie
Doris Ernst hat Wissensmanagement (2010) und Skandinavistik (2015) studiert und den ULG für Library and Information Studies (2018) abgeschlossen. Seit September 2018 arbeitet sie in der ISTA Library und ist für das institutionelle Repository verantwortlich.
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Escape-the-Library in einer wissenschaftlichen Bibliothek: Bibliothekseinführung als spielerisches Lernabenteuer
Andrea Praßl-Schantl
FH JOANNEUM, Graz/Bad Gleichenberg, Austria
Abstract
Die Rolle und Bedeutung von wissenschaftlichen Bibliotheken haben sich durch die fortschreitende Digitalisierung und den Zugang zu alternativen Informationsquellen gewandelt. Um im Fokus der Studierenden zu bleiben, müssen Bibliotheken innovative Ansätze entwickeln, die den Zugang zu ihren Ressourcen erleichtern und das Interesse der Lernenden wecken.
Das Projekt „Escape-the-Library“ orientiert sich am populären „Escape-the-Room“-Konzept. Das Format setzt einen bewussten Kontrapunkt bzw. bietet eine spielerische Alternative zu traditionellen Einführungsveranstaltungen im akademischen Umfeld. Es nutzt die positive Wahrnehmung dieser Freizeitaktivität, um Erstsemestrige auf unterhaltsame Weise für die Nutzung einer wissenschaftlichen Bibliothek zu qualifizieren.
Auf der Suche nach dem Ausgang erkunden die Studierenden eigenständig die Bibliotheksräumlichkeiten, arbeiten mit dem Online-Katalog und setzen sich ganz nebenbei mit Recherchestrategien, der Interpretation von Trefferlisten und der Medienaufstellung auseinander.
Es gibt einige Herausforderungen, die bei der Durchführung von „Escape-the-Library“ bedacht und gemeistert werden müssen. Insgesamt setzt das Format große Sorgfalt bei der Planung und Vorbereitung voraus.
Das Konzept ist auch gut auf andere Bibliotheken übertragbar, erfordert jedoch Anpassungen an die jeweiligen spezifischen Gegebenheiten.
Kurzbiografie
Studium Deutsche Philologie und Fächerkombination mit Medienschwerpunkt an der KFU Graz, zwischenzeitlich Ausstellungs- und Stadtführerin, seit 2001 ehrenamtliche Leiterin der ÖB in ihrem Heimatort Straden, seit 2003 in der wissenschaftlichen Bibliothek der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg.
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Personalentwicklungskonzept an der DLE Bibliotheks- und Archivwesen/Universität Wien – Ein Arbeitsbericht
Claudia Hausberger
Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
Eine systematische Personalentwicklung ist ein wesentlicher Teil der Organisationsentwicklung und bietet Vorteile sowohl für Mitarbeiter*innen als auch für die Organisation. Zwischen dem Leiter der Dienstleistungseinrichtung, Dr. Andreas Brandtner und der Aus- und Fortbildungsabteilung wurde daher Ende Mai 2024 vereinbart, ein Personalentwicklungskonzept als Grundlage für eine systematische Personalentwicklung zu erstellen.
In diesem Vortrag wird berichtet, welche Überlegungen dem Konzept zugrunde lagen, wie das Konzept erstellt wurde und welche theoretischen Ansätze eingeflossen sind. Das Dokument wurde nach Fertigstellung über die Dauer von sechs Wochen einem internen Review-Prozess unterzogen und anschließend die Rückmeldungen eingearbeitet. Am Schluss des Vortrags wird über den aktuellen Stand des Papiers informiert, das in Form eines „living papers“ laufend adaptiert und weiterentwickelt werden wird.
Kurzbiografie
Seit 1999 im Bibliothekswesen tätig, Bibliotheksausbildung 2001 erfolgreich abgeschlossen. 2008 Abschluss Studium „Bibliotheks- und Informationsmanagement“ mit Master of Science . Seit 2021 Leiterin Aus- und Fortbildungsabteilung der DLE Bibliotheks- und Archivwesen an der Universität Wien.
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Divers: Communities und Community Building um die Österreich-Bibliothek Rzeszów (Polen)
Ewa Cwanek-Florek
Universität Rzeszów, Rzeszów, Poland
Abstract
Im Einklang mit der Mission der Österreich-Bibliothek Rzeszów, ist unsere ÖBi „ein Zentrum der österreichischen Kultur, das der gesamten lokalen Gemeinschaft zur Verfügung steht“. Hier werden zahlreiche Veranstaltungen für Schulen, Wettbewerbe, Vorträge, Treffen mit österreichischen Diplomaten, Schriftstellern, Übersetzern usw. organisiert. Im Studienjahr 2023/2024 sind an den Veranstaltungen unserer Österreich-Bibliothek 1.203 Personen beteiligt. Im Pitch stelle ich Details zu Veranstaltungen des letzten Jahres unserer ÖBi vor, insbesondere zyklische Projekte:
- „Wintertage der österreichischen Kultur und deutschen Sprache”
- „Frühlingstage der österreichischen Kultur und deutschen Sprache”.
Kurzbiografie
Dr., Studium der Germanistik; seit 2/2002 an Germanistik der Universität Rzeszów beschäftigt; Promotion i. J. 2004; seit 10/2014 an der Österreich-Bibliothek in Rzeszów beschäftigt, seit 2023 – Leiterin und wiss. Betreuerin der ÖBi Rzeszów; Autorin von 4 wiss. Monographien und 51 wiss. Artikeln.
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„Bibliothek mit Klasse“. Leseförderungsprogramm für Kinder und Jugendliche in der Österreich-Bibliothek Opole/Polen.
Monika Wójcik-Bednarz
Österreich-Bibliothek Opole, Opole, Poland
Abstract
Was tun, um junge Menschen zum Lesen und zum Besuch der Bibliothek anzuregen? Dies ist heutzutage eine der schwierigeren Herausforderungen der Bibliotheken. Mit „Bibliothek mit Klasse“ setzt die Österreich-Bibliothek in Opole seit vielen Jahren ein Angebot stationärer und Online-Treffen um, das sich an Schulklassen : Kinder und Jugendlichen richtet. Die Bibliothek bietet stationär literarische Veranstaltungen in der deutschen Sprache, bzw. zweisprachig, Vorträge und Workshops an, die die Entwicklung von Lesekompetenzen mit barrierefreiem Erlernen der deutschen Sprache durch Spiele und einfache Aufgaben verbinden. In den letzten Jahren erfreuen sich die angebotenen Webinare landesweit immer größerer Beliebtheit.
Kurzbiografie
Monika Wójcik-Bednarz, Leiterin der Österreich-Bibliothek Opole/ Polen. Studium: Bibliothekswissenschaft, Germanistik, Doktorandenstudium- Literaturwissenschaft. Mitglied im Verband der Polnischen Bibliothekare. Durchführung von Projekten zur Förderung der österreichischen Literatur und Kultur.
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Ja, wo laufen sie denn? Auslastungsanzeige und Nutzendenzählung
Michael Schaarwächter
UB Dortmund, Dortmund, Germany
Abstract
Sind die Arbeitsplätze für Studierende gut besucht? Gibt es Teilbereiche, die überfüllt sind oder möchte man zu Prüfungszeiten Studierende auf freie Restplätze hinweisen?
Auslastungen von Bibliotheken durch Nutzende sind erwünscht, wegen der Obergrenzen etwa durch Brandschutzvorschriften aber nicht grenzenlos möglich. Sowohl eine Überbelastung als auch eine Unterbelastung möchte vermieden werden, aber zuerst müsste man mal wissen, wie viele Menschen eigentlich anwesend sind.
Wir haben uns an der UB Dortmund mit verschiedenen Methoden der Nutzendenzählung beschäftigt und einiges ausprobiert, unter anderem die Betrachtung der WLAN-Auslastung und Personenzähler an Ein-/Ausgängen.
Im Sinne des Sketches „Auf der Rennbahn“ aus dem Jahr 1946, der später dann von Loriot bekannt gemacht wurde und aus dem das Zitat „Ja, wo laufen sie denn, wo laufen sie denn hin?“ stammt, haben wir heute eine ganz gute Idee von Nutzendenströmen und lenken jene mit einer Auslastungsanzeige. Der Vortrag berichtet von einem durchaus verschlungenen Weg dorthin.
Kurzbiografie
Michael Schaarwächter arbeitet seit den Neunziger Jahren an der UB Dortmund im Bereich Bibliotheks-IT. Im Rahmen dieser Tätigkeit wurden diverse Projekte realisiert von der ersten Digitalisierungsplattform für Zeitschriftenaufsätze bis zur Einführung von RFID mit selbst erstellter Infrastruktur.
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Intergenerationelle Angebote zur digitalen Grundbildung in öffentlichen Bibliotheken
Alexander Bayer
Stadt Wien – Büchereien, Wien, Austria
Abstract
Die wachsende Relevanz von digitalen Medienpraktiken als integraler Bestandteil gesellschaftlichen Lebens stellt für alle Altersgruppen eine zunehmende Herausforderung dar. Auch jene, die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind, können die Strukturen und Funktionsweisen, die ihre Handlungen und Interaktionen beeinflussen, kaum mehr durchschauen. Dadurch werden Menschen aus der Gestaltung des virtuellen Raums ausgeschlossen. Öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken nehmen hier eine Schlüsselstelle ein, bestehende Schwierigkeiten und Ängste abzubauen. Anhand eines Praxisbeispiels sollen die Möglichkeiten öffentlicher Bibliotheken in diesem Bereich ausgelotet werden. Das Format digilog ist die erste Veranstaltungsreihe der Stadt Wien – Büchereien zu digitaler Grundbildung, die sich auch an erwachsene Zielgruppen richtet. Die Reihe ist als intergenerationelles Angebot angelegt und bringt einmal monatlich Jugendgruppen mit älteren Teilnehmenden ins Gespräch. Die wechselnden Themen kommen aus dem Alltag. Als Expert*innen des eigenen Medienhandelns berichten sich die Teilnehmenden gegenseitig von ihren teils sehr unterschiedlichen digitalen Leben. Ein erfahrungsbasierter Ansatz dient dem Aufbau der Veranstaltungsreihe als Leitlinie. Die spielerischen Methoden der Workshops setzen auf die auf die Übertragung von digitalen Phänomenen in den analogen Raum. Ziel ist dabei nicht die Bewertung von unterschiedlichen Alltagspraktiken, sondern die Förderung eines reflektierten, kritischen und selbstbestimmten Umgangs. Zentrales Anliegen dabei ist die Erleichterung gesellschaftlicher Teilhabe. Das intergenerationelle Setting dient dem Abbau der Vorurteile zwischen den Generationen und bewirkt einen Lerneffekt in zwei Richtungen.
Kurzbiografie
Mag. Alexander Bayer, geboren 1984 in Hanau, Deutschland; Studium Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien und Bologna; Tätigkeiten im Video- und Printjournalismus, seit 2015 bei der Stadt Wien – Büchereien; hier unter anderem im Bereich Teaching Library.
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Workshop on transforming university libraries into a good and great places facilitating social sustainability and sociomateriality.
Peter Nissen1, Najmeh Shaghaei2
1University Library of Southern Denmark, Esbjerg, Denmark. 2University Library of Southern Denmark, Odense, Denmark
Abstract
The workshop aims to explore how university libraries can evolve into vibrant, inclusive, and sustainable hubs for community engagement, where you can interact without consuming. By examining the parallels between “third places” and university libraries, we will discuss how these spaces can foster the securing for social needs through social interaction, exchange of ideas, creativity, and learning. This workshop draws inspiration from the question of “What makes the playground a good, great place?”
Key themes:
Social Sustainability: We will delve into strategies for promoting social sustainability within library environments, supporting psychological wellbeing. This includes creating inclusive spaces that cater to diverse community needs, encouraging lifelong learning, and fostering a sense of belonging among all patrons.
Sociomateriality: The workshop will also address the concept of sociomateriality, emphasizing the interplay between social practices and material elements in the library setting. Participants will corporate on how to design and organize library spaces, that enhance user experience through integration of technology, physical objects, and diverse events.
Learning outcome:
By the end of the workshop, our aim is that participants will have a comprehensive understanding of how to engage university libraries into dynamic, socially sustainable spaces that serve as a facilitator of securing social needs. We aim to have some guidelines that can be followed.
Kurzbiografie
Peter is a librarian working at SDU in Esbjerg. His work includes classic information searching. Specialties are among law, sustainability, user-relations, The Lab (technical stuff), AI, teaching (also high school students), citizen science, social activities, connection with public libraries etc.
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Die Österreich-Bibliotheken im Ausland als transkulturelles Netzwerk der österreichischen Auslandskultur
Elisabeth Marinkovic
Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, Wien, Austria
Abstract
Entstanden gegen Ende der 1980er Jahre umfasst das Netzwerk der Österreich-Bibliotheken im Ausland heute 65 Standorte in 28 Ländern. Wurden sie ursprünglich vorwiegend in den Ländern des ehemaligen Ostblocks, also im mittel-, ost- und südosteuropäischen Raum eingerichtet, so weitete sich das Netzwerk im Verlauf der Jahre auch in Richtung der Türkei, Israel, dem Kaukasus und Zentralasien aus.
Die Österreich-Bibliotheken agieren auf Basis partnerschaftlicher Verträge zwischen dem österreichischen Außenministerium und einer Trägerinstitution am jeweiligen Standort, in der Regel Universitäten oder Universitäts- oder Nationalbibliotheken.
Die Tätigkeitsfelder der Bibliotheken variieren je nach Zusammensetzung ihrer Besucherinnen und Besucher bzw. thematischer Ausrichtung der lokalen Trägerorganisation. Gemeinsame Intention ist es jedoch für einen möglichst breiten Besucherinnern- und Besucherkreis als Ort der Begegnung und des Austausches über mit Österreich in Zusammenhang stehende Themen, deutschsprachige Literatur, die deutsche Sprache sowie gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Themen von allgemeiner Relevanz zu fungieren.
Die wissenschaftlichen Betreuerinnen und Betreuer der Bibliotheken arbeiten im Rahmen eines Wissenschaftsnetzwerkes zusammen, deren Tätigkeit in der Publikationsreihe „Transkulturelle Forschungen an den Österreich-Bibliotheken im Ausland“ veröffentlicht wird.
Das Netzwerk der Österreich-Bibliotheken ist die bislang nachhaltigste Initiative der österreichischen Auslandskultur und gilt nach wie vor als positives Beispiel effizienter Auslandskulturpolitik.
Kurzbiografie
Elisabeth Marinkovic arbeitet seit dem Jahr 2000 für das österreichische Außenministerium (BMEIA). Nach 11-jähriger Tätigkeit im Ausland (unter anderem an den Kulturforen in Prag und Bukarest) ist sie seit Oktober 2023 Referatsleiterin für die Österreich-Bibliotheken im Ausland im BMEIA.
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Neue Perspektiven schaffen – Wie die Stadtbücherei Murau Diversität im ländlichen Teil Österreichs stärkt
Manuela Kühr
Stadtbücherei Murau, Murau, Austria
Abstract
Dieser Vortrag untersucht die Rolle öffentlicher Bibliotheken in ihrer Bildungsarbeit zum Thema Diversität. Am Beispiel der Stadtbücherei Murau mit Schwerpunkt auf dem ländlichen Raum Österreichs wird die zentrale Bedeutung eines breiten Zugangs zu Literatur über Diversität herausgearbeitet. Solche Literatur ist entscheidend, um Perspektiven in einer überwiegend homogenen Gemeinschaft zu erweitern. Der Vortrag veranschaulicht anhand praktischer Beispiele, wie Bibliotheken diverse Themen aufgreifen und vermitteln können, und beleuchtet die Reaktionen der Murauer Gemeinschaft auf die Förderung von Dialogen über Diversität.
Kurzbiografie
Mag. Manuela Kühr wuchs in einem kleinen steirischen Dorf auf, bevor sie im Alter von 18 Jahren nach England ging, um Englische Literatur und Geschichte an der University of Sussex zu studieren. In den folgenden 12 Jahren führten sie ihre akademischen und beruflichen Erfahrungen an verschiedene Orte, darunter die Schweiz, Syrien, Kolumbien und Burundi. Nach ihrer Tätigkeit als Entwicklungshelferin in Afrika kehrte sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach Österreich zurück. Zurück in Murau leitet sie nun die Stadtbibliothek Murau, wo sie sich engagiert dafür einsetzt, soziale Gerechtigkeit und kulturelle Vielfalt durch Literatur zu fördern.
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Das Gender Netzwerk der Stadt Wien Büchereien
Sarah Themel, Hanna Birnbaum, Katharina Winkler, Luisa Neubauer, Claudia Sykora-Bitter
Stadt Wien Büchereien, Wien, Austria
Abstract
Im Rahmen des Beitrags möchten wir über Entstehung, Arbeitsweise und Ergebnisse des Netzwerks berichten und zeigen, was konkret aus innerbetrieblichen Initiativen entstehen kann. Auslöser für die Gründung des Netzwerks 2021 waren u.a. die steigende Anzahl der Femizide sowie #metoo Fälle. Der Wunsch nach interner Positionierung und Aktionismus nach außen, anhand selbstdefinierter und diskutierter Ziele und Grundsätze, ließ folgende Initiativen wachsen:
- Veranstaltungen
- Bestandsarbeit
- Fortbildungen
- Vernetzung, Kooperationen
- Ausstellungen
- Social Media Präsenz
Rund um drei jährliche Schwerpunkte (8. März – Internationaler Frauentag, Pride Month und die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen) gruppieren sich oben genannte Arbeitsfelder. Ohne zusätzliche zeitliche Ressourcen werden diese Tätigkeiten bislang mit großem Erfolg im Berufsalltag geplant und umgesetzt. Ein mehr als zufriedenes Publikum (Leser*innenschaft) bestätigt die Notwendigkeit jener Initiative. Die Erschließung neuer Zielgruppen und die Erfüllung des Bildungsauftrags von Bibliotheken sind nur zwei positive Nebeneffekte des ohnehin bestehenden gesellschaftlichen Auftrags.
Der strukturelle und auch personelle Ausbau des Netzwerks ist erklärtes Ziel. Die Gruppierung profitiert von den verschiedenen Lebensrealitäten und Fähigkeiten der vielfältigen Teilnehmer*innen. Zudem liegt der Fokus auf der Teilhabe aller Interessierten, der Implementierung intersektional-genderrelevanter Themen sowie der aktiven Unterstützung durch alle Entscheidungsträger*‘innen.
Kurzbiografie
Gegründet 2021 aus einer basisdemokratischen Initiative diverser Kolleg*innen der Stadt Wien Büchereien. Beginnend mit Bibliothekar*innen der Hauptbücherei, entwickelte sich aus dieser Aktionsgemeinschaft ein mittlerweile Büchereien-übergreifendes Netzwerk, welches stetig anwächst.
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Repositorienmanagement – was bedeutet das? Ein Workshop für alle Interessierten
Susanne Blumesberger
Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
Der Workshop soll allen Interessierten die Möglichkeit bieten, sich intensiv mit unterschiedlichen Handlungsfeldern des Repositorienmanagements, das sehr oft an Bibliotheken angesiedelt ist, zu beschäftigen. Gemeinsam mit Expert:innen aus unterschiedlichen Institutionen und mit verschiedenen Arten von Repositorien arbeitend, kann über Chancen und Probleme diskutiert werden. Seit der Gründung des Netzwerks für Repositorienmanager:innen (RepManNet) im Jahr 2016 wurde in zahlreichen Arbeitsgruppen über technische, ethische und praktische Fragen diskutiert. Es wurden bereits Papers und Guidelines publiziert und nicht zuletzt auch ein umfangreiches Handbuch mit mehr als 30 Beiträgen zu einer Vielfalt an Themen publiziert. Egal ob es sich um den Umgang mit speziellen Tools, Metadaten, Formaten, Schnittstellen, den Umgang mit Forschenden oder um Fragen der Barrierefreiheit handelt, eine Person aus dem inzwischen über 160 Mitgliedern bestehendes Netzwerk hat eine Lösung oder zumindest einen hilfreichen Rat. Der Workshop soll allen interessierten Teilnehmer:innen offen stehen, unabhängig davon ob sie sich bereits mit Repositorien beschäftigen oder daran interessiert sind. Geplant sind Thementische an denen Erfahrungen ausgetauscht, neue Ideen eingebracht und natürlich Fragen gestellt werden können. Ziel dabei ist voneinander zu lernen und das erworbene Wissen in die eigene Institution, bzw. auf das eigene Fachgebiet übertragen zu können. Eine Anmeldung zum Workshop ist aus organisatorischen Gründen zwingend.
Kurzbiografie
Germanistin, an der Universitätsbibliothek der Universität Wien als Leiterin der Abteilung Repositorienmanagement – PHAIDRA-Services tätig, zahlreiche Publikationen über Datenmanagement, Literaturwissenschaft, 2. Vizepräsidentin der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare.
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Barrierefreie Büchereien: Österreichische Gebärdensprache in den Stadt Wien Büchereien
Hanna Birnbaum, Angelique Lehmann
Stadt Wien Büchereien, Wien, Austria
Abstract
Öffentliche Büchereien sind als Kultur- und Bildungseinrichtungen Repräsentationsräume der Demokratie. Ihre Angebote sollten auf die Diversität der Gesellschaft abzielen und einen barrierefreien Zugang ermöglichen. Barrierefrei bedeutet neben einer räumlichen Barrierefreiheit auch eine sprachliche. In Wien leben ca. 5000 gehörlose Menschen und um sie an dem Büchereialltag teilhaben lassen zu können, wurde begonnen ein Angebot für gehörlose Menschen aufzubauen.
Neben der Barrierefreiheit ist auch die Sichtbarmachung von gehörlosen Menschen als Minderheit in unserer Gesellschaft wichtig, ihrer Sprache und Kultur und die Sensibilisierung für ihre Situation. Sie sind ein Teil der diversen Gesellschaft und die Möglichkeit ihrer Teilnahme am öffentlichen Leben gehört zu einem demokratischen Grundprinzip, welches auf Chancengleichheit beruht. Dieser Auftrag fällt insbesondere auch öffentlichen Büchereien zu.
Die vielfältige Arbeit in den Stadt Wien Büchereien in diesem Bereich erstreckt sich von der Produktion von Social Media Inhalten, über Veranstaltungen mit Gebärdensprachdolmetsch, Schulklassenführungen, bis zum Kooperationsaufbau. Bisher lag der Fokus vorwiegend auf dem Kinder- und Jugendbereich. Gehörlose Kinder mit den Büchereien vertraut zu machen, hat den nachhaltigen Aspekt, dass sie einfacher einen Zugang zur Welt der Bücher und damit der Welt des Wissens und Lernens erlangen.
Über einen Zeitraum von vier Jahren ist das Projekt stetig angewachsen und erstreckt sich nun über mehrere Zweigstellen. Nicht nur Büchereien können von dieser Zielgruppenarbeit mit einem größeren Leser*innenkreis profitieren, sondern auch für die bestehende Leser*innenschaft erschließt sich somit ein weiteres bereicherndes Angebot. Zudem gilt es auch innerhalb des Kolleg*innenkreises ein Bewusstsein für gehörlose Nutzer*innen zu wecken. Das Ziel ist es, ein weitreichendes Angebot für gehörlose Menschen in Wien zu schaffen.
Kurzbiografie
Angelique Lehmann arbeitet als Bibliothekarin im Bereich Kunst und Musik in der Hauptbücherei der Stadt Wien Büchereien.
Hanna Birnbaum arbeitet als Bibliothekarin im Bereich der Kinder- und Jugendbibliothek der Hauptbücherei der Stadt Wien Büchereien.
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KI in Bibliotheken: Praxisrelevante Kompetenzentwicklung und Serviceangebote
Karin Lackner, Astrid Höller, Lisa Schilhan
Universität Graz, Graz, Austria
Abstract
KI-Tools zur Generierung und Überarbeitung von Texten erfreuen sich großer Beliebtheit, sind für die Literatursuche allerdings nur sehr bedingt geeignet. Darum gilt es, im Rahmen einer Rechercheberatung auch praktische Lösungen für den Einsatz von KI zu finden. Eine Vielzahl spezialisierter KI-Tools ergänzt heute die traditionelle Recherche in Bibliothekssuchmaschinen und Literaturdatenbanken und steigert die Effizienz und Tiefe der Literaturrecherche.
Ebenso können im wissenschaftlichen Publikationsprozess generative KI-Tools bei der sprachlichen und inhaltlichen Überarbeitung, Zusammenfassung, Übersetzung und Qualitätskontrolle von Manuskripten sowie dem Finden von passenden Journals zur Publikation unterstützen.
Daher sind Bibliotheken gefordert, diesen Entwicklungen mit Kompetenzaufbau und Serviceangeboten zu begegnen und das Wissen und die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter:innen, der Studierenden und Forschenden im Bereich von KI zu stärken. An der Universitätsbibliothek Graz wurden bereits umfangreiche Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung getroffen und ein Serviceangebot aufgebaut:
- Individuelle Weiterbildung:Teilnahme an Seminaren, Workshops und Tagungen, selbstgesteuertes Lernen.
- Interne Fortbildung:Abhaltung von Vorträgen, Workshops und Arbeitsgruppen innerhalb der Bibliothek.
- Fortbildung von Studierenden und Wissenschaftler:innen:Kompetenzentwicklung in Lehre und Forschung an der Universität.
- Externe Fortbildung:Abhaltung von Vorträgen und Workshops für Bibliothekar:innen im Rahmen von Fortbildungsprogrammen und Konferenzen.
- Vernetzung:Aktive Mitarbeit in universitätsweiten Initiativen.
Ziel dieses Vortrags ist es, die Bedeutung von KI-Tools für Bibliotheken aufzuzeigen und konkrete Handlungsempfehlungen für den Aufbau von Kompetenzen im Umgang mit diesen Tools zu geben. Die Vortragenden können dabei auf eigene Erfahrungen aus Vorträgen und Workshops zu diesen Themen zurückgreifen.
Kurzbiografie
MMag. Karin Lackner arbeitet in den Bereichen Informationskompetenz und Publikationsberatung an der Universitätsbibliothek Graz. Sie unterstützt und berät Studierende und Forschende unter anderem beim Einsatz von KI-Tools in der Literatursuche und im wissenschaftlichen Publikationsprozess.
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Upcycling-Werkstatt „SDG-Leseständer aus Ringordnern“
Irene Prähauser
Kunstuni Linz, Linz, Austria
Abstract
Nach einer kurzen Einführung zu den „17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN-Agenda 2030“ wird in diesem Workshop praktisch gearbeitet: wir bauen nicht mehr benötigte DIN A4-Ordner zu Leseständern für unsere Kund:innen um. Das dient einerseits dem SDG 3 („Gesundheit und Wohlergehen“), weil durch die Schrägstellung des Buches beim Lesen eine gesündere Körperhaltung eingenommen werden kann; andererseits ist es ganz im Sinne von SDG 12 („Nachhaltige/r Konsum und Produktion“), mit sehr geringem materiellen, personellen und zeitlichen Aufwand neue Gebrauchsgegenstände herzustellen, die außerdem flexibel in der Verwendung sind: sie eignen sich auch zur Ausstellung von Büchern und Zeitschriften in Frontansicht. Die Ausstellungs-/Leseständer sind aber nicht nur praktisch von Nutzen, sie machen auch die SDGs sichtbar(er) und bekannt(er) in den Bibliotheken.
Der Workshop richtet sich gleichermaßen an Bibliothekar:innen öffentlicher, wie wissenschaftlicher Bibliotheken, und soll die Teilnehmer:innen vor allem befähigen und ermutigen, in weiterer Folge für die eigene Einrichtung Leseständer in dieser, einer ähnlichen, oder auch ganz anderen Art, anzufertigen. Jene Exemplare, die vor Ort entstehen, können – müssen aber nicht – mitgenommen werden.
Benötigtes Material wird von der Workshopleiterin zur Verfügung gestellt.
Kurzbiografie
Irene Prähauser absolvierte den FH-Studiengang „Informationsberufe“ in Eisenstadt und ein Masterstudium in Bildwissenschaft an der Universität für Weiterbildung Krems. Seit 2004 stellvertretende Bibliotheksdirektorin an der Kunstuni Linz; Initiatorin und Vorsitzende der VÖB-AG Nachhaltigkeit.
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Die Bibliothek der Technischen Hochschule Dresden in den Jahren 1928 bis 1958. Akteure und Handlungsspielräume
Christoph Sauer
Technische Universität Dresden, Dresden, Germany
Abstract
Die Geschichte der (deutschen) Hochschulbibliotheken ist vielerorts immer noch ein Desiderat. Dies gilt bislang auch für die Bibliothek der Technischen Hochschule (TH) Dresden, die derzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Technischen Universität Dresden in einem Dissertationsvorhaben untersucht wird. Gegründet 1828, wurde ihre Leitung erst gut 100 Jahre später mit einem hauptamtlichen Direktor besetzt. Dies und die gleichzeitig angestrebten infrastrukturellen Verbesserungen der Wissensversorgung sollten nicht nur der Forschung und den Studierenden, sondern auch der Industrie sowie der Stadtgesellschaft dienen. Als 1935 das NSDAP-Mitglied Ernst Koch zum Direktor ernannt wurde, geriet auch die Hochschulbibliothek vollständig unter nationalsozialistische Kontrolle. Zehn Jahre später wurde sie durch die Bombenangriffe bis auf die Grundmauern zerstört. Der rasche Wiederaufbau, der von der Bergung und Entnazifizierung der Bücher und des Personals sowie der Wiederherstellung und -beschaffung von Katalogen und dringend benötigter Literatur geprägt war, verschaffte der TH Dresden unter der Ägide von Helene Benndorf wieder eine gut funktionierende Einrichtung. Gleichzeitig waren sie und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den neuen politischen Verhältnissen und Spannungen in der DDR konfrontiert.
Der Vortrag beleuchtet aus einer akteurszentrierten Perspektive anhand von Fallbeispielen die Handlungsspielräume sowohl der leitenden Personen als auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dresdner Hochschulbibliothek im Nationalsozialismus und in der frühen DDR. Im Fokus steht dabei die übergeordnete Frage nach der institutionell-universitären und politisch-ideologischen Rolle der Bibliothek, die auch als Grundlage und Vorgeschichte einer später ansetzenden Provenienzforschung skizziert werden soll.
Schlagworte: Universitätsbibliothek, Hochschulbibliothek, Wissenschaftsgeschichte, Bibliotheksgeschichte, Dresden, Akteure, Nationalsozialismus, DDR
Kurzbiografie
Christoph Sauer M.A. ist Doktorand im Forschungsprojekt “Die TH Dresden im Nationalsozialismus” an der TU Dresden und arbeitet an seiner Dissertation mit dem Titel “In den Diensten der Industrie? Wissens- und Wissenschaftskontrolle am Beispiel der Bibliothek der TH Dresden 1928–1958”
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Informationskompetenzkurse im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz und Fake News: Wie die Universitätsbibliothek Maribor und ihre Österreich-Bibliothek Maribor diese Herausforderung meistert
Mateja Borak
Universität Maribor, Universitätsbibliothek Maribor, Maribor, Slovenia
Abstract
Akademische Bibliotheken spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Informationskompetenz, insbesondere in Zeiten der zunehmenden Verbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Fake News. Dieser Beitrag untersucht, wie die Universitätsbibliothek Maribor und die Österreich-Bibliothek Maribor ihre Informationskompetenzkurse an die aktuellen Herausforderungen angepasst haben. Es werden spezifische Tools, Techniken und Strategien vorgestellt, die Studierenden und Wissenschaftler*innen helfen, Informationsquellen effizient zu finden, diese kritisch zu bewerten und verantwortungsvoll zu nutzen. Besonders werden dabei die Möglichkeiten und Risiken des Einsatzes von KI im wissenschaftlichen Kontext und Fake News vorgestellt. Zudem wird erörtert, wie durch gezielte Förderung von kritischem Denken und Medienkompetenz die Navigation in komplexen digitalen Umgebungen entwickelt wird.
Durch die Kombination traditioneller und innovativer Lehrmethoden sowie der Integration aktuellster Inhalte fördert die Bibliothek die Entwicklung kompetenter und reflektierter Informationsbenutzer*innen, die den Herausforderungen sich schnell verändernden Medienlandschaft gewachsen sind.
Neben der Darstellung theoretischer Grundlagen und methodischer Ansätze zeigt der Beitrag auch praxisnahe Beispiele erfolgreicher Projekte, an denen die Bibliothek beteiligt ist. Rückmeldungen von Teilnehmer*innen dieser Kurse und Projekte deuten darauf hin, dass sich ihre Fähigkeit, Informationen kritisch zu bewerten, verbessert hat. Dies bestätigt die Überzeugung der Bibliothek, dass Informationskompetenzprogramme in der Hochschulbildung kontinuierlich weiterentwickelt werden müssen, idealerweise als fester Bestandteil des Curriculums. Obwohl dies an der Universität Maribor noch nicht umgesetzt ist, arbeitet die Universitätsbibliothek aktiv daran, dieses Ziel in naher Zukunft zu erreichen.
Kurzbiografie
Mateja Borak ist Leiterin des Study and Research Support Departments der Universitätsbibliothek Maribor, Slowenien. Sie ist u.a. Fachreferentin für Sprach- und Literaturwissenschaften und leitet zudem die Österreich-Bibliothek Maribor. Ihr besonderes Interesse gilt den Informationskompetenzkursen.
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Barrierefreie Dokumente auffindbar machen: Neue Metadatenfelder zur Kennzeichnung barrierefreier Inhalte in PHAIDRA
Maria Guseva
Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
Barrierefreiheit als Grundlage für einen gleichberechtigten Zugang für alle ist ein wichtiges Thema in Bibliotheken und Repositorien. Damit die vorhandenen barrierefreien (bzw. barrierearmen) Inhalte richtig benutzt werden können, sollen sie auffindbar sein. Möglichkeiten für die Kennzeichnung barrierefreier Dateien werden in unterschiedlichen Metadatenstandards und Schemata vorgesehen; Beispiele einer praktischen Umsetzung sind aber eher sporadisch.
Im PHAIDRA Repositorium der Universität Wien wurden im Oktober 2024 neue Metadatenfelder zur Kennzeichnung barrierefreier Inhalte implementiert; als Grundlage wurden Schema.org Accessibility Properties herangezogen. Der Vortrag soll die ersten Ergebnisse und die nächsten Schritte thematisieren.
Die neuen Metadatenfelder ermöglichen es, unterschiedliche Facetten der Barrierefreiheit abzubilden – z. B. ob Alternativtexte vorhanden sind, ob eine Gebärdensprachdolmetschung zur Verfügung steht, ob eine Ressource eine blinkende Gefahr für lichtempfindliche Personen darstellt oder ob eine PDF-Datei mit Tags versehen wurde. Dafür gibt es 4 Metadatenfelder, die für alle Ressourcentypen gleich sind: „Barrierefreiheit: Steuerung“, „Barrierefreiheit: Betriebsart“, „Barrierefreiheit: Störung und „Barrierefreiheit: Merkmal“; bei jedem Feld ist eine Mehrfachauswahl möglich.
Zu den nächsten Schritten nach der Implementierung gehört u. a.:
- eine Gewährleistung einer korrekten Anzeige im Bibliothekskatalog (Ressourcen aus PHAIDRA werden in der Suchmaschine der UB Wien u:search auffindbar);
- Bereitstellung der Informationen zur Nutzung der neuen Metadatenfelder für Autor:innen, die ihre Ressourcen selbständig in PHAIDRA veröffentlichen können;
- Wissensvermittlung unter Repositorienmanager:innen, u. a. im Rahmen des Projektes Shared RDM, in welchem PHAIDRA als Use Case identifiziert wurde.
Abschließend wird ein Ausblick auf die Kennzeichnung barrierefreier Inhalte in Repositorien und Bibliotheken in internationale Perspektive gegeben.
Kurzbiografie
Dr. Maria Guseva
Historikerin und akademische Bibliotheks- und Informationsexpertin. Seit 2023 an der Universitätsbibliothek Wien im Projekt Shared RDM tätig.
Repositorienmanagement PHAIDRA-Services
Universität Wien / Universitätsbibliothek, Universitätsring 1, 1010 Wien
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Workshop: Strategie mit KI -Recherchevorbereitung und Literatursuche mit KI-Tools
Anna Elisabeth Krenn, Elisa Nemetz
Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
Im Rahmen des Workshops erfolgt eine vertiefende Auseinandersetzung mit der Künstlichen Intelligenz (KI) sowie deren Einsatzmöglichkeiten im Kontext der Literaturrecherche. Hierbei wird ein besonderes Augenmerk auf die Vorbereitung von Recherchen sowie die Nutzung von KI-Tools gelegt. Der Workshop richtet sich an Bibliothekar*innen, die beabsichtigen, KI-Tools in ihre Bildungsangebote zu integrieren.
Im Rahmen dessen werden die Vor- und Nachteile der Nutzung von ChatGPT und ähnlicher Anwendungen sowie KI-Recherchetools wie „Research Rabbit“ oder „Connected Papers“ erörtert. Im Rahmen des Workshops werden bekannte Elemente der Literaturrecherche mit KI-Tools verknüpft und schließlich praktisch zur Anwendung gebracht. Dabei werden zunächst die Grundlagen des Prompt-Engineerings erörtert und Prompts für die Schlagwortsuche entwickelt. Anschließend wird anhand von „Research Rabbit“ aufgezeigt, wie die Recherchetechnik der Schneeballsuche veranschaulicht werden kann.
Den Teilnehmer*innen werden Konzepte zur Implementierung von Lehr- und Lernmethoden in die eigene Bildungsarbeit vermittelt.
Workshop mit Anmeldung, max. 25 Teilnehmer*innen
Kurzbiografie
Mag. Anna Krenn studierte Germanistik und Publizistik/Kommunikationswissenschaften in Wien. Sie absolvierte den ULG „Library and Information Studies“ an der Universitätsbibliothek Wien. Sie leitet die AG Teaching Library und ist für das Schulungsprogramm der Hauptbibliothek der UB zuständig.
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Transposition traditioneller Lehrinhalte hin zur Drehscheibe für Information und AI Literacy – umfassende Kooperation zwischen der Universitätsbibliothek Zürich und der veterinärmedizinischen Fakultät
Barbara Schneider, Christine Verhoustraeten
Universitätsbibliothek Zürich, Zürich, Switzerland
Abstract
Wir werden in unserem Vortrag aufzeigen, wie wir die Zusammenarbeit im Alltag zwischen Bibliotheksverantwortliche, Liaison Librarians und Verantwortlichen der veterinärmedizinischen Fakultät (Vetsuisse-Fakultät, VET) der Universität Zürich erleben und wie der Wissensaustausch funktioniert.
Der Dekan, das Studiendekanat und die Prodekanate Forschung und Lehre erteilten vertiefte Bildungsaufträge unter Einbezug und im direkten Austausch mit den Liaison Librarians der Universitätsbibliothek Zürich (UB). Daraus entstanden unterschiedliche Informationskompetenz-Formate: Einbindung im Curriculum, regelmässige Kurse und Beratungen. Aktuell hinzugekommen sind Themen aus dem Bereich AI Literacy.
Auslöser dieser vertieften Zusammenarbeit war die Gründung der UB vor zwei Jahren und der damit verbundene Wandel des klassischen Fachreferats hin zum Liaison Librarian. Die zukünftige Ausrichtung zeigt einen inspirierenden Austausch auf Augenhöhe mit allen VET-Angehörigen.
Kurzbiografie
Barbara Schneider arbeitet seit 2000 an der Vetsuisse-Fakultät als Bibliotheksverantwortliche, ab 2022 an der Universitätsbibliothek Zürich zusätzlich als Liaison Librarian.
Christine Verhoustraeten ist seit mehreren Jahren als Liaison Librarian an der Universitätsbibliothek Zürich tätig.
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Tool-Boxen von Bibliotheken für Bibliotheken
Rebecca Ullmer1, Rita Koisek2
1Bibliothek im Zentrum, Wiener Neustadt, Austria. 2Stadtbücherei Gloggnitz, Gloggnitz, Austria
Abstract
Tool-Boxen von Bibliotheken für Bibliotheken
Die Bücherei Gloggnitz und die Bibliothek im Zentrum bieten innovative Tool-Boxen für Bibliotheken und Bildungseinrichtungen in Österreich an. Diese enthalten Materialien, Anleitungen und Werkzeuge zu neuen Medien, die bestimmte Events im Bibliotheksalltag erleichtern. Zielgruppen sind neben Bibliotheken auch Kindergärten, Volksschulen und Mittelschulen.
Tool-Boxen:
- BeeBots: Entdecken von Niederösterreich, Buchstaben und Zahlen, Tierquiz, basierend auf dem Bilderbuch „Lotte fährt Zug“.
- Makey-Makey: Musik machen mit Obst und Gemüse, Löffelklavier, Sprechende Bilder, Spiele mit Plastilin.
- Dash: Programmieren mit Apps wie Go und Blockly, Müllsortieren, Verkehrszeichen-Parcours, Sehenswürdigkeiten Europas.
- Bibliothekstour mit Kreativ-Tonie: Bibliothekstouren mit Aufgaben und Rätseln, unterstützt von Briefen und Kreativ-Tonies.
Umsetzung: Mit den Tool-Boxen wird die Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken gefördert. Sie helfen, Wissen und Best Practices zu teilen, Ressourcen zu schonen und Innovationen zu ermöglichen, insbesondere für kleinere Bibliotheken. Seit November 2024 können die Tool-Boxen für zwei Monate ausgeliehen werden, um den Wissenstransfer weiter zu fördern.
Wirkung: Das Projekt ermöglicht langfristig einen hohen Wissenstransfer mit geringem Aufwand (SDG 4). Es stärkt die Beziehungen zwischen Bibliotheken und Bildungseinrichtungen auf regionaler und überregionaler Ebene und bietet vielfältige Möglichkeiten zur Nutzung verschiedener Medien (SDG 10). Durch die zur Verfügungstellung der Tool-Boxen bzw. der Materialien wird ein nachhaltiger Konsum gefördert (SDG 12).
Workshop: Hier sollen die vier Tool-Boxen vorgestellt und ausprobiert werden um weitere innovative Vernetzungen entstehen zu lassen.
Kurzbiografie
Rebecca Ullmer
In der Bibliothek im Zentrum seit 2016. Aufgabenbereiche: Wissensarbeit in der Bibliothek, Marketing, Projektbegleitung, Schulungen und Eventorganisation.
Rita Koisek
In der Stadtbücherei Gloggnitz seit 2019. Aufgabenbereiche: Bibliothekswesen und Veranstaltungen
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Navigating the Evolving Landscape of Research Data Management: A Case Study from ISTA
Ali Rashid, Patrick Danowski
ISTA, Klosterneuburg, Austria
Abstract
Research Data Management (RDM) plays a critical role in ensuring the preservation, accessibility, and ethical handling of research data. With the growing volume and complexity of research data across scientific disciplines, institutions face increasing challenges in developing efficient and standardized RDM practices. At the Institute of Science and Technology Austria (ISTA), we initiated a project to assess and enhance RDM practices by conducting a series of semi-structured interviews with key stakeholders, including faculty members, researchers, graduate students, and administrative staff. The primary goal of this project is to gain a deeper understanding of the existing RDM landscape at ISTA, identify challenges, and explore opportunities for improvement. Through these semi-structured interviews, we seek to collect qualitative insights into data management practices, tool usage, data storage, sharing protocols, and adherence to institutional guidelines. We also aim to uncover barriers researchers face in managing their data, including compliance with funding agency requirements and navigating technical challenges like metadata consistency, data security, and access control.
Based on the insights from the interviews, the project will recommend improvements to ISTA’s RDM policies, support, and infrastructure. These measures aim to streamline data management processes, reduce the administrative burden on researchers, and promote best practices across the institution. Ultimately, this project aims to position ISTA to tackle research data management by fostering a culture of data stewardship and ensuring that researchers have the support they need to manage their data efficiently and ethically. By integrating the lessons learned from this project into institutional policies, ISTA can enhance its RDM framework, enabling better collaboration, data security, and compliance with evolving international standards.
Kurzbiografie
Ali Rashid – Data Specialist with experience in economic analysis, research, and data management. Skilled in data science & statistical analysis to drive data-driven decision making.
Patrick Danowski – Manager of the Library at ISTA
122
Wissen als Gemeingut begreifen. Von der Theorie zur Praxis
Petritsch Barbara
Wien Museum, Wien, Austria
Abstract
Open Access, Open Science, Open Educational Resources und Open Source – das sind Arbeitsbereiche, die bereits seit Jahren Teil des bibliothekarischen Alltags (vor allem) wissenschaftlicher Bibliotheken sind. Die Gemeingut- bzw. Commonsforschung des Workshops in Political Theory and Policy Analysis an der Indiana University bietet einen Theorie- und Methodenrahmen, sich mit diesen Bereichen auf wissenschaftlicher als auch praktischer Ebene auseinanderzusetzen, diese zu analysieren und/oder zu entwickeln. Der Fokus hierbei liegt in den Chancen und Gefahren nachhaltiger kooperativer Arbeitsweisen.
In diesem Vortrag werden einerseits die allgemeinen Prinzipien der Commonsforschung und ihrer Bedeutung für Kulturgüter anhand der grundlegenden Publikation der Wissenschafterin Elinor Ostrom und der Bibliothekarin Charlotte Hess: Understanding Knowledge as a Commons. From Theory to practice dargestellt. Andererseits wird als konkretes Beispiel Open Source im Bereich der Bibliotheksmanagementsysteme behandelt. Dieses Thema zeigt sich am Beispiel der Software Koha in der österreichischen Bibliothekslandschaft für wissenschaftliche und öffentliche Bibliotheken von Interesse und bietet zudem die zukünftige Möglichkeit von Kooperationen zwischen diesen beiden Sektoren an. Neben den bibliothekarischen Gesichtspunkten werden wesentliche sozio-ökologischen Systeme, in die Bibliotheken eingebunden sind, beleuchtet.
Kurzbiografie
Seit 2018 Pole Librarian im Wien Museum und in verschiedenen Kooperationen (Koha-D-A-CH, VÖB-Kom. f. OPLs, AG Informationsethik) tätig. 2015-2018 am ISTA Klosterneuburg u.a. für Repository- und Forschungsdatenmanagement zuständig und in dementsprechende Kooperationen und Arbeitsgruppen involviert.
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The Memory Remains – the fate of the confiscated Jewish books and their owners.
Jiří Blažek
Praha, Praha, Czech Republic
Abstract
In August 2020, a strange cargo arrived at the New Jewish Cemetery in Prague. It consisted of 123 boxes of Hebrew books from Czech Academy of Sciences depository in Jenštejn. The books, mostly liturgical and religious were supposed to be buried there, as was usual for sacred items, which were no longer intended to be used.
Burying of damaged and unusable books with God’s name inscribed is a long-time tradition in Judaism. Still, the decision to bury such a large amount of books after almost 70 years sparked controversy even within the Jewish community. Indeed, the books were old, many of them already deteriorating, and due to the enormous number of multiplicities, these books were valueless. The main argument against the burial was purely ethical. It was decided, that the whole collection should be transported to the Jewish community of Brno, where the full research process could be completed.
The whole collection was previously stored in the Jerusalem synagogue of Prague. Originally consisting of tens of thousands of volumes, it emerged in the late 1940s, when Prague became a final destination for thousands of books from the Central Library of Theresienstadt Ghetto. Since then, the whole collection has been the subject of various transfers, so currently the collection numbers ca 13,000 volumes
After two years, a small team, led by Daniel Soukup, together with Kamila Cmolová and Václav Chalupný, finally started research on selected part of the collection. Their research was focused primarily on 100 books of Moravian/Olomouc provenance with special attention to personal notes, messages, and other personalia left in the books.
Since September 2024, the Documentation Centre of Prague, together with the Jewish Community of Brno, has taken over the task of researching the book fund and creating a database of the original owners. The proposed paper will discuss the current state of the research on the history and content of the collection.
Kurzbiografie
Jiří Blažek, Ph. D. studied Jewish Studies at the Charles University of Prague and Hebrew University in Jerusalem. He received his doctorate in 2009 with a thesis on the mediaeval Jewish apocryphal writings. Since 2023, he has worked as a researcher for The Documentation Centre of Prague.
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Die Stadtbibliothek Dornbirn: Ein Ort gelebter Demokratie
Johanna Baumgartner
Stadtbibliothek Dornbirn, Dornbirn, Austria
Abstract
Die Stadtbibliothek Dornbirn versteht sich als offener Ort für alle, wo demokratische Werte aktiv gefördert und vermittelt werden. Sie bietet konsumfreien, gleichberechtigten und barrierearmen Zugang zu einem vielfältigen Medienbestand, der unterschiedliche Meinungen und kulturelle Perspektiven widerspiegelt. Mit einem ausgewählten Medien- und Informationsangebot, insbesondere der Sachliteratur, unterstützt die Bibliothek die freie Meinungsbildung und politische Willensbildung und stärkt so das demokratische Gemeinwesen. Zudem können Nutzer:innen ihre eigenen Wünsche kundtun und so den Bestand aktiv mitgestalten.
Veranstaltungsreihen wie Dinge neu denken, Zukunftsstorys und Let’s Talk Money fördern den demokratischen Diskurs. Auch regelmäßige Lesekreise wie das Literaturcafé, der Sachbuchliteraturkreis oder Shared Reading vermitteln dies. Dabei sprechen unterschiedliche interessierte Personen in einem offenen Rahmen über ihre (Lektüre-)Erfahrungen, Welt- und Lebensansichten. Medienkompetenz-Workshops für Jugendliche und Demokratieprojekte für Kinder tragen zur Stärkung der Teilhabe in allen Altersgruppen bei.
Schwerpunkte setzt die Stadtbibliothek jährlich unter anderem beim Black History Month, der Woche der Meinungsfreiheit und dem Tag der offenen Gesellschaft mit (Medien-)Ausstellungen sowie Veranstaltungen, die aktuelle politische Diskurse sichtbar machen.
Zwei partizipative Formate stehen im Fokus des Vortrags: die Kuscheltierwahl, die Kindern spielerisch erste Erfahrungen mit demokratischen Prozessen ermöglicht, und die Political Reading Challenge, die Besucher:innen zur intensiven Auseinandersetzung mit politischen Büchern anregt. Diese Best-Practice-Beispiele zeigen, wie die Bibliothek aktiv zur politischen Bildung aller Altersgruppen beiträgt und das Bewusstsein für demokratische Teilhabe stärkt. Denn Demokratie lebt von der Bereitschaft der Bürger:innen, sich einzubringen und informiert mitzureden.
Kurzbiografie
Johanna Baumgartner leitet die Stadtbibliothek Dornbirn. Sie setzt sich für einen niederschwelligen Zugang und Chancengerechtigkeit ein und sieht Bibliotheken als Orte der Teilhabe und des Austauschs über kulturelle und sozioökonomische Grenzen hinweg.
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Die Wienbibliothek im Rathaus auf dem Wiki-Way
Evelyne Luef, Katharina Prager
Wienbibliothek im Rathaus, Wien, Austria
Abstract
Die Rolle von Bibliotheken verändert sich im Zeitalter der digitalen Transformation laufend und fundamental. Waren sie in der analogen Welt Orte, an denen Kataloge und Handapparate konsultiert und Lexika eingesehen wurden, verlagert sich der Zugang zu Wissen ab der ersten Recherche ins Digitale. ‚Besucht‘ wird nicht mehr zuallererst die Bibliothek oder deren Online-Katalog, dessen Handhabung sich vielen nicht (mehr) automatisch erschließt, sondern die Websites an der Spitze des Google-Rankings. Damit einher geht häufig eine Distanz zu gedruckten Quellen, eine Unschärfe, was die Generierung von Wissen angeht und es stellen sich grundsätzliche Fragen zur Vertrauenswürdigkeit von digitalen Inhalten.
Der Vortrag möchte am Beispiel des Wien Geschichte Wikis exemplarisch veranschaulichen, wie im Digitalen die Rückbindung an Bibliotheksbestände gelingen und das Wissen wie auch die Inhalte von Bibliotheken in die breite Öffentlichkeit getragen werden können. Das Wien Geschichte Wiki, die Wissensplattform der Stadt Wien, ist ein Kooperationsprojekt mehrerer Wissens- und Kultureinrichtungen. Ausgehend von einem digitalisierten Lexikon hat sich das Wien Geschichte Wiki zu einem wertvollen Kommunikations- und Kontextualisierungstool entwickelt: Als Datenlieferant für Normdaten bereichert es die GND, fungiert als Knotenpunkt für analoge und digitale Repositorien und fördert die Sichtbarkeit von bibliothekarischen Beständen, indem es eine Brücke zum Katalog bildet. Über Vermittlungsangebote regt es zur Reflexion darüber an, wie Wissen im Netz generiert wird, ermutigt kritisches Denken und lädt niederschwellig zur Partizipation ein. Am Beispiel des Wien Geschichte Wiki werden Versatzstücke aufgezeigt, wie die analoge mit der digitalen Welt verknüpft und Bibliotheken auch in Zukunft zu einer Demokratisierung von Wissen beitragen können.
Kurzbiografie
Evelyne Luef studierte Geschichte und Skandinavistik in Wien, Umeå und Göteborg. Seit 2017 ist sie an der Wienbibliothek im Rathaus im Bereich Forschung und Partizipation tätig und gehört der Redaktion des Wien Geschichte Wiki an.
Katharina Prager studierte Geschichte und Theaterwissenschaft in Wien. Sie ist stellvertretende Direktorin der Wienbibliothek im Rathaus und leitet den Bereich Forschung und Partizipation, zu dem das Wien Geschichte Wiki gehört.
126
Projekt Retrokatalogisierung DIGI – Erfahrungen mit Digitalisierung und Pattern Recognition in einem Retrokatalogisierungsprojekt der TU Wien Bibliothek
Isabella Seidl
TU Wien Bibliothek, Wien, Austria
Abstract
In einem Kooperationsprojekt wurde zwischen 2019 und 2022 der historische alphabetische Autorenkatalog (AAK) der TU Wien Bibliothek digitalisiert und die Metadaten auf Basis innovativer Verfahren, wie Pattern Recognition und intellektueller Nachbearbeitung in das Bibliothekssystem Alma eingearbeitet.
Der Zettelkatalog mit einem Gesamtumfang von ca. 114.000 größtenteils handschriftlichen Katalogkarten bildet die Bestände der TU Wien Hauptbibliothek mit Erwerbungsjahr von 1815 bis 1930 ab. Die lange Laufzeit des Kataloges spiegelt sich im heterogenen Erscheinungsbild der Katalogkarten wider (Kurrent und lateinische Schrift, mehrere Schreiber, unterschiedliches Layout). Bislang nur in Zettelform bzw. als Scan des Systematischen Kataloges nachgewiesen, sollte mit der Einarbeitung der Titel- und Bestandsdaten in Alma die zentrale Recherche via CatalogPlus ermöglicht werden.
Die Aufbereitung der Daten erfolgte in Kooperation mit dem Forschungsbereich Computer Vision der TU Wien mittels Einsatzes von Transkribus und Verfahren der computergestützten Handschriftenerkennung (HTR). Der ursprünglich vorgesehene Projektverlauf musste aufgrund der erzielten Datenqualität zur Korrektur der Texterkennung mehrfach adaptiert werden, um importfähige Daten zu generieren und notwendige Vorbereitungsarbeiten (u.a. Dublettenkontrolle) durchführen zu können.
Der Beitrag beleuchtet die Erfahrungen mit dem Einsatz eines experimentellen Verfahrens zur Unterstützung der Retrokatalogisierung, insbesondere die Schwierigkeiten im Umgang mit dem komplexen Ausgangsmaterial, Herausforderungen und Adaptierungen während der Projektlaufzeit. Dabei wird der Projektablauf grob umrissen und Beispiele der Ergebnisse zur Seitensegmentierung, Texterkennung und Datenabgleich vorgestellt, sowie die intellektuelle Bearbeitung für besondere Bestandsgruppen, die zum Teil in Autopsie erfolgen musste.
Kurzbiografie
B.A. Kunstgeschichte (Universität Wien); ULG Library and Information Studies (Österreichische Nationalbibliothek); seit 2016 TU Wien Bibliothek (Fachgruppe Bücher): diverse Retrokatalogisierungsprojekte, seit 2019 Metadatenmanagement (eBooks und Printmedien), Erwerbung und Verwaltung von eBooks
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Digitale Langzeitarchivierung als Service der OBVSG
Silvio Wiese
OBVSG, Wien, Austria
Abstract
Dieser Vortrag gibt einen Überblick über Langzeitarchivierung als Dienstleistung der Österreichischen Bibliothekenverbund und Service GmbH (OBVSG). Bisher konnten bereits mehrere Systeme erfolgreich in den Langzeitarchivierungsprozess integriert werden. Nach der Erstimplementierung der Software Libsafe der Firma Libnova für die Österreichische Nationalbibliothek, wurde in Folge mit der Wirtschaftsuniversität Wien Goobi und anschließend mit der Universität Graz die Archivsoftware ACTApro und die Software Visual Library an Libsafe angebunden. Es werden die spezifischen Workflows vorgestellt, die für diese drei Systeme entwickelt wurden. Ein standardisiertes Submission Information Package (SIP) nach dem E-ARK-Standard ermöglicht es allen drei Systemen, dieselben Werkzeuge für den Ingest-Prozess zu nutzen. Dies reduziert nicht nur den Aufwand bei der Implementierung, sondern schafft auch Synergien, da Weiterentwicklungen und Verbesserungen von allen beteiligten Institutionen genutzt werden können. Zum Abschluss wird ein Ausblick auf die nächsten geplanten Entwicklungen und Erweiterungen im Rahmen des OBVSG-Dienstes gegeben.
Kurzbiografie
Studium Bibliotheks- und Informationswissenschaft und Mittelalterliche Geschichte an der Humboldt Universität zu Berlin. Seit 2017 an der Österreichischen Bibliothekenverbund und Service GmbH (OBVSG), zuständig für die Dienste Visual Library und Digitale Langzeitarchivierung.
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Citizen Science: eine Chance für Bibliotheken?
Daniel Dörler, Florian Heigl
BOKU University, Wien, Austria
Abstract
Citizen Science, also die aktive Beteiligung von Bürger*innen in wissenschaftlichen Projekten, hat sich in den letzten Jahren extrem diversifiziert. Mittlerweile setzen nicht nur beinahe alle großen Wissenschaftsbereiche Citizen Science in der Forschung ein, sondern auch immer mehr verschiedene Institutionstypen entdecken Citizen Science als Methode zur Forschung. Neben den Universitäten führen in Österreich vor allem Vereine und NGOs, Museen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Fachhochschulen eigene Citizen Science-Projekte durch und binden damit bereits über 175.000 Bürger*innen ein. Viele dieser Institutionen sind auch im Citizen Science Network Austria und der dazugehörigen Onlineplattform Österreich forscht (www.citizen-science.at) engagiert.
Derzeit im internationalen Vergleich noch recht wenig beteiligt sind Österreichs Bibliotheken, zeigen doch Beispiele aus der Schweiz oder Deutschland, dass Citizen Science recht erfolgreich eingesetzt werden kann, um Bestände wissenschaftlich aufzuarbeiten, zu transkribieren und den Menschen Bibliotheken als Forschungsstätten näherzubringen.
In unserem Vortrag möchten wir die Möglichkeit, die Citizen Science den Bibliotheken bietet, an konkreten nationalen und internationalen Beispielen zeigen und das Citizen Science Network Austria und die dazugehörige Plattform Österreich forscht, die von der BOKU University koordiniert und betrieben wird, als zentrales Wissens- und Austauschnetzwerk im Bereich Citizen Science in Österreich vorstellen.
Kurzbiografie
Daniel Dörler und Florian Heigl sind Senior Scientists für Citizen Science an der BOKU University und die Gründer und Koordinatoren von Österreich forscht und dem Citizen Science Network Austria. Sie lehren zu Citizen Science und bieten auch international Kurse für Forschende zu Citizen Science an.
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Durch’s Reden kommen d’Leut z’samm – „Plaudern in der Bücherei“: eine Erzähl-Café-Kooperation von Stadt Wien – Büchereien und Wiener Gesundheitsförderung – WiG
Katharina Hiess1, Mira Liepold2, Jan Pokorny1, Beate Wegerer1
1Stadt Wien – Büchereien, Wien, Austria. 2Wiener Gesundheitsförderung – WIG, Wien, Austria
Abstract
Die Funktionen und Aufgaben von öffentlichen Büchereien sind einer stetigen Veränderung unterworfen. Heutzutage reicht ein üppiger Buchbestand längst nicht mehr aus, um als erfolgreiche Bücherei zu gelten. Vielmehr wird verstärkt Augenmerk auf Aufenthaltsqualität, Platz zum Lernen und Arbeiten, Möglichkeiten für gegenseitigen Austausch und kommunale Vernetzung gelegt.
Die Gesundheitsförderung beobachtet in den letzten Jahren verstärkt die Notwendigkeit, die soziale Teilhabe im kommunalen Setting zu stärken und so dem gesundheitlichen Risikofaktor Einsamkeit entgegen zu wirken. In Zeiten der multiplen Krisen braucht es ein positives Miteinander in der Lebenswelt, um die bio-psycho-soziale Gesundheit der Menschen zu stärken.
Diesen beiden Entwicklungen Rechnung tragend und in dem Bewusstsein, dass verschiedene Einrichtungen der Stadt Hand in Hand wirksame Angebote ins Leben rufen können, haben die Stadt Wien – Büchereien und die Wiener Gesundheitsförderung – WiG ein Kooperationsprojekt begonnen, bei dem soziale Teilhabe in der Nachbarschaft gestärkt werden soll. In moderierten Treffen, ähnlich Erzählcafés, kommen Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammen und tauschen ihre Erfahrungen und Geschichten miteinander.
In diesem Vortrag berichten Vertreter*innen beider Einrichtungen davon, wie aus einer Idee ein Pilotprojekt wurde, von Theorie und Praxis, von den Herausforderungen und Highlights und warum es sich lohnt, für die Menschen im Grätzl einen Ort und einen Rahmen zur Verfügung zu stellen, wo sie zusammenkommen und miteinander über Dinge reden können, die sie bewegen.
Kurzbiografie
Mira Liepold: Gesundheitsreferentin Team Gesunde Regionen der Wiener Gesundheitsförderung – WiG. Beate Wegerer: Stadt Wien–Büchereien, Regionalleitung Südost. Katharina Hiess: seit 2019 stv. Leiterin der Bücherei Am Leberberg. Jan Pokorny: seit 2019 Leiter der Bücherei im Bildungszentrum Simmering.
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ABI Technik-Preis für nachhaltigen Archiv- und Bibliotheksbau – Verleihung
Konstanze Söllner1, Dorothea Sommer2
1Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany. 2Bayerische Staatsbibliothek, München, Germany
Abstract
Die Anforderungen an Archiv- und Bibliotheksgebäude sowie die dazugehörige Technik und das Facility Management wandeln sich laufend. Die Herausgeberinnen und Herausgeber von ABI Technik und der Verlag de Gruyter wollen vorbildlich gestalteten Bauten mit nachhaltiger Architektur und Gebäudetechnik sowie interessantem und innovativem Innen-Design noch mehr Sichtbarkeit verschaffen. Sie haben daher den „ABI Technik-Preis für nachhaltigen Archiv- und Bibliotheksbau“ begründet.
Der ABI Technik-Preis wird 2025 zum zweiten Mal an Einrichtungen, Architekt:innen oder Bauträger verliehen. Er steht diesmal unter der Überschrift „Ökologisches Bauen von Archiven und Bibliotheken“. Er wird 2025 an Einrichtungen, Architekt:innen oder Bauträger von Archiven und Bibliotheken verliehen, die das ökologische Bauen ins Zentrum ihres Bauprojekts gestellt haben.
Dies betrifft Fragen der Konzeption und Architektursprache ebenso wie die Wiederverwendung von Rohstoffen, die Anpassung vorhandener Gebäude, die Revidierbarkeit von baulichen Konstruktionen, aber auch Lösungen für die klimagerechte Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut. Nicht nur veränderte Klimabedingungen, auch die Energie, die zur Klimasteuerung in den Gebäuden dient, sowie der Energiebedarf zur Erhaltung und Bereitstellung digitaler Daten stehen zunehmend im Fokus. Wie werden Archive und Bibliotheken unter diesen Bedingungen ihrem Kernauftrag gerecht, und welche preiswürdigen Lösungen verdienen besondere Sichtbarkeit?
Der ABI Technik-Preis honoriert die Flexibilität und Optimierungsfähigkeit von Archiv- und Bibliotheksgebäuden hinsichtlich veränderter Nutzungsszenarien sowie die Bereitschaft und Anstrengung von Einrichtungen, Architekt:innen sowie Bauträgern, Gebäude unter Nutzungsgesichtspunkten zu optimieren, Best-Practice-Beispiele zu teilen und aus Fehlern zu lernen.
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So ein Theater: von der Crowd für alle! Crowdsourcing als Wegbereiter für demokratische Wissenserschließung an der Wienbibliothek im Rathaus
Katrin Kühnert, Christiane Fritze
Wienbibliothek im Rathaus, Wien, Austria
Abstract
Die Wienbibliothek im Rathaus stellt sich aktiv den Herausforderungen der digitalen Transformation und setzt dabei auf die Demokratisierung von Wissen. Im Rahmen ihrer Open Content-Strategie macht sie Bestände für alle Nutzer*innengruppen frei zugänglich und fördert so das Bewusstsein für das gemeinsame kulturelle Erbe. Denn nur les- und verstehbares Wissen kann lebendig gemacht und inklusiv zur Debatte gestellt werden. Dabei werden auch neue Wege der Vermittlung und Partizipation beschritten.
Die im Netzwerk „Österreich forscht“ eingebundenen Crowdsourcing-Projekte der Wienbibliothek im Rathaus demonstrieren unter crowdsourcing.wien seit 2022 eindrucksvoll, wie Bürger*innen aktiv an der Erschließung historischer Dokumente mitwirken. Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der crowd-basierten Erschließung historischer Theaterzettel Wiener Spielstätten der 1930er Jahre („Wiener Theaterzettel 1930–1939“), die von einer bloßen Konvolutverzeichnung im Bibliothekskatalog zu einer granularen, metadatenbasierten Einzelerfassung transformiert werden. Dabei werden Personen und Werke auch mit der GND verknüpft. Die neu erschlossenen Theaterzettel werden in der Digitalen Wienbibliothek (digital.wienbibliothek.at) über verschiedene Kategorien wie Aufführungsdatum, Werk, Spielstätte, beteiligte Personen etc. recherchierbar sein. Durch die interoperablen Metadaten werden neben verbesserter Zugänglichkeit auch die Basis für weiterführende wissenschaftliche Analysen und die Anschlussfähigkeit an aktuelle Forschungsmethoden geschaffen. Die Bereitstellung der Informationen über eine OAI-PMH-Schnittstelle ermöglicht Forschenden außerdem eigene Untersuchungen durchzuführen, etwa Netzwerkanalysen oder Visualisierungen zur Aufführungshäufigkeit der Stücke. Das Crowdsourcing-Projekt verdeutlicht, wie durch gemeinschaftliches Engagement Wissensbestände neu erschlossen und für zukünftige Generationen nutzbar gemacht werden. So wird aus dem Gedächtnis der Stadt Wien Wissen der Zukunft.
Kurzbiografie
Katrin Kühnert, BA MA: Komparatistin, Mitarbeiterin im Bereich Forschung und Partizipation sowie im Crowdsourcing-Projektteam der Wienbibliothek im Rathaus
Christiane Fritze, M.A.: Mitarbeiterin im Bereich Digitales Sammlungsmanagement sowie im Crowdsourcing-Projektteam der Wienbibliothek im Rathaus
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«Library Update 3.0»: Community Building für Mitglieder der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
Anna Véron, Gary Seitz
Universitätsbibliothek Zürich, Naturwissenschaften, Zürich, Switzerland
Abstract
Das innovative Event „Library Update“ der Universitätsbibliothek dient als Schnittstelle zur Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät und fördert die Partizipation, sowie die Transparenz von bibliothekarischen Dienstleistungen. Ziel des Events ist es, das Interesse der Fakultätsmitglieder an unseren Services zu wecken und diese zur Mitgestaltung einzuladen.
Im Rahmen der Veranstaltung geben wir einen facettenreichen Überblick über aktuelle Entwicklungen, wie Angebote zu AI Literacy und Open-Access-Initiativen, und stellen diese kritisch zur Diskussion. Im Zentrum steht die Debatte, die sich mit kontroversen, aktuellen Herausforderungen im Arbeitsbereich der Liaison Librarians auseinandersetzt und den Austausch zwischen Fakultätsmitgliedern und Bibliothek aktiv unterstützt.
Die Vielfalt unserer Angebote präsentieren wir kreativ in Form einer „Speisekarte“: Angelehnt an italienische Gerichte, finden sich darauf verschiedene Themen, die wir in Lehrveranstaltungen, Abteilungssitzungen oder PhD-Retreats vertiefen. Dieser Ansatz vermittelt Nachhaltigkeit in der Wissensvermittlung und stärkt das Engagement für offene Wissenschaft.
Das Library Update erfindet sich jährlich neu, fördert die interdisziplinäre Gemeinschaftsbildung und schafft eine Begegnung auf Augenhöhe, die den offenen Austausch stärkt und die nachhaltige Entwicklung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit unterstützt.
Kurzbiografie
Dr. Anna C. Véron ist Liaison Librarian an der UB Zürich. Dank ihrem Forschungshintergrund in physikalischer Chemie versteht sie die Bedürfnisse der Wissenschaftler*innen und engagiert sich in allen Tätigkeitsbereichen eines Liaison Librarians in Zusammenarbeit mit Forschenden und Studierenden.
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Innovative Gestaltung eines PhD-Kurses: Einblicke in die Seminarform, Themen und Evaluation
Gary Seitz, Anna C. Véron
Universitätsbibliothek Zürich, Naturwissenschaften, Zürich, Switzerland
Abstract
Wir präsentieren die Konzipierung eines Informationskompetenz (IK)-Kurses für Doktorierende, der sich massgeschneidert auf die individuellen Arbeitsweisen und Bedürfnisse der Teilnehmenden ausrichtet. Durch die Wahl des Seminarformats wird ein interaktiver, kollaborativer Austausch von Ideen und Erfahrungen gefördert, der die Demokratisierung von Wissen und den offenen Dialog in der Wissenschaft unterstützt.
Der Vortrag beleuchtet den strukturierten Aufbau des Kurses und gibt Einblicke in die praxisorientierten Lektionen, die von den Teilnehmenden selbst erarbeitet und präsentiert werden. Diese Herangehensweise fördert das Bewusstsein für die aktuellen Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation, indem sie eine intensive Diskussion und eine kritische Auseinandersetzung mit einer vielfältigen Themenpalette ermöglicht. Auch wir als Kursleitende können durch diesen Austausch neue Perspektiven gewinnen und unseren Blick auf verschiedene Aspekte der Informationskompetenz erweitern.
Ein zentraler Fokus des Kurses liegt auf der Anregung zum experimentellen und kritischen Umgang mit generativer künstlicher Intelligenz. Die während der Recherche und Erstellung von Präsentationen gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse zur Nutzung und Bewertung KI-gestützter Tools stellen einen wichtigen Schritt hin zu einer nachhaltigen und ethischen Wissensvermittlung dar.
Unsere innovative Methodik hat weitreichende Auswirkungen auf die Ausbildung von Doktorierenden und bietet eine nachhaltige Grundlage für deren akademische Erfolge. Der intensive Dialog zwischen allen Beteiligten bestätigt uns in der Wahl dieses Formats und zeigt auf, dass die Vermittlung von Informationskompetenz zukünftig vermehrt auf Augenhöhe und Kollaboration setzen sollte, anstelle von traditionellem Frontalunterricht.
Kurzbiografie
Gary Seitz ist Liaison Librarian an der UB Zürich und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Informationskompetenz Schweiz (AGIKCH). Er verfolgt das Konzept des Liaison Librarian in seiner ganzen thematischen Breite.
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Vom Regal auf Braillezeile und Screenreader: Barrierefreie Literatur im Bibliotheksalltag
Bazalka Christine, Ursula Hermann, Kerstin Kern, Sandra Mann, Bernadette Seidl, Angelica Zeman
Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
Ein wesentlicher Meilenstein zum gleichberechtigten Lernen ist der gleichberechtigte Zugang zu Information. Gedruckte Literatur aus dem Bibliotheksbestand für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen zugänglich zu machen, ist ein mehrstufiger Vorgang. An der Universitätsbibliothek Wien ist dafür das Literaturservice zuständig.
Wir möchten durch diesen Workshop interessierten Personen diesen Prozess in Stationen näherbringen und zum Ausprobieren einladen.
Nach einem kurzen Einführungsvortrag lernen die Teilnehmenden die Schritte der Aufbereitung kennen und können diese ausprobieren. Im Fokus steht die Aufbereitung des Textes als barrierefreies Word-Dokument. Neben Gliederung und Aufrechterhaltung der Zitierfähigkeit zeigen wir die Beschreibung von Bildern und Grafiken, auch Verweise müssen korrekt verknüpft werden. Wir bieten Tipps und Tricks für den Umgang mit Herausforderungen der Aufbereitung von wissenschaftlicher Literatur.
Danach wird eine Möglichkeit vorgestellt, wie barrierefrei aufbereitete Werke in der Literaturrecherche einer Suchmaschine sichtbar gemacht werden können. Abschließend besteht die Möglichkeit zur Diskussion und für Fragen.
Die Teilnahme am Workshop ist auf 15 Personen beschränkt.
Kurzbiografie
Literaturservice für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen
Der Literaturservice für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen der Universitätsbibliothek Wien bietet eine Infrastruktur, welche Inklusion und den Zugang zur Literatur erleichtern soll.
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„Diversität im Vordergrund der Österreich-Bibliothek Poznań“
Anna Szewczuk
Österreich-Bibliothek, Poznań, Poland
Abstract
Die Österreich-Bibliothek Poznań an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań/Polen gegründet gehört zum Netzwerk der Österreich-Bibliotheken im Ausland. Seit über 30 Jahren arbeitet sie an kulturellen Projekten, die sehr abwechslungsreich sind und daher für jede Person von Interesse sein können. In dem Pitch wird auf verschiedene Aspekte der Tätigkeit der Österreich-Bibliothek Poznań aufmerksam gemacht, für die die Diversität im Vordergrund steht.
Kurzbiografie
Studium der Germanistik an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań und an der Karl-Franzens-Universität Graz. European Voluntary Service bei Literaturhaus Salzburg 2007/2008. Seit 2010 Mitarbeiterin der Österreich-Bibliothek Poznań
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Informationsbudget und Publikationen: Wissen wir alles?
Gernot Deinzer
Universität, Regensburg, Germany
Abstract
Der Transformationsprozess wissenschaftlicher Bibliotheken impliziert einen Paradigmenwechsel. Die lokale Informationsversorgung (Erwerbung und Lizenzierung) wird zunehmend durch eine globale Publikation der institutseigenen Forschungsergebnisse ersetzt.
An der Universität Regensburg wurde ein zentrales Informationsbudget etabliert, welches die Kosten für den Erwerb und die Lizenzierung von Informationen sowie die Gebühren für Publikationen umfasst. Dies ermöglicht ein Monitoring der eigenen Informationsausgaben.
Allerdings werden in diesem Informationsbudget Publikationen ohne direkte Kosten nicht berücksichtigt. Dies betrifft zum einen Publikationen aus Kooperationsprojekten, bei denen der Corresponding Author einem Kooperationspartner angehört. Diese werden von den beteiligten Einrichtung entweder direkt als APC oder indirekt im Rahmen eines Transformationvertrags beglichen. Zum anderen gewinnen Publikationsmodelle ohne Kosten für Autor:innen und Lesende zunehmend an Bedeutung. Dabei ist es ebenso essenziell, den Publikationsrahmen zu kennen und etwaige indirekte Kosten wie etwa Mitgliedschaften, Konsortialverträge und Ähnliches zu identifizieren. Dies ist insbesondere im Kontext der aktuellen Diskussion zur nachhaltigen Umstellung des Publikationsmarktes auf Diamond Open Access von hoher Relevanz.
In dem Beitrag wird dargelegt, wie an der Universität Regensburg die Publikationen ohne Kosten ermittelt werden. Dabei werden den Publikationen zugehörige Zahlungen, sei es von weiteren Einrichtungen oder im Rahmen der Unterstützung diamantener Geschäftsmodelle, zugeordnet. Zudem wird aufgezeigt, wie diese Ergebnisse in eine nachhaltige Planung von zukünftigen Ausgaben bei der Lizenzierung und dem Publizieren einfließen.
Kurzbiografie
Gernot Dienzer leitet die Abteilung It- und Publikationsservices an der UB Regensburg.
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Abteilungsübergreifendes Arbeiten in neuen Strukturen: Erfahrungen mit agilen Teams an der Universitätsbibliothek der WU Wirtschaftsuniversität Wien [Arbeitstitel]
Michael Katzmayr
WU Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Eine sich immer schneller wandelnde Welt mit ihren zunehmend komplexen Anforderungen auf technischer und sozialer Ebene birgt große Herausforderungen für die Entwicklung von Organisationen. Daher wurde im Strategieprozess der Universitätsbibliothek der WU ein Konzept für matrixartig organisierte Teams erarbeitet, die in jenen abteilungsübergreifenden, sich stark ändernden und komplexen Tätigkeitsbereichen eingesetzt werden können, bei denen die herkömmliche Stab-Linien-Organisation an ihre Grenzen stößt. Dabei standen agiles Arbeiten im Rahmen der Selbstorganisation, die dafür notwendige Ausgestaltung von Teamstrukturen und -kulturen sowie die Anbindung dieser Teams an die Linienorganisation im Vordergrund; zudem sollte die innovative Weiterentwicklung von Services und Prozessen expliziter Teil des Selbstverständnisses dieser Teams sein. Um Entscheidungen für oder gegen deren Etablierung in den jeweiligen Tätigkeitsbereichen zu objektivieren bzw. deren Implementierung zu erleichtern, wurden Checklisten erarbeitet und angewendet. In Folge wurden zwei Bereiche ermittelt, bei denen eine Umsetzung an der WU Bibliothek vielversprechend erscheint: anhand der Digitalen Sondersammlungen und des Lehrbuchservices wird nun im Rahmen eines Pilotversuchs die Tauglichkeit dieses Ansatzes für die Praxis getestet.
Kurzbiografie
Michael Katzmayr ist Fachreferent für Wirtschaftswissenschaften an der Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien und Leiter der Abteilung Bestandsmanagement.
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Handbuch für diskriminierungssensible Metadaten: Praktische Leitlinien für historische Forschungsprojekte und GLAM-Institutionen
Moritz Mähr1,2, Noëlle Schnegg1, Levyn Bürki2
1Universität Basel, Basel, Switzerland. 2Universität Bern, Bern, Switzerland
Abstract
Die Demokratisierung von Wissen und der verantwortungsvolle Umgang mit historischem Erbe erfordern innovative Ansätze in der digitalen Erschliessungspraxis. Das im Juni 2024 im Rahmen des Projekts Stadt.Geschichte.Basel entwickelte Handbuch zur Erstellung diskriminierungssensibler Metadaten richtet sich an GLAM-Institutionen sowie an geisteswissenschaftliche Forschungsprojekte und füllt eine Lücke, da praxisorientierte Anleitungen für eine diskriminierungssensible Erschliessung fehlen.
Als Living Document angelegt, dient das Handbuch einerseits als Grundlage für die Metadatenauszeichnung der historischen Quellen und Forschungsdaten der neuen Basler Stadtgeschichte. Andererseits bietet es GLAM-Institutionen und ähnlichen Projekten konkrete Handlungsempfehlungen für einen nachhaltigen und diskriminierungssensiblen Umgang mit Metadaten.
Methodisch vereint das Handbuch theoretische Grundlagen mit praktischen Fallbeispielen aus dem Projekt. Behandelt werden Aspekte wie Ontologien, Metadaten-Versionierung, Positionierung/Autor*innenschaft und die kritische Reflexion diskriminierungssensibler Begriffe und Konzepte wie „dekolonial“ oder „Bias“. Der Zugang wird in diesem Kontext inklusiver gestaltet, um die gesellschaftliche Repräsentation zu fördern. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der digitalen Nachhaltigkeit durch standardisierte Dokumentation und Langzeitarchivierung.
Die Praxiserfahrungen zeigen: Ein diskriminierungssensibler Umgang mit Metadaten ermöglicht einen inklusiveren Zugang zu historischen Quellen. Es bleibt zu diskutieren, inwieweit diskriminierungssensible Daten von betroffenen Communities selbst kommen oder inwiefern die Problematik des Inhalts der Quellen auf die Ebene der Autor*innenkritik und Quellenkritik ausgeweitet werden kann. Das Handbuch leistet so einen wichtigen Beitrag zur sozialen Verantwortung und Reflexivität von Gedächtnisinstitutionen im digitalen Zeitalter.
Kurzbiografie
300 Zeichen reichen leider nicht aus bei 3 Autor*innen. Angaben finden Sie unter https://stadtgeschichtebasel.ch/projekt#projektleitung, https://moritzmaehr.ch/ und https://www.linkedin.com/in/levyn-buerki/
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Was kümmern uns Plagiate? Oder: Warum Plagiate für Bibliothek und Wissenschaft (k)ein Problem sind.
Klaus-Rainer Brintzinger
Universitätsbibliothek LMU, München, Germany. Sektion 4 im Deutschen Bibliotheksverband, München, Germany
Abstract
Mehrere Fälle in der jüngeren Zeit hatten der seit dem „Fall Guttenberg“ in der Wissenschaft und in Bibliotheken intensiv geführten Plagiatsdiskussion neue Dimensionen verliehen:
2021 hatten die von einem österreichischen Plagiatsjäger erhobenen Vorwürfe gegen die spätere deutsche Außenministerin Annalena Baerbock die Bundestagswahl in erheblicher Weise beeinflusst.
Das Missbrauchspotential der Plagiatsjägerbranche zeigte sich 2022: Der gegen einen Münchner Rechtsmediziner erhobene Vorwurf, für seine Dissertation ungekennzeichnet Teile aus einer entlegenen Quelle entnommen zu haben, erwies sich als eine von langer Hand inszenierte Rufmordkampagne mit eigens dafür gefälschten Quellen.
2024 wurde die Vizechefredakteurin der Süddeutschen Zeitung wegen eines Plagiatsvorwurfes, der sich später als nicht haltbar erwiesen hatte, nahezu in den Suizid getrieben.
Für Bibliotheken stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie mit plagiatsverdächtigen Werken umzugehen ist.
Die Sektion für wissenschaftliche Bibliotheken des Deutschen Bibliotheksverbandes empfiehlt, in den Metadaten den Dissertationsvermerk zu löschen, wenn der Doktorgrad wegen eines Plagiats rechtskräftig entzogen wurde. Eine wertende Kennzeichnung im Katalog wird dagegen abgelehnt.
Doch: Wie erfährt die Bibliothek vom Entzug des Doktorgrades? Wie verfährt man mit elektronisch veröffentlichten Dissertationen, was passiert mit Werken, die keine Dissertationen sind und wie gehen Bibliotheken mit Werken um, bei denen die gute wissenschaftliche Praxis verletzt wurde – z.B. durch fehlerhafte Daten – ohne dass ein Plagiat vorliegt? Ist hier überhaupt ein Handeln von Bibliotheken gefragt?
Daran schließt stellt sich eine wissenschaftsethische und erkenntnistheoretische Frage an: Machen Plagiate ein Werk unwahr oder falsch? Was sind falsche Werke? Und wie ist damit umzugehen? Und schließlich: Welche Rolle kommt dem Bibliothekskatalog im Erkenntnisprozess zu?
Kurzbiografie
Vortragender ist Direktor der Universitätsbibliothek der LMU München und hat als Vorsitzender der dbv-Sektion 4 (wissenschaftliche Universalbibliotheken) in Presse und wissenschaftlichen Gremien zahlreiche Diskussionen zum richtigen Umgang mit Plagiaten geführt.
142
Digitales Forschungsdatenmanagement verbessern: das OSTrails-Projekt
Daniel Spichtinger
University of Vienna, Vienna, Austria
Abstract
Derzeit ist das Management von Forschungsdaten oft fragmentiert und ineffizient. Die effizientere Verknüpfung von Scientific Knowledge Graphs (SKGs), maschinell lesbaren Datenmanagementpläne (DMPs) und FAIR-Metriken kann dazu beitragen, die Qualität und Nachnutzbarkeit von Daten zu sichern. Dabei können auch Bibliotheken eine wichtige Rolle spielen.
Das EU-finanzierte Open Science Trails (OSTrails)-Projekt arbeitet mit 40 Partnern und 23 nationalen und thematischen Piloten zusammen, um (i) DMPs zu dynamischen, maschinenlesbaren Ressourcen zu entwickeln, (ii) wissenschaftliche Outputs über Wissensgraphen zu verknüpfen und (iii) die FAIRness von Daten zu bewerten. Dabei stellen die 15 nationalen und 8 thematischen Piloten sicher, dass die Lösungen robust, praxisnah und auf die Bedürfnisse der Forschungsgemeinschaft abgestimmt sind.
Der österreichische Pilot, an dem die TU Graz, die TU Wien und die Universität Wien (einschließlich AUSSDA und PHAIDRA) teilnehmen, wird DMP tools erweitern, Forschende bei der Erstellung disziplinspezifischer DMPs unterstützen, sowie die digitalen Objekte auf die FAIR Prinzipien checken.
Kurzbiografie
Daniel Spichtinger Arbeit ist an der Universität Wien für OSTrails (WP 4 – Nationale Piloten) tätig. Er ist auch bei der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) beschäftigt sowie in Teilzeit selbständiger Spezialist für Open Science und EU-Forschungspolitik.
143
“Weltverändern für Anfänger” – Die Bibliothek als Spielplatz für Demokratie?
Julia Strobel
Stadtbibliothek Graz, Graz, Austria
Abstract
In einer zunehmend komplexen und vielfältigen Gesellschaft spielt die Bildung für Demokratie und Menschenrechte eine entscheidende Rolle, insbesondere für die jüngere Generation. Die Bibliothek sieht es als ihre Aufgabe, bereits Kindern einen Ort zu bieten, an dem sie Demokratie spielerisch erleben und leben können.
Dieser Workshop richtet sich an Bibliothekarinnen und Bibliothekare, die in ihrer täglichen Arbeit mit diesen Zielgruppen interagieren und ihnen wertvolle Kompetenzen für ein verantwortungsvolles und aktives Leben in einer demokratischen Gesellschaft vermitteln möchten.
Der Workshop bietet einen interaktiven Rahmen, in dem die Teilnehmenden grundlegende Konzepte der Demokratie und der Menschen- bzw. Kinderrechte kennenlernen und deren Bedeutung insbesondere für Kinder erarbeiten. Es werden Methoden und Materialien vorgestellt, die Bibliothekar:innen dabei unterstützen, Kinder für Themen wie Gleichheit, Toleranz und Partizipation zu sensibilisieren.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung von kreativen Projekten und Veranstaltungskonzepten, die in Bibliotheken umgesetzt werden können, um das Bewusstsein für demokratische Werte zu fördern. Neben Best-Practice-Beispielen werden verschiedene Institutionen vorgestellt, die uns in unserer Vermittlungsarbeit inspirieren und als Kooperationspartner unterstützen können. Bibliothekar:innen sollen ermutigt werden, als Multiplikator:innen für Demokratiebildung und Menschen- bzw. Kinderrechte zu agieren und somit einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung zu leisten.
Am Ende des Workshops sind die Teilnehmenden nicht nur mit einem erweiterten Wissen ausgestattet, sondern auch mit konkreten Werkzeugen, um Kinder in ihrer Entwicklung zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu unterstützen.
Workshop mit Anmeldung!
Kurzbiografie
Julia Strobel ist Bibliothekarin, Literaturvermittlerin und Demokratievermittlerin im Rahmen des “Das Parlament kommt zu dir”-Veranstaltungsformats und bei Führungen im Grazer Rathaus, bei denen sie den Teilnehmenden die Geschichte und die Relevanz der (kommunalen) Demokratie näherbringt.
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Sind deutsche Bibliotheken barrierefrei? Ergebnisse der dbv-Umfrage zur Barrierefreiheit in Bibliotheken
Katrin Richter1, Anke Quast2
1Bauhaus-Universität Weimar, Universitätsbibliothek, Weimar, Germany. 2Technische Universität Berlin, Universitätsbibliothek, Berlin, Germany
Abstract
Im Jahr 2023 wurde die erste repräsentative und spartenübergreifende Umfrage zum Stand der Barrierefreiheit an Bibliotheken vom Deutschen Bibliotheksverband (dbv) in Kooperation mit dem Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (IBI) durchgeführt. Die Umfrage umfasste Fragen zu vier Themenbereichen: (1) Gebäude, (2) Einrichtung der Bibliotheksräume, (3) Serviceleistungen und Online-Angebote sowie (4) Kooperationen und Kompetenzen. Ziel der mittlerweile Open Access zugänglichen, nachnutzbaren Studie war es, den aktuellen Stand der Barrierefreiheit in Deutschland zu ermitteln. In dem Vortrag werden die wesentlichen Ergebnisse und die daraus ableitbaren Handlungsfelder, Unterstützungsmöglichkeiten und möglichen politischen Forderungen vorgestellt.
Das hohe Interesse an der Thematik lässt sich bereits an den überdurchschnittlichen Rücklaufwerten ablesen: Über 950 Standorte und damit 49 % der angefragten Bibliotheken beteiligten sich. Die Ergebnisse der Umfrage machen erhebliche Lücken hinsichtlich der Barrierefreiheit in den Einrichtungen deutlich. So haben 14% der Standorte keinen barrierefreien Eingang und nur 18% verfügen über eine barrierefreie Toilette. Gründe für fehlende oder zu geringe Barrierefreiheit liegen nicht allein an schwierigen baulichen Bedingungen oder fehlenden finanziellen Mitteln. Die teilnehmenden Bibliotheken nutzen auch die Möglichkeiten von Vernetzungen und Kooperationen mit anderen Einrichtungen oder Interessenverbänden eher wenig. Die Vermittlung von Fachwissen und Qualifikation des Personals spielt ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle. Gerade in diesen Feldern liegt ein hohes Verbesserungspotential. Insgesamt zeigt die Umfrage ein sehr großes Interesse an dem Thema und das hohe Engagement von Bibliotheksmitarbeitenden, Barrierefreiheit zu ermöglichen.
Weitere Informationen: https://www.bibliotheksverband.de/Inklusion-und-Barrierefreiheit
Kurzbiografie
Dr. Katrin Richter ist Kulturwissenschaftlerin und arbeitet als stellvertretende Direktorin.
Dr. Anke Quast ist Historikerin und arbeitet als stellvertretende Bibliotheksleitung.
Dr. Katrin Richter und Dr. Anke Quast sind Mitglieder der dbv-Kommission. Sie präsentieren die Ergebnisse gemeinsam.
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Have you seen this book? Schüler:innen, Student:innen und Enthusiast:innen auf der Suche nach verlorenen Büchern
Regine Dehnel
Staatsbibliothek zu Berlin, Berlin, Germany
Abstract
Am 28. November 2023 startete das Bildungs-, Erinnerungs- und Partizipationsprojekt „Library of Lost Books“ der Leo-Baeck-Institute Jerusalem und London mit einer Ausstellungseröffnung und Paneldiskussion zum Thema „Erinnern heute: Partizipation in der Bildungsarbeit und Provenienzforschung“. Kurz darauf, am 5. Dezember 2023 begaben sich Schüler:innen eines Gymnasiums in Falkensee bei Berlin auf die Suche nach jenen Büchern, die einst der 1942 beschlagnahmten Bibliothek der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums gehört hatten. Den Ausgangspunkt für ihre Suche bildete eine Bücherliste, die Ehrenamtler:innen, im Konkreten Abiturient:innen, anhand der überlieferten Jahrbücher der Hochschule rekonstruierten. Dem Aktionstag der Schüler:innen aus Falkensee in der Staatsbibliothek zu Berlin folgten weitere solche oder ähnliche Tage mit anderen Schüler:innen u.a. in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde von sowie der Bibliothek des Jüdischen Museums in Berlin.
Was konkret geschieht an diesen Tagen bei der Suche nach „alten“ Büchern in historisch gewachsenen Bibliotheken? Was entdecken und erfahren die Schüler:innen (und Student:innen) über Bibliotheken, über Bücher, sich selbst? Wie unterscheiden sich die Möglichkeiten und Herangehensweisen der verschiedenen Bibliotheken? Mit welchem Gewinn erfolgt die Büchersuche für die Gastgebenden? Vor welchen Herausforderungen sehen sich diese bei solch einem Projekt? Kann ein Citizen Science Projekt im Bereich der Provenienzforschung oder konkreter, der NS-Raubgutforschung, überhaupt funktionieren?
Im Vortrag sollen konkrete Beobachtungen, Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Projekt vorgestellt, Potentiale diskutiert, Grenzen ausgelotet werden. Den größeren Rahmen hierfür bildet die Frage nach der Bedeutung historischer Drucke für nächste Generationen sowie nach möglichen, realistischen Vermittlungs- und Partizipationsformate.
Kurzbiografie
seit 2018 Mitarbeiterin, seit 2022 wiss. Referentin für Provenienzforschung an der Staatsbibliothek zu Berlin; u.a. Organisation des 2., 3. und 4. Hannoverschen Symposiums zu NS-Raubgut in (vor allem) Bibliotheken, Projekte u.a. in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek und der UB der TU Berlin
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Vergessenes Erinnern. Aus dem Zweiten Untergeschoß – Provenienzforschung zum Hören
Elisabeth Geldmacher, Olivia Kaiser
SLUB Dresden, Dresden, Germany
Abstract
Wer war Beno Kaufmann? Wo findet sich seine Autografensammlung heute? Warum wurde er vergessen und wieso erinnern wir uns heute an ihn?
Diese Fragen stehen nicht im Fokus der systematischen Provenienzforschung zu NS-Raubgut, ergeben sich aber zwangsläufig im Forschungsprozess. Denn die in Kulturgütern eingeschriebenen Spuren stellen oft die letzten Erinnerungsanker an verfolgte Personen und Körperschaften dar.
So war es einerseits das Ziel der Nationalsozialist:innen, den 1862 in Krakau geborenen Beno Kaufmann aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Judentum 1942 zu ermorden, und andererseits seine sammelnde Tätigkeit und damit einen Teil seines selbstbestimmten Wirkens zu Nichte zu machen.
Als Gedächtnisinstitution schaffen Bibliotheken Zugang zu Wissen und bewahren diese Erinnerungsobjekte in ihren Magazinen auf. Neben den Kenntnissen zu Bestands- und Institutionsgeschichte fördert die Provenienzforschung die Geschichte hinter den Exlibris, Stempeln oder Autogrammen zu Tage.
NS-Raubgut zu identifizieren und gerechte und faire Lösungen zu finden, ist seit 15 Jahren Ziel der Provenienzforschung an der SLUB Dresden. Die 23 aufgefundenen Autografen, die dem Sammler Beno Kaufmann zuzuordnen sind, konnten im Februar 2024 in enger Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar an die rechtmäßigen Erb:innen restituiert und regulär angekauft werden.
Ausgehend von der Frage, wie Bibliotheken ihre Forschungsergebnisse zur Provenienzforschung vermitteln können, widmen wir uns im Vortrag dem dreiteiligen Podcast „Zweites Untergeschoss“ der SLUB. Bei der inhaltlichen Konzeption stand für das Projektteam im Vordergrund, dem Thema gerecht zu werden, ohne sich das Schicksal von Beno Kaufmann anzueignen.
Ziel des Vermittlungsangebots ist es sowohl den Hörer:innen niederschwellig einen Zugang zur Provenienzforschung zu Unrechtskontexten zu schaffen als auch zur Sensibilisierung im Umgang mit Kulturgut beizutragen.
Kurzbiografie
Elisabeth Geldmacher, Olivia Kaiser
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) im Projekt „NS-Raubgut in der SLUB (Bestände der Universitätsbibliothek)“
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Interkulturelle Bibliotheksarbeit in der Praxis – Die Kinderbücherei der Weltsprachen
Lisa Fristad
Stadt Wien – Büchereien, Wien, Austria
Abstract
In diesem Vortrag soll die Kinderbücherei der Weltsprachen vorgestellt werden und als Good-Practice-Beispiel aufzeigen, wie interkulturelle Bibliotheksarbeit in einer öffentlichen Bücherei gelingen kann. Die Kinderbücherei der Weltsprachen ist eine Zweigstelle der Stadt Wien – Büchereien, die 2015 etabliert wurde und sich seitdem der Mehrsprachigkeitsförderung widmet. Die Aspekte, die vorgestellt werden sollen, umfassen die Bestandsarbeit, das Veranstaltungswesen und die Arbeit mit Kindergruppen und Multiplikator*innen. In der Bestandsarbeit wird das partizipative Element des ersten Bestandsaufbaus vorgestellt sowie das neu formulierte Bestandskonzept, das Bestandsgrößen für die einzelnen Sprachen bestimmt und sich an Nachfrage, Relevanz und Erwerbungsmöglichkeiten orientiert. Das Veranstaltungskonzept der Bücherei hat sich ebenso auf den interkulturellen Schwerpunkt konzentriert und die unterschiedlichen Formate sollen vorgestellt werden. Als letzter Punkt soll die Vermittlung der Angebote an die wesentlichen Zielgruppen Kinder, Jugendliche und Pädagog*innen dargestellt werden. In der bibliothekspädagogischen Arbeit wird der Fokus auf die Deutsch- und Mehrsprachigkeitsförderung gesetzt und mit einigen Beispielen und Erfahrungsberichten aus der Praxis werden Ideen für Animationen für unterschiedliche Altersgruppen präsentiert.
Kurzbiografie
Lisa Fristad (*1996), seit 2019 Bibliothekarin bei den Stadt Wien – Büchereien, seit 2021 die Leiterin der Zweigstelle Kinderbücherei der Weltsprachen im 15. Wiener Gemeindebezirk.
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Workshop (für max. 30 Teilnehmende mit Anmeldung): Zwischen Big Picture und den vielen kleinen Schritten. Wie dimensionieren wir Change-Prozesse?
Andreas Brandtner1, Katharina Bruns2, Martin Lee3, Rudolf Mumenthaler4, Daniela Poth5, Christina Riesenweber3, Ladina Tschander4, Arne Weber5
1UB Wien, Wien, Austria. 2ZB Zürich, Zürich, Switzerland. 3UB Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Germany. 4UB Zürich, Zürich, Switzerland. 5UB Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Germany
Abstract
Change scheint in unserer Community selbstverständlich zu werden. Mittlerweile gehören die Diskussion und die Umsetzung von Change-Prozessen zur guten Praxis der Führung von Bibliotheken. Aber halten wir kurz inne und denken ernsthaft, mit aller Gelassenheit und konkret nach: Change-Prozesse umfassen in unserer Community oft die gesamte Organisation. Visionen werden entwickelt, Mission Statements geschrieben und Strategien ausgearbeitet. Das erfolgt auf einer reichlich hohen Abstraktionsebene, und es verlangt oft den Einbezug von mehreren hundert Mitarbeitenden. Welche Erfahrungen haben wir damit gemacht? Geht es auch kleiner? Braucht es den großen Wurf oder reichen punktuelle Maßnahmen? Steht hier Emphase gegen Pragmatik? Der Freundeskreis aus der UB der Humboldt-Universität zu Berlin, der UB Frankfurt, der UB Wien, der UB Zürich und der ZB Zürich tauscht sich regelmäßig vertrauensvoll über Erfahrungen in Change-Projekten und Organisationsentwicklung aus. In Wien wollen wir uns dem Spannungsfeld zwischen Big Picture und Veränderungsprozessen in kleineren Dimensionen zuwenden. Mit konkreten Szenarien und Erfahrungsbeispielen geben wir Impulse für die gemeinsame Erarbeitung von Lösungsstrategien und Handlungsoptionen. Die Teilnehmenden sind eingeladen, ihre Erfahrungen einzubringen und zu diskutieren. Die Ergebnisse werden dokumentiert und veröffentlicht.
Der Workshop soll außerdem illustrieren, welchen Erkenntnisgewinn der kontinuierliche Austausch in einer kleinen Gruppe ähnlicher Bibliotheken bringen kann. Größer als bilateraler Austausch, aber vertiefender als große Netzwerkveranstaltungen oder Round Tables, bietet der Kreis befreundeter Bibliotheken den Leitungen einen besonderen Resonanzraum für die jeweiligen Prozesse. Dieses komplementäre Format in mittlerer Skalierung könnte sich auch für andere Häuser eignen.
Kurzbiografie
Der Freundeskreis startete 2021 als Kooperation zwischen Bibliotheken in Berlin, Frankfurt am Main und Zürich. Seit 2024 besteht er aus den UBs der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Frankfurt am Main, der Universität Wien, der Universität Zürich sowie der Zentralbibliothek Zürich.
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Rollenverständnis und Arbeitsmanagement einer Österreich-Bibliothekarin im Ausland
Gabriella Lakfalviné Szögedi
Universität Debrecen, Universitäts- und Nationalbibliothek, Debrecen, Hungary
Abstract
Der Vortrag versucht die vielfältige Arbeit einer wissenschaftlichen Bibliothekarin in einer Universitätsbibliothek in Ungarn (Universitäts- und Nationalbibliothek Debrecen) darzustellen, die zugleich seit 20 Jahren eine der Österreich-Bibliotheken im Ausland leitet. Im Zentrum der Präsentation steht die Praxis, inwieweit die im Netzwerk der Österreich-Bibliotheken innewohnenden Möglichkeiten, die Zusammenarbeit mit österreichischen Partnern und die dadurch erworbenen Erfahrungen und neuen Kenntnisse, die Planung, die Organisation und die Koordination von Aufgaben vor Ort beeinflussen, und die Produktivität und die Effizienz der Arbeit einer wissenschaftlichen Bibliothekarin erhöhen können. Das Netzwerk der Österreich-Bibliotheken ermöglicht die unterschiedlichen Herangehensweisen bezüglich der digitalen Transformation unserer gegenwärtigen Kultur kennenzulernen, und diese Kenntnisse helfen, die Tätigkeiten in den verschiedenen Arbeitsfeldern bewusster durchzuführen: im Bereich des Community Building (die Bibliothek als unterstützende Institution im wissenschaftlichen Ökosystem), der Langzeitarchivierung des österreichisch-ungarischen Kulturgutes und der Veranstaltungen, die die Nachhaltigkeit oder die Wissenschaftsskepsis zum Thema haben. Die Rolle einer Österreich-Bibliothekarin ist der Brückenbau von der Gegenwart in die Zukunft.
Kurzbiografie
Gabriella Lakfalviné Szögedi (1977), promovierte Germanistin, arbeitet seit 2001 als wissenschaftliche Bibliothekarin für Germanistik und Klassische Philologie in der Universitäts- und Nationalbibliothek Debrecen in Ungarn, ist seit 2004 Leiterin der Österreich-Bibliothek Debrecen.
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Workshop: Bibliothek für alle Generationen – Alle Generationen in der Bibliothek! Workshopleitung Mag.a Regine Höller-Rauch
Regine Höller-Rauch, Michaela Haller
Lesezentrum Steiermark, Graz, Austria
Abstract
In diesem Workshop wird das Projekt „Bibliothek für alle Generationen“ des Lesezentrums Steiermark vorgestellt. Es soll die steirischen Bibliotheken umfassend und nachhaltig dabei unterstützen, die Bevölkerungsgruppe der Senior*innen gezielter anzusprechen und Leser*innen aller Generationen für das Thema „Ältere“ zu sensibilisieren. Mit verschiedensten Ideen kann sich so die Bibliothek nachhaltig als zentraler Treffpunkt für alle Generationen positionieren, Verständnis zwischen den Generationen schaffen und damit die Teilhabe älterer Menschen am gesellschaftlichen Leben fördern.
Nachdem bundesweit nur 3,7% der Senior*innen Nutzer*innen einer Bibliothek sind, sehen wir den Bedarf für einen solchen umfassenderen Fokus auf die Bevölkerungsgruppe „Senior*innen“ in der Bibliotheksarbeit, der verschiedene Aspekte eines Miteinanders der Altersgruppen berücksichtigt. Dazu wurden Materialien und „Handwerkszeug“ für Bibliotheken entwickelt, um ihnen die Konzeptionierung und Umsetzung von Veranstaltungen für alle Generationen zu erleichtern.
Im Workshop stellen wir die im Projekt „Bibliothek für alle Generationen“ entwickelten Materialien, den Teilnehmenden im Detail vor, wie z.B.: Medienliste, Medienpaket, Handbuch, Veranstaltungsbroschüre, Checkliste für Veranstaltungen, Mikrofonanlage. Außerdem bieten wir eine Kurzeinführung zum Thema Geragogik und wollen die Qualitätskriterien für Veranstaltungen für ältere Menschen diskutieren.
Im konkreten Ausprobieren verschiedener Methoden, die bei generationenübergreifenden Veranstaltungen zum Einsatz kommen können, werden mit vielen Veranstaltungsideen neue Ideen für die eigene Bibliothek angeregt.
Alle Materialien werden auf www.lesezentrum.at dargestellt und sind frei downloadbar.
Kurzbiografie
Mag.a Regine Höller-Rauch ist Mitarbeiterin des Lesezentrums Steiermark, Literaturvermittlerin, Pädagogin, Sozialwissenschafterin & Geragogin und Teil des Trainer*innenteams des vom Bundesministerium geförderten Digitalen Senior*innen-Lehrgangs.
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Von der OPL zur TwoPL
Astrid Weber
MED-EL Library, Innsbruck, Austria
Abstract
Eine OPL (One Person Library) bedeutet in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung für die bzw. den dort haupt- oder alleinverantwortlicheN BibliothekarIn oder InformationsspezialistIn. Da das vielheitliche und dynamische Arbeitspensum sowie die alleinige Verantwortung für den Bibliothekbetrieb – obgleich in vielen Fällen von engagierten HelferInnen unterstützt – oftmals nicht (mehr) von einer Person allein geleistet werden kann, ist eine zweite äquivalent qualifizierte Fachkraft von Nöten. Diese Entwicklung ist bereits in mehreren Organisationen Realität geworden und würde folglich den Begriff OPL revidieren, zumindest die Wortneuschöpfung einer TwoPL also einer Two Person Library, nötig machen, um der tatsächlichen Realität gerecht zu werden.
Warum wir uns aber in dieser Neukonstellation weiterhin als OPL verstehen wollen, soll in diesem Beitrag kurz erörtert werden. Diesbezüglich soll die Bedeutungssignifikanz einer OPL zugunsten qualitativer Aspekte, also an der Art und Weise, wie dort gearbeitet wird, verschoben und der quantitative Aspekt, wie viele Personen dort tätig sind, hintangestellt werden. Dies lässt sich damit begründen, dass wesentliche Charakteristika und die Arbeitsweise innerhalb einer OPL auch in einer Doppelbesetzung weitestgehend erhalten bleiben. Im konkreten Fall wurde unsere Institution, eine Firmenbibliothek, durch die Einstellung einer zweiten Bibliothekarin von einer OPL zu einer TwoPL.
Hierbei kann die hochinteressante, aber für viele BibliothekarInnen eher unbekannte Welt der OPLs präsentiert werden. Der Beitrag soll dazu einladen, aus den persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen Input für die eigene Arbeit zu gewinnen und sich auszutauschen. Dies soll vor allem KollegInnen aus anderen OPL, aber auch solche, die in größeren Bibliotheken tätig sind, ansprechen.
Kurzbiografie
Astrid Weber (M.A., MSc) war mehrere Jahre an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol tätig. Seit 2023 ist sie in der Corporate Library der Firma MED-EL als Bibliothekarin tätig und seit 2024 Kommissionsvorsitzende der Kommission für One Person Libraries (OPL).
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Sammeln digitaler Vor- und Nachlässe – Herausforderungen und Lösungsansätze
Christiane Fritze, Wolfgang Straub, Gregor Neuböck
Wienbibliothek im Rathaus, Wien, Austria
Abstract
Mitten in den Vorbereitungen für unser digitales Sammlungsmanagement trifft uns die Nachricht, dass das Internet Archive gehackt wurde. Wissenschaftler weltweit nutzen das Internet Archive bisher, um flüchtige Webinhalte dauerhaft zu referenzieren – eine Praxis, deren Verlässlichkeit nun grundlegend in Frage gestellt wird.
Dieser Vorfall unterstreicht die Dringlichkeit unseres Vorhabens, eine robuste, sichere und vertrauenswürdige Infrastruktur für born-digital Sammlungen aufzubauen. Nicht nur die Wienbibliothek im Rathaus steht vor der Herausforderung, born-digital-Materialien aus Vor- und Nachlässen (u.a. E-Mails, Texte in verschiedensten, z.T. proprietären Dateiformaten, digitales Bildmaterial und Kompositionen, Social-Media-Content, Netzpublikationen) zu bewahren. Dies schließt auch eine notwendige Neuausrichtung und Anpassung der Erfassungsroutinen ein.
Im Workshop stellen wir unseren Repository-basierten Ansatz zur Diskussion. Der Schwerpunkt liegt auf der zentralen Anforderung, die heterogenen digitalen Materialien unter Berücksichtigung urheberrechtlicher und datenschutzrechtlicher Aspekte systematisch zu erfassen und zu erschließen und mit den analogen Beständen in Bezug zu setzen. Wir wollen Workflows für Ingest, Integration und Erschließung verschiedenster Dateiformate und -strukturen in das Repository-System ebenso diskutieren wie die Anbindung etablierter computergestützter Erschließungsverfahren wie Named Entity Recognition (NER), Named Entity Linking (NEL) und Topic Modeling. Diese Technologien können bibliothekarische Erschließungsarbeit ergänzen und ermöglichen zusätzliche Zugänge zu den Materialien.
Ziel des Workshops ist es, gemeinsam mit anderen Institutionen Best Practices für einen nachnutzbaren Workflow im digitalen Sammlungsmanagement zu entwickeln sowie die Vernetzung der Player untereinander zu stärken.
Eine Anmeldung zum Workshop wird erwünscht.
Kurzbiografie
Christiane Fritze: Mitarbeiterin Digitales Sammlungsmanagement der Wienbibliothek im Rathaus
Wolfgang Straub: Leitung Handschriften, Musikalien und Nachlässe der Wienbibliothek im Rathaus
Gregor Neuböck: Leitung Digitales Sammlungsmanagement der Wienbibliothek im Rathaus
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Auf Herz und Nieren gewaschen. Untersuchung und Restaurierung eines anatomischen Klappbuches
Pia Fiedler, Theresa Zammit Lupi, Lena Krämer
Universität Graz, Graz, Austria
Abstract
Die komplexen Strukturen des menschlichen Körpers üben seit jeher eine Faszination auf die Menschheit aus. Die anatomische Sektion war für lange Zeit die einzige Möglichkeit zur detaillierten Untersuchung des Aufbaus unseres Körpers, stellte allerdings während des Mittelalters im christlichen Abendland ein Tabu dar und das medizinische Wissen basierte weitgehend auf den Lehren des römischen Arztes Galen (um 129 – um 201 n. Chr.). In der Renaissance begannen Gelehrte wie Andreas Vesalius (1514–1564), das überlieferte Wissen in Frage zu stellen, indem sie präzise Sektionen am menschlichen Körper durchführten und ihre Erkenntnisse publizierten. Zur Veranschaulichung der Ergebnisse wurden die gedruckten Traktate mit anatomischen Abbildungen versehen. Medizinische Texte, die zuvor auf akademische und religiöse Kreise beschränkt waren, wurden dadurch für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich und förderten das Interesse und das Verständnis für die medizinischen Wissenschaften. Eine Möglichkeit, den komplexen Aufbau des menschlichen Körpers für Laien nachvollziehbarer zu machen, waren anatomische Klappbilder und -bücher. Eine anatomische Sektion imitierend wurden auf die meist paarweise abgebildeten menschlichen Figuren Illustrationen von Organen und Körperteilen aufgeklebt, die nacheinander weggeklappt werden konnten.
Eines der vielschichtigsten und populärsten anatomischen Klappbücher der Neuzeit ist Johann Remmelins „Catoptrum Microcosmicum“. Die Universitätsbibliothek Graz verwahrt ein Exemplar aus dem Jahr 1660, das im Rahmen der „2500 Jahre Wissen – Buchpatenschaft der Universitätsbibliothek Graz“ in einem aufwendigen Prozess gereinigt und restauriert wurde. In dem interdisziplinären Vortrag wird das Werk in seinem historischen Kontext beleuchtet und ein Überblick über die durchgeführten Restaurierungsmaßnahmen geboten.
Kurzbiografie
Die Autorinnen sind in der Abteilung für Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz im Bereich der Digitalisierung bzw. Restaurierung tätig. Theresa Zammit Lupi entdeckte im Mai 2023 das älteste handgeschriebene Dokument in Buchform, bekannt als „Das Mumienbuch“.
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Talent trifft Adler – Erfahrungen mit der Lehrausbildung in den Bibliotheken der Tiroler Landesverwaltung (Bibliothek des Tiroler Landesarchivs ; Landesamtsbibliothek)
Maria Neumayr1, Rene Thalmair2
1Bibliothek des Tiroler Landesarchivs, Innsbruck, Austria. 2Landesamtsbibliothek / Amt der Tiroler Landesregierung, Innsbruck, Austria
Abstract
Welche Vor- und Nachteile hat die Lehrausbildung gegenüber anderen Ausbildungsformen im Bibliotheksbereich? Wie können selbst kleine Bibliotheken eine Lehrausbildung meistern und alle Beteiligten gut davon profitieren? Welche spezifischen Chancen und Herausforderungen ergeben sich bei der Lehrausbildung in einem behördlichen Kontext?
In diesem Werkstattbericht werden theoretische Überlegungen zur Lehrausbildung durch einen bunten Strauß an praktischen Beispielen begleitet. Die Vortragenden beleuchten u.a. das Spannungsfeld der Lehrausbildung in einer One Person Library einerseits und deren Einbindung in einen großen Arbeitgeber andererseits. Mittels der Darstellung praxisbezogener Projekte, die aus dem Ausbildungsplan abgeleitet sind, beantworten sich auch Fragen wie:
- Kann das fluid gewordene Berufsbild dazu beitragen am Ende zu wissen, was ein*e Bibliothekar*in wissen und können soll?
- Liegt gerade in der Flexibilität im Beruf eine Chance für den Lehrling und den Arbeitgeber?
- (Wie) können verwandte Lehrberufe in die Lehrausbildung integriert werden?
- Inwieweit kann die Lehrausbildung modular konzipiert werden?
- Wie schaffen wir günstige Voraussetzungen dafür, dass sich Lehrlinge mit ihren Potentialen kreativ und produktiv einbringen können?
- Wie können selbst große Bibliotheksprojekte (Übersiedlung, Neubau, Bibliothekssystemwechsel) konstruktiv für die Lehrausbildung genützt werden?
Praktische Empfehlungen – an alle Anwesenden als Handout weitergereicht – runden die Diskussion dieser vielfältigen Aspekte und Grundsatzfragen der Lehrausbildung ab.
Kurzbiografie
Jg 1966, 1 Kind, Absolventin ULG LIS an der UB Wien, seit 2018 Mitarbeiterin in der Bibliothek des Tiroler Landesarchivs / Amt der Tiroler Landesregierung, Lehrlingsausbilderin, davor AHS-Lehrkraft (GWK, GSK), langjährige Tätigkeit im Bereich Sozialpädagogik, -beratung und -management
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Vom Werkzeug zur Wissenskarte: Szientometrische Dienste im Wandel
Andreas Pacher, Doron Goldfarb
TU Wien Bibliothek, Wien, Austria
Abstract
Die Kerntätigkeiten szientometrischer Abteilungen in Universitätsbibliotheken haben sich inzwischen etabliert. Außerhalb dieses festen Kerns sind die szientometrisch erfüllbaren Wissensbedürfnisse der Universitätsadministration allerdings stetem Wandel unterworfen. Dieser Beitrag liefert einen kursorischen Überblick über jene Tätigkeiten, die die Fachgruppe Szientometrie und Datenvisualisierung der TU Wien Bibliothek in den letzten Jahren wiederholt beschäftigt hat. Dazu gehört etwa die Identifizierung individueller Forschungspartner_innen in spezifischen Ländern, das Auffinden besonders starker Forschungsthemen der TU Wien im Vergleich zu Dutzenden anderen Universitäten, oder auch die Suche nach irrigen Publikationen in sogenannten „predatory journals“. Viele szientometrische Aufträge weisen explorative Elemente auf, die innovative Denkweisen ebenso erfordern wie neuartige Datenverlinkungen, elaborierte Programmier- und Statistikkenntnisse sowie interaktive Visualisierungen. Insbesondere letztere Entwicklungen eröffnen auch neue, komplementäre Funktionen für szientometrische Methoden: Parallel zu den traditionell eher bewertenden und vergleichenden Anwendungsfällen bieten sie auch das Potential für informierende und bisweilen auch unterhaltende Zugänge, die eher an ein allgemeines, interessiertes Publikum gerichtet sind. Dieser Beitrag diskutiert diese Entwicklungen und reflektiert das sich dadurch verändernde Anforderungsprofil szientometrischer Fachgruppen innerhalb der Universitätsadministration.
Kurzbiografie
Andreas Pacher und Doron Goldfarb sind in der Fachgruppe Szientometrie und Datenvisualisierung der TU Wien Bibliothek tätig. Die Fachgruppe betreibt den Data Visualisation Space (Davis) und bietet szientometrische Analysen sowie einschlägige, interdisziplinäre Lehrveranstaltungen für die TU Wien an.
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Orientierung in Zeiten des Wandels – Rolle und Aufgaben von Bibliotheken angesichts neuer Phänomene wie Predatory Practices
Clara Ginther1, Ursula Ulrych2, Johanna Hubweber3
1Veterinärmedizinische Universität Wien, Wien, Austria. 2Universität Wien, Wien, Austria. 3WU Wien, Wien, Austria
Abstract
Aktuell gibt es große Veränderungen im Bereich der wissenschaftlichen Kommunikation: die Open Access Transformation, die Digitalisierung, generative KI, um nur einige Beispiele zu nennen. Aus all diesen Umbrüchen im System erwachsen Herausforderungen für die Wissenschaft, die Verlagswelt und auch die bibliothekarische Arbeit. So entstehen im Publikationswesen neue Geschäftsmodelle. Manche davon fördern eine von Wissenschaftler:innen geleitete und gestaltete Publikationskultur, andere ziehen in betrügerischer Absicht Nutzen aus dieser Zeit des Wandels und zeigen damit auch bestehende Schwachstellen im System auf. Zu letzteren Akteuren zählen unter anderem sogenannte Predatory Publisher. Bibliotheken sind mit dieser Thematik bereits seit Jahren befasst, wobei die Beratung und Unterstützung im Anlassfall sowie die Bewusstseinsbildung bislang im Vordergrund standen. Im Rahmen des Teilprojektes 4 „Predatory Publishing“ von AT2OA2 wurde Bibliothekar:innen und Forschungsmanager.innen nun die Möglichkeit gegeben, sich über vier Jahre auch jenseits der akuten Problemlösung eingehend mit neuen, betrügerischen Formen wissenschaftlicher Kommunikation zu befassen. Ausgehend von den Fragen, wie Predatory Praktiken einzuorden sind, was sie bedingt und sie befördert folgte die Ausarbeitung von Anforderungen, die sich daraus für Bibliotheken mit Blick auf die Praxis der Informationsvermittlung und des Serviceangebotes ergeben. In alldem stand immer die Frage der Rolle und Aufgabe von Bibliotheken im Raum. Warum beschäftigen sich Bibliotheken mit dieser Thematik? Im Vortrag werden erste Ergebnisse und Hypothesen aus dieser intensiven Arbeit präsentiert. Dabei wird gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit Predatory Publishing wie auch der Wandel wissenschaftlicher Kommunikation essentiell für die wissenschaftliche Gemeinschaft ist. Bibliotheken kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu, da sie inmitten der Veränderungen Orientierung geben und praxisorientierten Dialog ermöglichen.
Kurzbiografie
Clara Ginther leitet die Universitätsbibliothek an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Mit der Thematik Predatory Publishing ist sie seit 2016 befasst und hat die vergangenen Jahre im Rahmen des Projektes AT2OA2 am Aufbau der wissKomm Community of Practice mitgewirkt.
162
wissKomm – der Weg vom Projekt zu einer Community of Practice
Susanne Luger1, Clara Ginther2, Paul Gredler3
1Johannes Kepler Universität Linz, Linz, Austria. 2Vetrerinärmedizinische Universität Wien, Wien, Austria. 3Paris Lodron Universität, Salzburg, Austria
Abstract
Den Wandel in der Wissenschaft, den die Open-Science-Bewegung mit sich bringt, erfahren auch wissenschaftliche Bibliotheken deutlich. Für sie bedeutet er neu auf- und auszubauende Arbeits- und Aufgabenbereiche sowie Expertise. Das spiegelt sich in zahlreichen (bibliotheksübergreifenden) Projekten, Arbeitsgruppen und Netzwerken zu jeweils spezifischen Themen wider, worin neue Praktiken, Tools und Services entwickelt werden sollen. So hat sich über die letzten vier Jahre eine Gruppe von Bibliothekar*innen und Forschungsmanager*innen im Rahmen des österreichischen Projekts AT2OA2 im Teilprojekt 4 dem Thema Predatory Publishing gewidmet. Über die Projektzeit hat sich dabei gezeigt, dass ein ausschließlicher Fokus auf Predatoy Practices zu kurz greift und die weitere Thematik der wissenschaftlichen Kommunikation im Wandel, im Besonderen in Hinblick auf Qualität und Qualitätssicherung, mitgedacht und integriert werden muss. Das Problem, vor dem jede dieser Gruppen über kurz oder lang steht, ist die Frage nach der Kommunikation, der Vernetzung und vor allem Verstetigung sowie langfristigen Kuratierung geschaffener Initiativen, Netzwerke und Infrastrukturen. Alleine schon aus der Weite, Tragweite und Wandelbarkeit des Phänomens Predatory Publishing heraus, wurde das Projekt von Anfang an anders gedacht und der Aufbau einer Community of Practice, wissKomm, in den Vordergrund gestellt, die auch über das Projektende hinweg die Thematik als auch bestehende Praxis weiter beobachtet, analysiert, reflektiert und entwickelt. In diesem Vortrag berichtet die wissKomm Community aus ihren Erfahrungen sowie Herausforderungen und geht dabei den Fragen nach: Was unterscheidet überhaupt eine Community of Practice von Arbeitsgruppen oder Netzwerken? Wozu braucht es diese Art der Zusammenarbeit und wie gestaltet sich die Arbeitsweise? Wie hat sich dieser Prozess über die letzten Jahre dargestellt und wie geht es weiter?
Kurzbiografie
Susanne Luger betreut an der Universitätsbibliothek der JKU Linz seit 2018 die Open-Access-Agenden und leitet seit 2023 die Abteilung Lizenzmanagement und Wissenschaftsservices. Über die letzten Jahre im Projekt AT2OA² hat sie am Aufbau der wissKomm Community of Practice mitgewirkt.
163
Unsere Jugendbibliothek ist „BIBFIT“
Cornelia Purr, Irene Messner
Öffentliche Bücherei Groß St. Florian, Groß St. Florian, Austria
Abstract
Seit einiger Zeit helfen 7 Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren in der Bücherei und übernehmen im Beisein eines Erwachsenen einen Bibliotheksdienst.
Einerseits um das Interesse der Jugendlichen zu erhalten, andererseits aber auch um ihre Kompetenzen zu erweitern, entschlossen wir uns einen „Lehrgang“ namens BIBFIT anzubieten.
Wir überlegten uns 5 Themengebiete, die jeweils in Form von Workshops mit einer Dauer von ca. 3 Std. erarbeitet werden sollen.
Da wir alle 6 Wochen Teambesprechungen für die Jugend haben, bieten wir diese Workshops im Anschluss an diese an.
Die 5 Themen sind
- Einführung: ein Bibliotheksdienst
- Alles rund ums Buch und andere Medien
- Bibliothekssoftware benutzen
- Leser:innenbetreuung
- Social Media und Büchereiauftritt in der Öffentlichkeit
Die Einführung soll für alle Jugendlichen sein, die in der Bücherei arbeiten. Dabei geht es einfach um das Minimalwissen, das man für einen Büchereidienst mitbringen muss, vom Aufsperren der Bücherei, über den Verleih bis zum Licht abdrehen.
Die anderen vier Themenbereiche bieten wir für besonders Interessierte an, die ab einem bestimmten Alter auch allein einen Bibliotheksdienst übernehmen wollen. Das Ziel wäre es, die Bücherei an einem Tag als eigenständige Jugendbibliothek zu führen.
Alle Themen sollen natürlich stark in Bezug auf unsere Bibliothekssituation erarbeitet werden. Das heißt wir beschäftigen uns im zweiten Teil in erster Linie mit den Medien Buch, Zeitschrift, Tonies und Spielen, da wir weder Hörbücher noch DVDs anbieten. Die Jugendlichen sollen zwar einen theoretischen Überblick über die unterschiedlichen Genres bekommen, aber wir legen unseren Fokus auf jene, die in der Bücherei vertreten sind.
Genauso wird das auch bei Punkt 2 gehandhabt. Hier sollen die Jugendlichen sich v.a. mit Littera beschäftigen, aber auch über unseren online-Katalog Bescheid wissen.
Bei Punkt 5 erhoffen wir uns einen starken Input der Jugendlichen und werden selbst wohl viel dazu lernen.
Kurzbiografie
Cornelia Purr, geb. 1971, arbeitet seit 2013 ehrenamtlich in der Öffentlichen Bücherei Groß St. Florian, seit Jänner 2018 Leitung der Bücherei.
Irene Messner, geb. 1979, arbeitet seit 2017 ehrenamtlich in der Öffentlichen Bücherei Groß St. Florian, Schwerpunkt Kinder- und Jugendangebote.
164
Barrierefreies Lesen
Matthias Németh
NÖ Landesbibliothek, St. Pölten, Austria
Abstract
Das Erlernen des Lesens hängt davon ab, in welchem Umfang Wissen erworben werden kann. Um Menschen mit Behinderungen beim Aufbau von Lesekompetenzen unterstützen zu können, sind mitunter Kenntnisse über verschiedene Behinderungsarten und Krankheitsbilder, rechtliche Rahmenbedingungen, bauliche und technische Gegebenheiten, Kommunikation, Bildung, Wissensvermittlung usw. erforderlich. In meinem Beitrag möchte ich mich folgenden Fragen widmen:
– wie lesen Menschen mit Behinderungen?
– in welcher Form steht der für sie nutzbare Lesestoff zur Verfügung?
– welche Angebote brauchen sie für einen selbständigen Zugang?
165
PANEL- Barrierefreie Bibliotheken – Accessible4all
Susanne Blumesberger1, Sandra Hermann2, Maria Guseva1
1Universität Wien, Wien, Austria. 2Niederösterreichische Landesbibliothek, St. Pölten, Austria
Abstract
Die Kommission für Barrierefreiheit in Bibliotheken der VÖB möchte vor allem aufzeigen, wie Webangebote von Bibliotheken möglichst barrierefrei gestaltet werden können. Derzeit stehen Menschen mit Einschränkungen noch vor diversen Herausforderungen um selbständig an Publikationen und Forschungsoutput heranzukommen und eine freie Auswahl aus allen Wissensquellen zu treffen, denn nur ein geringer Anteil der Publikationen und Daten ist beispielsweise für sehbeeinträchtigte oder blinde Leser*innen aufbereitet. Gleichzeitig ist es für Menschen mit Behinderungen oft nahezu unmöglich gleichberechtigt an der Produktion von Publikationen oder anderen Webinhalten teilzuhaben. Zu den Hindernissen zählen beispielsweise eine fehlende Strukturierung des Inhalts, unzureichende Beschreibungen von Inhalten, fehlende oder falsche Beschriftungen von Formularen, ungünstige Farbgebungen, zu wenig Angebote für gehörlose Menschen oder für Personen mit eingeschränkter Mobilität.
Die Kommission kann bereits auf einige Aktivitäten, unter anderem ein Sonderheft der VÖB-Mitteilungen zum Thema Barrierefreiheit und Veranstaltungen zurückblicken. Wichtig ist, dass auch betroffene Personen aktiv an der Kommission mitwirken und ihre Erfahrungen miteinfließen lassen.
Der erste Schritt ist immer Bewusstsein für Barrieren zu schaffen und danach nach Lösungen zu suchen.
Das Panel soll einerseits die Kommission ein wenig vorstellen, eine betroffene Kollegin zu Wort kommen lassen und ein Beispiele für die konkrete Arbeit vorstellen.
Kurzbiografie
Germanistin, an der Universitätsbibliothek der Universität Wien als Leiterin der Abteilung Repositorienmanagement – PHAIDRA-Services tätig, zahlreiche Publikationen über Datenmanagement, Literaturwissenschaft, 2. Vizepräsidentin der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare.
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From Books to Impact: Austrian Library and University Library in Belgrade Supporting the Sustainable Development Agenda
Šejla Džidić
Austrian Library, Belgrade, Serbia. University Library, Belgrade, Serbia
Abstract
As one of the main hubs of knowledge, research and community engagement and disseminators of well-sourced information Libraries play a big role in society through educating and leading by example. The Austrian Library in Belgrade and its host institution, the University Library have been actively involved in promoting and contributing to the UN 2030 Agenda and its 17 Sustainable Development Goals (SDGs) not only through their usual services and practices: providing access to vital information resources that support academic research and foster innovation (SDG 4); promoting inclusion by ensuring equitable access to information (SDG 10), but also through special projects and actions such as the ongoing MILAGRO project – aimed at providing tools and opportunities to empower local communities and migrants to build good relationships through mutual understanding, respect and solidarity. Through collaborative initiatives in partnership with IFLA and the Serbian Library Association, the Austrian Library and the University Library have organized workshops and outreach programs for librarians and the public regarding the UN 2030 Agenda, thus contributing to raising awareness of sustainability issues and empowering individuals to contribute. More than 200 librarians from Serbia participated in these workshops upon which they continued the action in their local communities. Hundreds of participants in outreach activities at the Belgrade Book Fair were introduced to the SDGs through a series of engaging activities designed to raise awareness and foster dialogue. The inclusion of hands-on activities such as quizzes and informative displays showcasing resources related to SDGs, allowed participants to connect personally with the goals. By creating a vibrant and informative space, the library not only educated the community about the SDGs but also inspired collective action toward achieving a more sustainable future.
Keywords: Austrian Library Belgrade, University Library, SDGs
Kurzbiografie
Šejla Džidić was born in 1990. She graduated in 2013 from the Faculty of Philology, University of Belgrade at the Department of German Language, Literature and Culture. In 2015 she earned her MA degree at the same department. She works at the Austrian Library in Belgrade since 2014.
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Offen und FAIR publizieren mit Graz University Library Publishing
Elisabeth Stadler
Universität Graz – Universitätsbibliothek, Graz, Austria
Abstract
Der Diamond-OA-Publikationsdienst „Graz University Library Publishing“ steht seit Mai 2023 den Forscher:innen der Universität Graz zur Verfügung und unterstützt sie dabei, ihre Forschungsergebnisse zeitnah Open Access zu veröffentlichen. Hervorgegangen ist der Service aus dem 2005 gegründeten „Grazer Universitätsverlag“ – einer Kooperation der Universität Graz mit zwei in Graz ansässigen Verlagen, die jedoch weder digitale Publikationen noch Open Access vorsah. Aus diesen Gründen wurden die Kooperationsverträge 2018 aufgelöst und es wurde ein Neustart gewagt.
Im Zentrum des neuen Konzepts stand für uns, den Forscher:innen an der Universität Graz eine kostenlose Publikationsmöglichkeit (Diamond Open Access) zu geben, die den qualitativen und technischen Standards der OA-Initiativen und Forschungsförderer entspricht und mit den Vorgaben der Universität Graz konform geht. Sämtliche Publikationen können weltweit rezipiert und aufgrund der CC-BY-Lizenzierung rechtssicher nachgenutzt werden – damit leistet Graz University Library Publishing auch einen wichtigen Beitrag im Sinne des Bildungsauftrags der Universität zu gesellschaftsrelevanten Fragestellungen und demokratischem Zugang zu Forschungsergebnissen. Das Leistungspaket von Library Publishing enthält neben Beratung, Prozessbegleitung und -management, Vergabe der Persistent Identifier etc. v.a. die Veröffentlichung der elektronischen Bücher auf unserer eigenen sowie weiteren Plattformen inklusive Metadatenpflege und Marketingmaßnahmen, ein Ausbau in Richtung Unterstützung der Autor:innen bei Satz- und Lektoratsagenden wird angestrebt.
Der Vortrag stellt die Eckpunkte des Konzepts vor und geht auf bisherige Erfahrungen und Überlegungen zur Weiterentwicklung ein.
Kurzbiografie
Elisabeth Stadler studierte Germanistik und Musikwissenschaft an der Universität Graz; seit 2005 selbstständige Lektorin und Layouterin; seit Mai 2018 Mitarbeiterin der Publikationsservices der UB Graz, wo sie das Konzept für Library Publishing erstellte. ORCID 0000-0001-7596-9818
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Das neue Schulungsprogramm der Universitätsbibliothek Wien: modular und am Framework for Information Literacy for Higher Education der ACRL orientiert. Ein Werkstattbericht
Anna Elisabeth Krenn, Michaela Zemanek
Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
Die Universitätsbibliothek Wien hat für ihre Studierenden ein Schulungsmodell entwickelt, das unterschiedliche Bildungsangebote in Modulen zusammenfasst und so eine gute Übersicht über das vielfältige Angebot der der Bibliothek bietet. Die modulare Gestaltung ermöglicht es den Studierenden, ihr Lernen an ihren individuellen Zeitplan und ihre Bedürfnisse anzupassen. Sie können sich grundlegendes Wissen aneignen und dieses über die Zeit hinweg erweitern, was zu einem tieferen Verständnis führt. Gleichzeitig bietet die Möglichkeit, Wissen punktuell abzurufen, eine praktische Lösung für sofortigen Informationsbedarf, wie zum Beispiel die Recherche für eine Masterarbeit oder die Vorbereitung auf eine Prüfung.
Unser Lernangebot für Studierende soll diese bei ihren Aufgaben im Studium unterstützen und damit zu ihrer akademischen Sozialisation und Entwicklung beitragen. Mit dem Framework for Information Literacy for Higher Education der ACRL und seinen Frames steht ein Rahmenkonzept zur Verfügung, das den Bezug unserer Veranstaltungen zu Aufgaben im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens herstellt und deren Inhalte mit wichtigen Einsichten und Kompetenzen im Umgang mit Informationen in der Wissenschaft verknüpft.
Der Beitrag stellt das Schulungsangebot der Universitätsbibliothek Wien vor und zeigt das Potential des Frameworks für die Entwicklung von Lernangeboten sowie für dessen Umsetzung in Schulungsinhalten. Möglichkeiten, die Implementierung des Frameworks zu fördern, werden diskutiert.
Kurzbiografie
Mag. Anna Krenn studierte Germanistik und Publizistik /Kommunikationswissenschaften in Wien. Sie absolvierte den ULG „Library and Information Studies“ an der Universitätsbibliothek Wien. Sie leitet die AG Teaching Library und ist für das Schulungsprogramm der Hauptbibliothek der UB zuständig.
169
Das Plakatstudio der Wienbibliothek im Rathaus
Franz Gangelmayer, Michael Ingruber
Wienbibliothek im Rathaus, Wien, Austria
Abstract
Das Plakatstudio der Wienbibliothek im Rathaus ermöglicht einen erweiterten Zugang zu den Plakatbeständen jenseits des klassischen Online-Katalogs. Mittels Texterkennung, Erkennung von Bildähnlichkeiten sowie Gesichtersuche und -erkennung bietet es stärker auf die Bildebene und Inhalte der Plakate abzielende Suchmöglichkeiten. Die Ergebnisse der eingesetzten KI-Module spiegeln dabei rechnerische Abstände in vieldimensionalen Merkmalsräumen wider. Diese können mitunter – wie im Falle der maschinellen Bildähnlichkeit – von der menschlichen Beurteilung erheblich abweichen. Übereinstimmungen bei der Gesichtersuche bedeuten nämlich nicht unbedingt eine inhaltliche Nahbeziehung zwischen den jeweiligen Personen.
Dies führte auch zu Konsequenzen für die Auswahl der präsentierten Plakate, die überdacht werden musste. Als Gedächtnis der Stadt archiviert die Wienbibliothek im Rathaus Plakate unterschiedlicher Inhalte, Herkunft und (zeit)geschichtlicher Kontexte. Die Bestände bilden entsprechend historische Realitäten, Systeme und Ideen ab – sie dienen vor allem der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Der Wienbibliothek im Rathaus ist daran gelegen, das kulturelle Erbe der Stadt nicht nur verlässlich zu sichern, sondern in dieser Form auch digital zur Verfügung und zur Debatte zu stellen – einer Debatte, die auf Demokratie, Toleranz und Respekt für alle Menschen in ihrer Vielfalt aufbaut. Der Vortrag soll neben der Genese des Tools und den technischen Hintergründen, auch die Überlegungen und Fragestellungen der Wienbibliothek im Rathaus mit dem Umgang mit der KI erläutern.
Kurzbiografie
Michael Ingruber; seit 1999 in der Wienbibliothek im Rathaus (vormals Wiener Stadt- und Landesbibliothek) als IKT-Referent tätig und mit systembibliothekarischen Agenden betraut.
Franz J. Gangelmayer, seit 2008 in der Wienbibliothek im Rathaus tätig; Sammlungsleiter für Druckschriften und Plakate.
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Promoting Sustainable Development through Culture and Knowledge: The Role of the Austrian Library at V. I. Vernadskyi National Library of Ukraine
Liudmyla Demianiuk, Halyna Bezpala
V.I.Vernadskyi National Library of Ukraine, Kyiv, Ukraine
Abstract
Today, within the framework of the ‚Austrian Libraries Abroad‘ project, initiated in 1989 by the Austrian Federal Ministry for European and International Affairs, 65 Austrian libraries operate across 28 countries. Ukraine hosts five of these libraries – in Chernivtsi (1992), Lviv (1992), Kyiv (1992), Kharkiv (1996), and Drohobych (2009). Austrian Library in Kyiv, the third to be established in Ukraine, is affiliated with V. I. Vernadskyi National Library of Ukraine (VNLU) and plays a significant role in integrating Austrian cultural and scientific values into Ukrainian society. As a structural unit within the VNLU’s Department of International Information and Foreign Relations, the Austrian Library aligns with VNLU’s development strategies, which actively support the implementation and promotion of global goals set forth in United Nations General Assembly Resolution No. 70/1 of September 25, 2015, and endorsed by Presidential Decree No. 722/2019, „On Ukraine’s Sustainable Development Goals for the Period until 2030,“ dated September 30, 2019.
Austrian Library at VNLU serves as an essential instrument for advancing sustainable development by means of its collections and sociocultural engagement. Through its activities, it supports the dissemination of information on the Sustainable Development Goals (SDGs) among library users, with particular emphasis on inclusivity, equity, gender equality, and diversity (Goals 5, 10, and 16) in its services. By facilitating educational, cultural, and scientific initiatives (Goals 4, 9, 11), the library provides access to a comprehensive array of resources that enhance public awareness, enrich the intellectual landscape, and contribute to a richer academic discourse, thereby supporting sustainable development and international cultural collaboration (Goal 17). In this capacity, the Austrian Library plays a crucial role in advancing the SDGs, enhancing mutual understanding, and strengthening cultural ties between Ukraine and Austria.
Kurzbiografie
Liudmyla Demianiuk
Candidate of Sciences in History, Senior Researcher, Department of International Information and Foreign Relations, V. I. Vernadskyi National Library of Ukraine
Halyna Bezpala
Researcher, Austrian Library, V. I. Vernadskyi National Library of Ukraine
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„Wünsch Dir Deine Bibliothek!?“ – Bibliotheksgestaltung mit User Experience zwischen Nutzenden und Benutzung
Ninon Franziska Frank, Sarah Völker
UB Hildesheim, Hildesheim, Germany
Abstract
Steht eine Neugestaltung von Bibliotheksräumen und –services an, stellt sich schnell die Frage, ob und wie man Nutzende in diesen Prozess mit einbinden sollte. User Experience (UX) bietet dazu eine Vielzahl von Methoden an, deren Schwierigkeitsgrad und Aufwand variieren. Doch was davon ist gut in den vollgepackten Bibliotheksalltag integrierbar und liefert sinnvolle, nachhaltige Ergebnisse?
In unserem Vortrag geht es nicht nur darum, warum die Einbindung von Nutzenden eine sehr gute Idee ist, sondern auch darum, wie man dies praktisch gestaltet. Es werden Projekte der UB Hildesheim mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen vorgestellt, in denen verschiedene UX-Methoden erfolgreich eingesetzt und deren Ergebnisse umgesetzt wurden.
Kurzbiografie
Beide Vortragende arbeiten an der Universitätsbibliothek Hildesheim. Dr. Ninon Franziska Frank ist Fachreferentin und leitet die Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit und der Schulungen. Sarah Völker ist seit 2012 dort tätig und arbeitet seit 2022 als Stellvertretende Leitung der Aus- und Fernleihe.
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Erfahrungen aus dem Beratungsprogramm „SIN – Start in die Nachhaltigkeit“
Babette Möbius
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, Germany
Abstract
2024 wurde die Herzog August Bibliothek (HAB) im Rahmen des Programms „SIN-Beratung — Start in die Nachhaltigkeit für Kulturinstitutionen“ der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel und des Aktionsnetzwerks Nachhaltigkeit in Kultur und Medien, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), auf ihrem Weg in die ökologische Nachhaltigkeit beraten. Während der zweijährigen Projektlaufzeit wurden insgesamt 16 Kultureinrichtungen gefördert. Die HAB ist die einzige Bibliothek, die für diesen Beratungsprozess ausgewählt wurde.
Es wird häufig gesagt, Bibliotheken seien per se nachhaltig. In Wolfenbüttel setzen sich die Kolleg*innen tatsächlich seit Jahrzehnten vor allem für die ökologische Nachhaltigkeit ein. 2022 wurde im Rahmen einer ad-hoc AG zum ersten Mal ein Maßnahmenkatalog erarbeitet. Eine 2023 gegründete ständige AG schließt an diese Vorarbeit an. Mit der Teilnahme an der SIN-Beratung setzten wir eine der Maßnahmen der ad-hoc AG um und holten externe Berater*innen ins Haus, die uns dabei unterstützten, die bisherigen Schritte in einen strategischeren Nachhaltigkeitsprozess zu übertragen.
In der Zeit von April bis Oktober fanden sechs eintägige inhouse Termine statt, bei denen acht Vertreter*innen der HAB von zwei externen Beraterinnen zu vorgeplanten Themen beraten wurden. Während dieser Termine wurde zunächst der Status Quo analysiert sowie Visionen und Ziele besprochen. Darauf aufbauend wurde über zwei Termine ein umfangreicher Maßnahmenkatalog erstellt. Der fünfte Termin war für die Erstellung von Strategien zur internen und externen Kommunikation der Maßnahmen vorgesehen. Abschließend wurden die Ergebnisse den interessierten Mitarbeiter*innen präsentiert.
Ziel des Vortrages ist es, das SIN-Programm vorzustellen, unsere persönlichen Erfahrungen mit dem Prozess zu schildern und einen kritischen Blick auf die Ergebnisse der Beratung zu werfen.
Kurzbiografie
Babette Möbius ist seit 2020 Mitarbeiterin in der Integrierten Medienbearbeitung an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Den Nachhaltigkeitsprozess an der HAB begleitet sie seit 2023 als Mitglied der ständigen AG Nachhaltigkeit und seit 2024 als Klimaschutzbeauftragte.
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Bib Bee bringt’s – Nachhaltiges und diversitätssensibles mobiles Angebot der Stadtbibliothek Reinickendorf (Berlin)
Doreen Lenz, Kristina Sommerfeld
Stadtbibliothek Reinickendorf von Berlin, Berlin, Germany
Abstract
Die Stadtbibliothek Reinickendorf von Berlin hat 2024 ein innovatives Outreach-Bildungsangebot entwickelt: Bib Bee bringt’s vereint diversitätssensible und nachhaltige Komponenten der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDG) der Agenda 2030.
Mit der Bib Bee wurde die Fahrbibliothek um ein nachhaltiges E-Mobil erweitert, eine elektrobetriebene, emissionsarme E-Ape (ital.: Biene) ergänzt die Flotte (SDG 9, 11,13). Mit Bib Bee bringt’s werden bibliothekspädagogische Veranstaltungen zu den angesprochenen Nutzer*innen gebracht: Es werden gezielt ältere Menschen sowie deren Betreuungs- und Bildungseinrichtungen angesprochen, da für diese wachsende Zielgruppe mobile und bedarfsgerechte Bildungsangebote (noch) ausbaufähig sind. Kinder und Jugendliche sowie deren Familien und Bildungseinrichtungen bilden eine weitere Zielgruppe.
Das Angebot umfasst analoge Spiel- und Lernmaterialien, medienpädagogisch bewertete digitale Medien sowie didaktische Praxisanleitungen zu einem ausgewählten Thema. Dies ermöglicht die leichte und unmittelbare Umsetzung von eigenen Bibliothekserlebnissen, ohne Vorkenntnisse, ohne zusätzliche Materialien, ohne weitere technische Hilfsmittel und unabhängig vom Ort Bibliothek. Optional vermitteln Bibliotheksmitarbeitende in Veranstaltungen vor Ort die flexiblen Einsatzmöglichkeiten dieser Bib to go-Elemente.
Bib Bee bringt’s fährt Einrichtungen in sozial benachteiligten Gebieten an und leistet durch hochwertige Bildungsangebote einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und lebenslangem Lernen (SDG 4, 10). Begleitende Netzwerkarbeit erschließt neue und stärkt bestehende Kooperationen (SDG 17). Das Angebot, dessen Entwicklung durch das Programm Kultur und Bibliotheken im Stadtteil – KUBIST gefördert wurde, trägt zu Barrierefreiheit, insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen, wie auch zu ökologischer Nachhaltigkeit bei (SDG 10).
Im Vortrag gibt die Stadtbibliothek Reinickendorf von Berlin Einblicke in Herausforderungen und Erfolge des Angebots.
Kurzbiografie
Doreen Lenz ist Bibliothekarin und leitet seit 2023 die Bibliothekspädagogik der Stadtbibliothek Reinickendorf.
Kristina Sommerfeld, Kulturvermittlerin und Kulturmanagerin, verantwortet seit Juli 2024 das Strategische Projekt-, Prozess- und Qualitätsmanagement der Stadtbibliothek Reinickendorf.
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Where have our Enhancments Requests gone? Eine Initiative des Alma-Forums zur besseren Zusammenarbeit im DACH-Raum
Christian Beiler1, Marion Kaufer2
1Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria. 2Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz, Austria
Abstract
Die Weiterentwicklung des weltweit eingesetzten cloudbasierten Bibliothekssystems Alma der Firma Ex Libris konnte bis Ende 2024 anwendungsseitig nur über zwei verschiedene Wege beeinflusst werden. Die eine, formalisierte Verfahrensweise des „New Enhancements Request System“ (NERS) verpflichtet Ex Libris, die in Abstimmungen am höchsten gewichteten Verbesserungsvorschläge umzusetzen. Im DACH-Raum haben alle Mitglieder der International Group of Ex Libris Users (IGeLU) eine Stimme für das NERS-Voting. Mit Anfang 2025 wird NERS von dem „Community Enhancement Request and Voting System“ (CERV) abgelöst, was den Output des Verfahrens im Sinne des DACH-Raums nicht oder marginal verbessern wird. Fehlende Kommunikations- und Akkordierungsmaßnahmen bei zuletzt ca. 230 gemeldeten Verbesserungsvorschlägen pro jährlichem Abstimmungszyklus sind die Ursache für das ineffiziente Abschneiden der Entwicklungsergebnisse für die Institutionen des DACH-Raums.
Der Vortrag stellt exemplarisch die NERS-Abstimmung 2024 vor, bei der von 22 Einreichungen aus dem DACH-Raum kein einziger Verbesserungsvorschlag unter den siegreichen Umsetzungsprojekten zu finden ist. Gleichzeitig ist das Potenzial der Abstimmungen im DACH-Raum vorhanden, um bei den Entwicklungen unter den Gewinnern zu sein. Im Rahmen der DACHELA-Jahrestagung 2024 konnte ein eindrucksvolles Stimmungsbild der teilnehmenden Personen und Institutionen eingeholt werden. Das NERS-Voting wird durchgängig genutzt und es wird abgestimmt. Insgesamt wird der Prozess jedoch als „aufwändig“, „mühsam“ und „unübersichtlich“ bewertet.
Im Folgenden werden die bisherigen Koordinierungsmaßnahmen im Österreichischen Bibliothekenverbund (OBV) vorgestellt, die für die überschaubare Zahl der IGeLU-Mitgliedinstitutionen in Österreich nicht wirksam genug sind. Die Bemühungen des Alma-Forums zielen darauf ab, die Zusammenarbeit beim zukünftigen CERV-Prozess im DACH-Raum zu verbessern, und neue gemeinsame Strategien zu verfolgen.
Kurzbiografie
Christian Beiler ist seit 1985 an der UBW tätig. Seit Ende 2009 Leiter des Teams Integrierte Medienbearbeitung für Fachbereichsbibliotheken.
Marion Kaufer arbeitet seit 1999 im wissenschaftlichen Bibliothekswesen. Nach verschiedenen Stationen wechselte sie 2018 an die Spitze der VLB.
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Kompetenzentwicklung, Talenteförderung und die Liebe zum Beruf: Aktuelle Herausforderungen in der Personalentwicklung in Bibliotheken
Eva Ramminger
Universität Innsbruck, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Innsbruck, Austria
Abstract
Die rasanten technologischen Entwicklungen, der demografische Wandel, veränderte Anforderungen an die Arbeitswelt und Phänomene einer generellen Überforderung sind nur einige der Herausforderungen, die sich nicht nur für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bibliotheken, sondern die sich auch an ein modernes Personalmanagement stellen. Mitarbeiter:innen weiter zu entwickeln, neue Talente für den Beruf zu gewinnen und diese längerfristig zu halten, ist keine einfache Aufgabe mehr. Dazu gesellt sich eine wachsende Fragmentierung und Spezialisierung bibliothekarischer Kompetenzen, die für ein immer kleiner werdendes Segment von Stellensuchenden interessant sind.
Die hier nur kurz umrissene Ausgangssituation lässt dennoch die weitreichenden Konsequenzen für die strategische Personalplanung klar erkennen. Führungskräfte müssen den herausfordernden Spagat zwischen wachsenden Kompetenzanforderungen einerseits, den Möglichkeiten einer gerechten Entlohnung andererseits sowie den generellen Potentialen am Arbeitsmarkt schaffen.
Der Vortrag orientiert sich am österreichischen Stellenmarkt für den BID-Bereich und möchte anhand von Beispielen (auch aus dem nicht bibliothekarischen Bereich) einzelne Lösungsansätze vorstellen. Darüber hinaus ist es das Ziel, die bereits laufenden Diskussionen im In- und Ausland aufzugreifen einzelne Maßnahmen für ein weiteres Vorgehen zu konkretisieren.
Kurzbiografie
Eva Ramminger studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Alte Geschichte und ist seit 2016 Leiterin der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. Sie ist im Arbeitsalltag mit den Herausforderungen einer zunehmend dynamischer werdenden Personalplanung in Bibliotheken konfrontiert.
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„iConTxt – Künstliche Intelligenz für die DLBT“
Herbert Van Uffelen
Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
Die DLBT (Digital Library and Bibliography for Literature in Translation and Adaptation https://dlbt.univie.ac.at; https://datamanagement.univie.ac.at/ueber-phaidra-services/phaidra-add-ons/) umfasst eine digitale Bibliothek und eine digitale Bibliografie zu Literatur in Übersetzung und deren Rezeption. Der Inhalt der DLBT wächst stetig und ist sehr vielfältig. Gesammelt werden nicht nur Dokumente und Metadaten zu Übersetzungen mit Quell- oder Zielsprache Deutsch, sondern die internationale Redaktion der DLBT macht nach Möglichkeit Daten und Digitalisate zu Übersetzungen aus den unterschiedlichsten Sprachen zugänglich.
Die Software iConTxt, die im Rahmen eines Projektes an der UB-Wien entwickelt wird, wird im Rahmen der DLBT eingesetzt, um mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz:
- die Qualität der Daten in der DLBT zu verbessern,
- vorhandene Informationen und Digitalisate (neu) zu verknüpfen bzw. zusammenzufassen bzw. mit einer Übersetzung ins Englische für eine breitere Zielgruppe zugänglich zu machen,
- Hintergrundinformation im Zusammenhang mit den verzeichneten Übersetzungen zu generieren.
Der Workshop „‘iConTxt‘ – Künstliche Intelligenz für die DLBT“ hat ein dreifaches Ziel: Selbstverständlich werden die Teilnehmer*innen zunächst mittels einer kurzen Präsentation vertraut gemacht mit der DLBT und den bereits entwickelten Tools von iConTxt. Danach bekommen die Teilnehmer*innen die Gelegenheit, mit ihrem eigenen Laptop Erfahrungen mit der DLBT und iConTxt zu sammeln. Schließlich werden wir anhand von einzelnen ‚Cases‘ Grenzen und Möglichkeiten der Nutzung von AI für eine digitale Bibliothek wie die DLBT diskutieren und Perspektiven für die künftige Entwicklung und den Einsatz von iConTxt erörtern.
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KI trifft Katalogisierung: Automatisierte Metadatenerstellung an der Österreichischen Nationalbibliothek*
Marc-Paul Ibitz, Kerstin Katzlberger, Ana Blanco de Pixner
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Die Abteilung Medienerwerbung und -erfassung der Österreichische Nationalbibliothek testet die Verwendung von KI bei der Erstellung von formalen Metadaten. Ziel des Projekts ist das Ausloten der Funktionalitäten und Möglichkeiten sowie die Integration von KI-Unterstützung bei ausgewählten Arbeitsabläufen.
Zwei grundlegende Anforderungen formen die Projektkonzeption: erstens die aktive Auseinandersetzung mit den neuen technischen Entwicklungen und darauf aufbauend zweitens die Schaffung von konkreten Arbeitserleichterungen. Basierend auf Projekten der belgischen Nationalbibliothek zur Erschließung von Retrobeständen durch Microsoft Power Automate wird an der ÖNB deren Workflow durch die Einbindung von ChatGPT über eine API weiterentwickelt und adaptiert. Dadurch kann auf das Potential dieses großen LLMs zurückgegriffen werden, ohne dass ein eigenes Modell trainiert werden muss. Die Kombination aus beiden Tools generiert automatisiert Metadaten aus digitalisierten Schlüsselseiten einer Ressource (Titelseite, Impressum, Inhaltsverzeichnis).
Mit diesem Projekt soll einerseits eine Arbeitserleichterung für Formalerfasser*innen geschaffen werden, andererseits Möglichkeiten in der tieferen Erschließung diverser Ressourcentypen ausgelotet werden, die ohne Automatisierung im Alltag nicht durchgeführt werden können. Anhand eines konkreten Beispiels wird der Workflow im Vortrag vorgestellt und die Kriterien desselben definiert.
Abschließend werden die Herausforderungen (juristisch, technisch, finanziell) erörtert und Vergleiche zu ähnlichen Entwicklungen (Implementierung lokaler LLMs, ExLibris’ AI Assistant) gezogen.
*Titel ist durch den Einsatz von KI entstanden.
Kurzbiografie
Ana Blanco de Pixner, Kerstin Katzlberger und Marc-Paul Ibitz sind Teil des Teams Katalogisierung an der Österreichischen Nationalbibliothek. Ihre Tätigkeit konzentriert sich auf die Katalogerschließung und -optimierung.
178
The Good, the Bad, the Inbetween- Erfahrungen aus der Facilitation-Arbeit zum Thema Predatory Publishing an verschiedenen österreichischen Universitäten
Leonhard Suchenwirth1, Lisa Hofer2, Gerlinde Maxl3, Melanie Stummvoll4
1TU Wien, Wien, Austria. 2Universität Innsbruck, Innsbruck, Austria. 3TU Graz, Graz, Austria. 4Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
Das Thema Predatory Publishing hat in den letzten Jahren in der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Kommunikation massiv an Brisanz gewonnen. Auch die Bibliotheken sind dazu aufgerufen, das Thema entsprechend an die (Nachwuchs-) Forschenden heranzutragen. Neben den klassischen Herangehensweisen und Methoden der Informationsvermittlung wurde und wird in den letzten Jahren das Format der Facilitation an mehreren Universitätsbibliotheken (Uni Innsbruck, TU Graz, TU Wien, Uni Wien) mit Unterstützung durch die österreichweite wissKomm-Community of Practice, vormals AT2OAT2 Teilprojekt 4, in der Praxis umgesetzt. Im Zentrum dieses methodischen Zugangs steht ein wertschätzender, offener Dialog mit WissenschaftlerInnen und anderen akademischen AkteurInnen, um ein gemeinsames Arbeiten zu ermöglichen. Im Gegensatz zur Informationsvermittlung geht es dabei nicht nur oder in erster Linie um die Versorgung der Zielgruppe mit Information, sondern um die Anregung eines Austausches, um gemeinschaftlich Ideen und Lösungen zu finden. Dies erfordert eine anders strukturierte Aufbereitung der Inhalte. Die Gruppe wird durch einen Impulsvortrag oder einführende Übung ins Thema eingestimmt. Der weitere Verlauf ergibt sich aus dem Dialogprozess und wird an die Bedürfnisse und Dynamik der Gruppe angepasst. Dieser Zugang verlangt sehr viel Flexibilität bei der Durchführung, da der Ausgang offengehalten wird. Die Vortragenden werden in der Präsentation die Methode der Facilitation vorstellen, sowohl in der Theorie als auch aus der bisherigen Praxis an österreichischen Universitäten. Wofür eignet sie sich? Was sind Stärken, was Herausforderungen? Was waren die Erfahrungen und Erkenntnisse? Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auch dem Wert, den dieses Format für die Bibliotheken über die Veranstaltungen hinaus hat.
Kurzbiografie
Leonhard Suchenwirth studierte Geographie, und ist seit 2018 an der TU Wien Bibliothek als Fachreferent in der Sacherschließung tätig, und ist in der Beratung und in mehreren Projekten tätig.
Lisa Hofer ist seit 2016 an der Universitäts -und Landesbibliothek Tirol in der Abteilung E-Medien tätig und beschäftigt sich unter anderem mit Open Access und Predatory Publishing.
Gerlinde Maxl studierte Volkskunde und Kulturanthropologie und absolvierte den Masterlehrgang „Library and Information Studies“ an der Universität Graz. Sie leitet die Abteilung „Teaching Library und Publikationsservices“ in Bibliothek und Archiv der TU Graz.
Melanie Stummvoll ist Teil der Clearingstelle für Konsortien sowie des Austrian Transition to Open Access Two (AT2OA2)-Projektteams der Universitätsbibliothek Wien.
180
Hidden maps: Versteckte Karten in alten Drucken erschließen und georeferenzieren
Sidney Manhart
ETH-Bibliothek, Zürich, Switzerland
Abstract
Karten werden nicht nur auf Einzelblättern oder als Atlanten gedruckt, sondern auch in Büchern als unterstützende Illustrationen. Diese versteckten Karten, welche so in Bibliotheken auch nicht wie Einzelkarten erschlossen werden können, bilden dabei einen ganzen Schatz an neuen Daten. In einem neuen Projekt der ETH-Bibliothek werden diese Karten nun durch Georeferenzierung nutzbar.
Auf der nationalen Plattform für digitalisierte alte Drucke e-rara werden kontinuierlich Titel der ETH-Bibliothek frei zugänglich gemacht. Die über 25’000 bereits freigeschalteten Buchtitel werden dabei seit September retrospektiv geprüft um versteckte Karten zu identifizieren. Dafür wurde eine eigens kreierte Weblösung zur effizienten Durchsicht der Titel verwendet, während neu aufgeschaltete Titel bereits bei der Strukturierung der Digitalisate auf versteckte Karten geprüft werden. Dadurch konnten in einer ersten Projektphase bereits über 1’400 solcher versteckten Karten identifiziert werden.
Die gefundenen versteckten Karten werden anschliessend im e-pics Bildkatalog Alte und Seltene Drucke mit ihren Metadaten erschlossen. Mittels Abzug der Daten werden diese anschliessend in ein korrektes MARC Format gebracht.
Gleichzeitig werden die Karten im Rahmen einer Crowdsourcing-Kampagne georeferenziert. Dadurch wird die interessierte Öffentlichkeit in die Tätigkeiten der Kartensammlung eingebunden und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag für die Forschung und Lehre durch das Bereitstellen von georeferenzierten Karten geleistet.
Der Zugang zu den georeferenzierten Karten erfolgt über den Online-Katalog swisscovery, wo sie Open Access angeboten werden. Per Link gelangen die Nutzenden so zu einer Vorschauansicht, von wo die Karte bei Bedarf heruntergeladen werden kann.
Die Präsentation gibt einen Einblick ins Vorgehen und die Umsetzung des laufenden Projektes.
Kurzbiografie
Sidney Manhart hat Informationswissenschaften an der FH Graubünden studiert. Seit 2016 arbeitet er in der ETH-Bibliothek, erst als Hilfskraft im Team Alte und Seltene Drucke. Seit 2020 ist er im Team Karten und Geoinformation u.a. für die Erschliessung physischer wie elektronischer Karten zuständig.
181
„Literarische Begegnungen mit unseren Nachbarn“
Andrée Feyertag
Bibliotheksverband Kärnten (BVK), Klagenfurt am Wöthersee, Austria
Abstract
Kärnten im Schnittpunkt von drei Kulturen, der italienischen, der slowenischen und der deutschen bietet eine vielfältige kulturelle Landschaft im Alpe Adria Raum. Diese kulturelle Vielfalt und Besonderheit soll durch den Veranstaltungszyklus „Literarische Begegnungen mit unseren Nachbarn“ in mehreren Kärntner Bibliotheken präsentiert werden. Der Veranstaltungszyklus wird vom Bibliotheksverband Kärnten (BVK) abgewickelt. Durch den Veranstaltungszyklus werden den teilnehmenden Bürger*innen in den Gemeinden „ihre“ Bibliotheken als Orte kulturell vielfältiger Bildungs – und Freizeitangebote gezeigt und für weitere Besuche interessant gemacht. Als Zeitrahmen sind die Monate zwischen 01. November 2024 bis 30. Juni 2025 vorgesehen. Da unterschiedliche kulturelle Literaturangebote oftmals auch Interpretationsspielräume zulassen, ist eine Moderation ins Auge gefasst. Es werden spannende Diskussionen zwischen Zuhöre*innen und Autor*innen erwartet. Die moderierten literarischen Veranstaltungen stellen in der Bibliothekslandschaft in Kärnten für ihre literarisch interessierten Gemeindebürger*innen neue interessante Angebote dar. Der Bekanntheitsgrad der Bibliotheken als Orte grenzüberschreitender Literatur und die Attraktivität der Bibliotheken wird dadurch gesteigert. Literaturschaffende aus den Nachbarregionen werden eingeladen und vor jeder Lesung vorgestellt. Ein kompaktes Programm mit ansprechendem Alpen-Adria Design wird als Grundlage für die überregionale Bewerbung dienen. Zusätzlich werden von einem Kärntner Verlag Bücherpakete mit publizierten Büchern dieser Autor*innen aus den Alpe Adria Nachbarregionen bei den Veranstaltungen ausgestellt und es wird als Anreiz eine Verlosung von einem Buch pro Veranstaltung erfolgen. In jeder an dem Veranstaltungszyklus teilnehmenden Bibliothek wird eines der Bücherpakete zur weiteren Entlehnung aufgelegt. Die teilnehmenden Bibliotheken sollen damit auch als Orte grenzüberschreitender Literatur etabliert werden.
Kurzbiografie
Frau Dr. Andrée Feyertag, MMBA, geboren am 27.09.1957, Abschluss des juridischen Studiums in Graz 1980, Abschluss des Studiums Kooperationsmanagement, seit 2020 Betrieb einer Bibliothek in Velden am Wörther See, seit 2022 Obfrau des Bibliotheksverbandes Kärnten (BVK)
182
Community Building im Kosmos einer großen Universität – Die Arbeitsgruppe „GreenFUBib“ im Spannungsfeld von Stabsstellen, Verwaltung, Initiativen & nachhaltigem Handeln
Janet Wagner
Freie Universität Berlin – Universitätsbibliothek, Berlin, Germany
Abstract
Der Auftrag der dauerhaften Arbeitsgruppe GreenFUBib leitet sich aus der Strategie der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin ab. Die Verpflichtung gegenüber nachfolgenden Generationen zu nachhaltigem Handeln geht einher mit den Entscheidungen, die immer unter dem Aspekt der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit getroffen werden sollen. Für diesen Auftrag braucht es gute und zielorientierte Vernetzungsarbeit mit anderen Fachbereichen an einer der größten Universitäten Deutschlands. Eine Herausforderung! Es braucht vier Zutaten: Engagement, Sichtbarkeit, eine Kultur im Sinne von Wissenstransfer, Leitbilder, Weiterbildungen sowie Strukturen, die nachhaltiges Handeln ermöglichen. Die unterschiedlichen Leitbilder, Strategien und Programme an der Freien Universität sind vielfältig. Ob Gesundheitsmanagement, die Klimanotstandserklärung, das Diversity Konzept oder Klimaschutzvereinbarungen mit dem Land Berlin: Es gilt hier, genau zu schauen, wo sich direkte Aktionsfelder für die Universitätsbibliothek auftun.
Nach vier Jahren Bestehen der Arbeitsgruppe zeichnet sich ein Netzwerk mit einem ausgeprägten Community Gedanken, guten Verbindungen zu anderen Hochschulen in Berlin und viel Erfahrungswerten ab. Die Gruppe agierte zum Teil mit Projekten, die durch das Ideen- und Innovationsmanagement der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie ausgeschrieben wurden. Diese Projekte hatten bisher einen starken Bezug zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Im Inputvortrag werden diese konkret vorgestellt. Es bleibt vor allem die Herausforderung, die Arbeitsgruppe in Zukunft personell und zeitlich so auszustatten, dass sich Umwelt- und Klimaschutz, Digitalisierung und weitere Themen durch die Universitätsbibliothek ziehen.
Dazu gehören: Aufbau von Motivatoren und Teilhabemöglichkeiten, Anreize zur Umsetzung von Ideen, sowie der Wunsch nach einer Wirkungserfassung in den Bereichen: Ausbildung, Beschaffung und ressourcenschonendes Arbeiten.
Kurzbiografie
Stelle: Kommunikation & Marketing/Nachhaltigkeit, Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, Leitung der Arbeitsgruppe „GreenFUBib“, Bibliothekarin, Ausbilderin und Trainerin für Bildung für nachhaltige Entwicklung,aktuell auch tätig im Bereich Mobilität an der Stabsstelle Nachhaltigkeit
183
Die grüne Bibliothek am Dach
Natalie Pavlakova, Dragan Budeš
Stadt Wien Büchereien, Wien, Austria
Abstract
Die Bibliothekar*innen der Hauptbücherei am Gürtel haben in Kooperation mit mehreren Schulklassen und Einrichtungen der Stadt Wien zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein das Projekt „Grüne Bibliothek am Dach“ ins Leben gerufen. Im Frühjahr 2024 wurden hierfür 8 Hochbeete mit einer Reihe an ausgewählten essbaren Kräuter-, Obst-, und Gemüsesorten bepflanzt. Im Rahmen von regelmäßigen Büchereibesuchen konnten Schulkinder somit ihre ersten Erfahrungen in Sachen Gartenarbeit sammeln und ihr Wissen über Natur und Pflanzenwachstum mit allen Sinnen erweitern.
Kinder konnten selbst säen, Pflanzen aussetzen, gießen, die Wachstums-Fortschritte beobachten sowie ernten und das Werk ihrer Hände zu Lebensmitteln verarbeiten. Sie halfen mit, die Stadt zu begrünen und Nachhaltigkeit von klein auf zu lernen. Ergänzt wurde die praktische Wissensvermittlung zum Thema Stadtbegrünung mit Bilderbuchkino- und Kamishibai-Präsentationen zum Thema Natur.
Im Sinne der SDGs 11 und 12 fand demnach eine klimafreundliche und nachhaltige Umgestaltung von Büchereiflächen statt und in unserem Vortrag möchten wir über den Aufbau des Gartens, die richtige Pflanzenwahl, die Arbeitsteilung innerhalb mehrerer Teams sowie die Zusammenarbeit mit mehreren Institutionen referieren. Das Ziel ist, Denkanstöße, Inspiration und praktische Beispiele für andere bibliothekarische Einrichtungen zu liefern und somit die Begrünung von Büchereien zu fördern.
Kurzbiografie
Natalie Pavlakova arbeitet seit 2020 bei den Stadt Wien Büchereien als Kinder- und Jugendbibliothekarin. Sie betreut die fremdsprachigen Bestände sowie die Konsolenspiele im College 4.
Dragan Budeš arbeitet seit 2008 bei den Stadt Wien Büchereien als Fachreferent für den Technikbereich im College 6.
184
Was ist eine wissenschaftliche Publikation? Kriterien, Arten und Anerkennung aus Sicht der Forschenden
Christian Kaier, Lisa Schilhan, Karin Lackner
Universität Graz, Graz, Austria
Abstract
Eine Umfrage unter Forschenden an österreichischen Universitäten untersuchte, was diese unter einer „wissenschaftlichen Publikation“ verstehen. Die Antworten von mehr als 600 Forschenden aus einem breiten Spektrum von Disziplinen geben Aufschluss darüber,
- welche Merkmale oder Kriterien Forschende für eine Einstufung als wissenschaftliche Publikation für relevant halten,
- welche Zielgruppen durch wissenschaftliche Publikationen in ihrem Bereich angesprochen werden,
- welche Publikationstypen in der jeweiligen Fachcommunity als wissenschaftliche Publikationen angesehen werden und
- welche Publikationstypen zukünftig in der Forschungsbewertung stärker anerkannt werden sollten.
Der Vortrag präsentiert zentrale Ergebnisse der Umfrage und möchte einen Beitrag zur Diskussion über Entwicklungen im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens und der Forschungsbewertung leisten.
Darüber hinaus werden Auswirkungen neuer Typen wissenschaftlicher Publikationen auf Bibliotheken angesprochen, wie z. B. hinsichtlich Bestandsentwicklung, Finanzierung, Dokumentation und Archivierung von Publikationen sowie Bibliotheksservices zur Unterstützung von Forschenden während des gesamten Publikationsprozesses.
Kurzbiografie
Mag. Christian Kaier, UB Graz, Publikationsservices
Dr. Lisa Schilhan, UB Graz, Publikationsservices
MMag. Karin Lackner, UB Graz, Publikationsservices
185
VÖB Kommission Theologische Spezialbibliotheken – Vortrag 1: „Low-Budget, High-Impact: Kreative Lösungen für nachhaltige Räume und Services in (theologischen) Bibliotheken“
Verena Bull
Amtsbibliothek Salzburg, Salzburg, Austria
Abstract
Theologische Bibliotheken – wie viele andere Bibliothekstypen – stehen häufig vor der Herausforderung, mit begrenztem Budget innovative und ansprechende Angebote zu entwickeln. Doch gerade in Zeiten finanzieller Engpässe erweisen sich kreative Ansätze und improvisatorische Lösungen als besonders wirkungsvoll. Am Beispiel der Teilbibliothek Freisaal an der Universitätsbibliothek Salzburg möchte ich zeigen, wie es uns gelang, unter den Bedingungen eines knappen Budgets neue Services zu etablieren und die Bibliotheksräume nachhaltiger und einladender zu gestalten. Eines der Vorzeigeprojekte war der „PLUS Green Campus Book Corner“, der mit einfachen Mitteln ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Nachhaltigkeit wurde. Diese Herangehensweisen lassen sich auch auf theologische Spezialbibliotheken übertragen, die oft ähnliche Ressourcenprobleme haben und sich nach innovativen Lösungen sehnen. Der Vortrag zeigt praktische Beispiele und Ideen auf, wie Bibliotheken mit wenig Mitteln Großes bewirken können – ganz im Sinne des Kongressmottos „demokratisch – divers – nachhaltig“.
Kurzbiografie
MMag.a Verena Bull, M.A.LIS leitet seit Oktober 2024 die Amtsbibliothek Salzburg. Zuvor leitete sie die Teilbibliothek Freisaal an der Universitätsbibliothek Salzburg und war dort zugleich auch Fachreferentin für Theologie und Religionswissenschaft.
186
VÖB Kommission Theologische Spezialbibliotheken – Vortrag 2: „Am Original – Geschichts-, Sprach- und Religionsunterricht mit mittelalterlichen Originalquellen„
Markus Bürscher
Stiftsarchiv und Stiftsbibliothek Seitenstetten, Seitenstetten, Austria
Abstract
Die unmittelbare räumliche und institutionelle Nachbarschaft zwischen Gymnasium, Archiv und Bibliothek bietet in Seitenstetten die Möglichkeit Quellen im Unterricht nicht nur als Foto, sondern auch im Original, sowohl im Unterrichtsraum als auch im Aufbewahrungszusammenhang zu zeigen. Die enge Verbindung der Institutionen ermöglicht aber nicht nur eine einfachere Verfügbarkeit dieser Quellen, sondern auch eine engere Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften und den Mitarbeiter:innen der stiftischen Sammlungen, sodass hier vor Ort gemeinsam pädagogische und didaktische Konzepte versucht und im barocken Ambiente ausprobiert werden können. Zielgruppe dieser Annäherungsversuche sind nicht nur die Schüler:innen des Gymnasiums, sondern auch die Lehrkräfte bspw. im Rahmen schulinterner Fortbildungen. Im Vortrag werden inhaltliche und organisatorische Möglichkeiten und Grenzen ausgelotet.
Kurzbiografie
Markus Bürscher: Studium der Theologie in Salzburg sowie Bibliotheks- und Informationswissenschaften in Salzburg und Berlin. 2010–2013 Bibliothekar am Archiv der Erzdiözese Salzburg, 2014–2024 Bibliothekar an der KU Linz, 2020–2024 Leiter der PHDL Linz. Seit Oktober 2024 Stiftsarchivar.
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VÖB Kommission Theologische Spezialbibliotheken – Vortrag 3: „Klosterbibliotheken: Staubfänger oder Gesellschaftsakteur?„
Pol B. Edinger
Zentralbibliothek und das Archiv der Minoriten, Wien, Austria
Abstract
Über Jahrhunderte hinweg waren Klöster nicht nur Orte des religiösen Lebens, sondern auch der Sammlung des Wissens ihrer jeweiligen Zeit. Aufgrund der institutionellen Langsamkeit in Bezug auf Veränderungsprozesse – die zurecht in zeitgenössischen Diskursen als Manko kritisiert wird – hat ebendiese Langwierigkeit von Denken und Handeln allerdings zu Bibliotheken geführt, die bis heute nicht selten mehr als ein halbes Jahrtausend an schriftlichen Quellen aus vielfältigen Wissensgebieten versammelt. Aufgrund ihrer institutionellen Einbindung in noch aktive Glaubensgemeinschaften sind diese Bestände nicht in klassischem Sinne als Sondersammlungen zu behandeln, sondern verlangen andere Behandlungen, die Ihnen Legitimität im 21. Jahrhundert verschafft.
Welche Möglichkeiten der Öffnung aus der Klausur heraus haben Bibliothekar*innen solcher Bestände? Welche Erfahrungen können positiv, welche negativ geteilt werden? Und, vor allem: welche Tipps, Tricks und eigenen Erfahrungen haben die Kolleg*innen, besonders jene, die nicht in Klosterbibliotheken arbeiten, anzubieten?
Anhand der im Herzen Wiens liegenden Zentralbibliothek und Archivs der Minoriten soll ein spezifischer Fall geschildert und anschließend besprochen werden.
Kurzbiografie
Pol B. Edinger ist seit Oktober 2022 als OPL für die Zentralbibliothek und das Archiv der Minoriten tätig. Derzeit interessiert er sich im Besonderen für die Verbindungen zwischen zeitgenössischem Kunstschaffen und der römisch-katholischen Institution.
188
Die Nachhaltigkeitsstrategie der Österreichischen Nationalbibliothek
Richard Starkel, Katharina Oeggl
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Der Vortrag stellt die umfassende Nachhaltigkeitsstrategie der Österreichischen Nationalbibliothek vor, die gezielt auf die Herausforderungen des Klimawandels und der digitalen Transformation reagiert. Als modernes Informations-, Bildungs- und Forschungszentrum verankert die ÖNB das Prinzip der Nachhaltigkeit in allen betrieblichen Prozessen und setzt Maßnahmen zur Minimierung ihres ökologischen Fußabdrucks und zur Unterstützung der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen.
Im Mittelpunkt des Vortrags stehen fünf zentrale Handlungsfelder der Strategie:
- Reduktion von Emissionen: Ziel ist die Erstellung einer jährlichen Treibhausgas-Bilanz und die deutliche Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes auf Basis einer „Klimaschutz-Roadmap“. Dazu wurde das Projekt „Klimaneutrale Bundesmuseen“ ins Leben gerufen.
- Ressourcenschonende Beschaffung: Die ÖNB setzt auf umweltfreundliche Materialien und Technologien, wie den Einsatz von Recyclingpapier und Ökostrom. Der Papierverbrauch soll reduziert und der Anteil an eigenproduziertem Strom erhöht werden.
- Förderung nachhaltiger Mobilität: Die ÖNB unterstützt umweltfreundliche Anreiseoptionen für Mitarbeiter*innen und Besucher*innen und reduziert Emissionen durch Fahrradinfrastruktur und Homeoffice.
- Nachhaltige Veranstaltungen: Die ÖNB führt zunehmend Green Events durch, mit nachhaltiger Beschaffung, Abfallmanagement und Kommunikation.
- Stärkung des Nachhaltigkeitsbewusstseins: Die ÖNB integriert Nachhaltigkeit in ihre tägliche Praxis und fördert das Bewusstsein bei Mitarbeiter*innen und Besucher*innen, u.a durch die Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen. Eine Steuerungsgruppe Nachhaltigkeit koordiniert die Maßnahmen und berichtet regelmäßig über Fortschritte.
Der Vortrag gibt Einblick in den Prozess der Erstellung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie und zeigt auf, wie sich eine Bibliothek als kulturelle Institution zukunftsorientiert und klimafreundlich positionieren kann.
Kurzbiografie
Mag. Richard Starkel ist seit acht Jahren als wirtschaftlicher Geschäftsführer an der ÖNB tätig und trägt u.a. die Verantwortung für den Bereich der Nachhaltigkeit. Katharina Oeggl, MSc., ist als Nachhaltigkeitsbeauftragte für die Weiterentwicklung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele zuständig.
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Optimierung der Sichtbarkeit von E-Books durch automatisierte Klassifikationsanreicherung an der Universitätsbibliothek Graz
Elisa Hauk, Nadine Wassermann
UB Graz, Graz, Austria
Abstract
Hinweis: Nadine Wassermann und Elisa Hauk werden gemeinsam vortragen!
Im Literaturangebot der Universitätsbibliothek Graz findet man große E-Book-Pakete, die oftmals nur lokal und temporär eingespielt werden und als Ganzes weder formal noch inhaltlich intellektuell erschlossen werden können. Ziel des Projektes ist es sowohl die Sichtbarkeit als auch die Auffindbarkeit dieser Titel in Primo zu optimieren.
Der Fokus liegt auf der automatisierten Zuweisung der Basisklassifikation (BK) und der OBV-Fachgruppe (OBV-FG), wenn sich im Datensatz eine DDC-Klassifikation im MARC-Feld 082 findet. Hierzu wurden an der UBG zwei Konkordanzen (Mappings) zwischen der DDC und BK sowie der DDC und OBV-FG erstellt und über das Cocoda Mapping Tool frei zugänglich gemacht.
Die Anreicherung der einzelnen eBook-Datensätze erfolgt über eine API und generiert anhand der DDC-Notation eine BK-Notation sowie eine OBV-Fachgruppe.
In diesem Vortrag beleuchten wir die Methodik und Umsetzung des Projekts, diskutieren Herausforderungen und Lösungsansätze und geben Einblicke in die verbesserte Nutzbarkeit und Sichtbarkeit der E-Books im Bibliothekskatalog der UB Graz.
Kurzbiografie
Nadine Wassermann, Teamleitung der Formalerschließung, studierte Biologie, absolvierte die Bibliotheksausbildung in Wien und ist seit 2019 in Graz tätig. Elisa Hauk schloss den Grundlehrgang 2016 in Graz ab und arbeitet seit 2017 in den Bereichen Erwerbung, eRessourcen und Metadatenmanagement.
190
Das Projekt „Shared RDM Services & Infrastructure“ in Österreich
Ilire Hasani-Mavriqi2, Alexander Bardel2 , Susanne Blumesberger1 Maria Guseva1
1Universität Wien, Wien, Austria. 2TU Graz, Graz, Austria
Abstract
Forschungsdatenmanagement gehört zu den zentralen Aufgabenfeldern der wissenschaftlichen Bibliotheken, welche sich in dieser Thematik – in der Regel in einer engen Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen – als einer der Hauptakteure etabliert haben. Eine kooperative Sichtweise erweist sich als sehr konstruktiv nicht nur innerhalb einer Institution, sondern auch zwischen unterschiedlichen Universitäten und Forschungseinrichtungen, die beim Aufbau der FDM-Services und Infrastrukturen oft mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert werden. Eine Bündelung verschiedener Expertisen trägt dazu bei, Redundanzen zu vermeiden, Einsatz von Ressourcen zu optimieren und Interoperabilität zu gewährleisten.
Wie dies konkret konzipiert und gestaltet werden kann, soll im Vortrag anhand des Projektes Shared RDM Services & Infrastructure erörtert werden. Das vom BMBWF finanzierte Projekt Shared RDM Services & Infrastructure unter Leitung der Technischen Universität Graz vereint 12 österreichische Universitäten und Forschungseinrichtungen als Projekt-Partner. Das Projekt zielt darauf ab, eine Landschaft nationaler Infrastrukturen und Services im Bereich Forschungsdatenmanagement auf Grundlage der FAIR Prinzipien zu schaffen. Die als Case Studies identifizierten Tools und Infrastrukturen (DAMAP, InvenioRDM, PHAIDRA, DBRepo, eLabFTW, CyVerse Austria) werden weiterentwickelt und als maßgeschneiderte Shared Services für ausgewählte österreichische Universitäten und Forschungseinrichtungen etabliert. Zu diesem Zweck wurden vier Betriebsmodelle erarbeitet, welche definieren, wie die Tools bereitgestellt, gewartet und betreut werden. Parallel zur Implementierung ausgewählter Tools und Services befasst sich das Projekt mit dem Thema „Shared Competences“. Dies umfasst unter anderem eine Erstellung offen zugänglicher barrierefreier Trainingsmaterialien, Studien zur nationalen Forschungsdatenmanagement-Landschaft und Gestaltung von Formaten zur Wissenstransfer und Vernetzung.
Kurzbiografie
Dr. Maria Guseva, Historikerin und akademische Bibliotheks- und Informationsexpertin, Repositorienmanagement PHAIDRA-Services, Universität Wien
DI Alexander Bardel, Data Steward und RDM Officer, TU Graz
191
Museumsbibliotheken des NHM und KHM: demokratisch – divers – nachhaltig?
Leah Karas1, Sarah Fiedler1, Hanna Schneck2
1Naturhistorisches Museum Wien, Wien, Austria. 2Kunsthistorisches Museum Wien, Wien, Austria
Abstract
Die Bibliotheken des Naturhistorischen Museums und des KHM-Museumsverbandes verwalten insgesamt einen Bestand von rund einer Million Medien. Von der Öffentlichkeit wurden diese über Jahrhunderte hinweg gesammelten Ressourcen bisher wenig wahrgenommen. Und das obwohl die beiden Museen als außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ein breites Themenspektrum der Human-, Erd- und Biowissenschaften abdecken: Die Sammeltätigkeit der Bibliotheken des NHM bezieht sich auf Anthropologie, Botanik, Geologie, Paläontologie, Mineralogie, Petrologie, Prähistorie, Speläologie und Zoologie; die Schwerpunkte der Bibliotheken des KHM auf Kunstgeschichte bis 1900, Kunstgewerbe, Numismatik, Ägyptologie, Antike, Ethnographie und Theaterwissenschaft.
Diese einzigartigen Sammlungen sind untrennbar mit der Geschichte der beiden Museen verbunden und sollen in Zukunft nach außen sichtbarer gemacht werden. Deshalb sind die Bibliotheken des NHM und KHM seit einiger Zeit intensiv mit der Verbesserung ihrer Infrastrukturen beschäftigt. Ein demokratischer Zugang, der weit über die hausinterne Nutzung hinausgehen soll, ist Ziel dieser Bemühungen. Dazu gehören die barrierearme Zugänglichkeit der Bibliothekskataloge, die Nutzung der Bestände vor Ort, die Digitalisierung und die Präsentation der Bestände sowohl online als auch im Ausstellungsbetrieb. Aber auch die grundsätzliche Überzeugungsarbeit, die hier im musealen Bereich zur Öffnung der Bestände geleistet werden muss, soll thematisiert werden. Der Vortrag widmet sich den unterschiedlichen Wegen, die die Bibliotheken des NHM und KHM hier beschritten haben und weiter ausbauen möchten.
Mit den Herausforderungen, die dieser Wandel naturgemäß mit sich bringt, sind viele andere Museumsbibliotheken in Österreich ebenso konfrontiert. Der von NHM und KHM gemeinsam gehaltene Vortrag soll deshalb auch ein Impuls sein, die österreichweite Vernetzung von Museumsbibliotheken zu fördern, um ähnliche Interessen und Bedarfe als Gemeinschaft vertreten zu können.
Kurzbiografie
Mag. Sarah Magdalena Fiedler, MA LIS leitet seit Dezember 2022 die Abteilung Bibliotheken des NHM. Leah Karas, BA ist seit Februar 2023 die stellvertretende Leiterin der Bibliotheken des NHM. Mag. Hanna Schneck, MA LIS leitet seit Juni 2021 die Bibliothek des KHM.
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Lernen Sie MITZI kennen! Ein strategisches Personalentwicklungsprogramm der Stadt Wien-Büchereien
Karin Claudi, Susanne Kappos
Stadt Wien-Büchereien, Wien, Austria
Abstract
Lernen Sie MITZI kennen!
Ein strategisches Personalentwicklungsprogramm der Stadt Wien-Büchereien
Wer MITZI ist
MITZI – MITeinander lernen, Zukunft gestalten, Ideen einbringen – ist eine strategische Personalentwicklungsmaßnahme der Büchereien der Stadt Wien. MITZI wendet sich an Mitarbeiter*innen mit Potential, die Lust darauf haben, die Zukunft der Büchereien mitzugestalten und Führungs- oder Projektverantwortung zu übernehmen. MITZI unterstützt sie auf dem Weg dorthin durch ein attraktives Programm mit der Möglichkeit zur fachlichen Weiterentwicklung, Vorbereitung zur Übernahme von Verantwortung und der Chance zur Vernetzung mit engagierten Kolleg*innen.
Warum wir MITZI brauchen
Öffentliche Büchereien agieren in einem Umfeld, das sich dynamisch entwickelt. Die laufende konzeptuelle Weiterentwicklung des Betriebs ist eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass öffentliche Büchereien auch künftig ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens und der Bildungslandschaft sind. Zugleich findet aufgrund der Altersstruktur der Mitarbeiter*innen seit einigen Jahren ein markanter Personalwechsel statt: Viele erfahrene Bibliothekar*innen gehen in Pension, zugleich kommen viele neue Mitarbeiter*innen in den Betrieb. Führungspositionen müssen neu besetzt werden, Rahmenbedingungen der täglichen Arbeit ändern sich, neue Projekte erfordern engagiertes Mittun. Als Betrieb in dieser Situation für die Zukunft vorzusorgen ist eine ebenso spannende wie herausfordernde Aufgabe.
Der Vortrag beschreibt wie es zur Idee MITZI kam und stellt das Lehrgangskonzept und die organisatorischen Überlegungen vor. Zudem werden praktische Erfahrungen aus den bisher zwei Lehrgängen seit 2020 Thema sein und eine erste Bilanz gezogen.
Kurzbiografie
Karin Claudi ist stellvertretende Leiterin der Stadt Wien-Büchereien
Susanne Kappos ist Regionalleiterin bei den Stadt Wien-Büchereien
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Bibliotheken und die städtische Nachhaltigkeitstransformation – Vision oder Utopie? Erkenntnisse aus dem Projekt Open Urban Sustainability Hubs und Ausblick
Beate Guba
TU Wien, Wien, Austria
Abstract
Der Vortrag geht der Frage nach, wie sich öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken als städtische Wissensinfrastrukturen im Umfeld von „Innovation Hubs“, „Urban Living Labs“, „FabLabs“, „Coworking-Spaces“ positionieren und ihr Potential für soziale Innovation und die lokale Nachhaltigkeitstransformation heben können. Dabei wird das Quintuple-Helix-Innovation-Framework vorgestellt sowie die Rolle von Citizen Science in der Stadtentwicklung und Klimawandelanpassung näher betrachtet. Das Projekt Open Urban Sustainability Hubs (OPUSH) zeigt unterschiedliche Ansätze in Wien, Barcelona, Delft und Tallinn auf. Über die Projektergebnisse hinausgehende Überlegungen geben einen Ausblick auf künftige Entwicklungsmöglichkeiten von Bibliotheken.
Kurzbiografie
Beate Guba, Direktorin der TU Wien Bibliothek, Teilnehmerin am FFG-Innovatorinnen Leadership-Programm 2024, Kurzbiografie s. https://ubifo.at/mag-beate-guba-msc/
Publikationen zu OPUSH s. https://zenodo.org/communities/opush/records?q=&l=list&p=1&s=10&sort=newest
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Kostentransparenz im Open Access: Ergebnisse des openCost-Projekts
Bianca Schweighofer
Universität Regensburg – Universitätsbibliothek, Regensburg, Germany
Abstract
Der Transformationsprozess zu Open Access (OA) verändert die wissenschaftliche Publikationslandschaft grundlegend: Publikations- und einrichtungsfinanzierte Geschäftsmodelle gewinnen zunehmend an Bedeutung und führen zu neuen Prozessen, Finanzströmen und Akteursrollen. Diese Umbruchphase ist geprägt von einer Vielzahl an Geschäftsmodellen und einer aufwändigen, oft unvollständigen Erfassung der Publikationskosten. Um Fehlentwicklungen vorzubeugen und die Transformation nachhaltig zu gestalten, ist eine umfassende Kostentransparenz erforderlich. Genau hier setzt das Projekt openCost an: Ziel ist es, eine technische Infrastruktur zu schaffen, mit der Publikationskosten über standardisierte Schnittstellen und Formate frei zugänglich ausgetauscht werden können. Die Offenlegung der Kostenstrukturen ermöglicht (inter-)nationale Vergleiche, macht Preissteigerungen sichtbar und stärkt die Verhandlungsposition von Bibliotheken und Konsortien.
Unter Einbeziehung internationaler Expertise wurde ein standardisiertes Metadatenschema entwickelt, um Publikationskosten strukturiert zu erfassen, abzurufen und abzubilden. Die Daten werden über eine OAI-PMH-Schnittstelle ausgetauscht, was einen effizienten Datenaustausch und das Harvesting durch Aggregatoren wie OpenAPC ermöglicht.
Im Beitrag werden die Ergebnisse aus der ersten openCost-Projektphase sowie Anwendungs- und Nachnutzungsmöglichkeiten für die Community präsentiert. So wurde das OpenAPC-Metadatenschema erweitert, um auch Zusatzkosten abzubilden, die mit OA-Publikationsgebühren einhergehen. Zudem wurde die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) um neue Funktionen erweitert. Teilnehmereinrichtungen können Informationen zur Förderung und Kostenübernahme für Forschende effizient bereitstellen und verwalten. Daneben werden nun Kostendaten aus OpenAPC und Informationen aus dem DOAJ auf Zeitschriftenebene angezeigt. Forschende können somit sehr einfach Publikationsmöglichkeiten kostenbewusst vergleichen.
Kurzbiografie
Bianca Schweighofer studierte Germanistik und Medienwissenschaft (M.A.) und ist seit 2021 als Projektkoordinatorin des DFG-Projekts „openCost: automatisierte, standardisierte Lieferung und offene Bereitstellung von Publikationskosten und Verlagsvereinbarungen“ an der UB Regensburg tätig.
196
Der etwas andere Lernort – Hybrid Learning Center, von Anfang an barrierearm
Charline Fuchs, Ute Engelkenmeier
Universitätsbibliothek Dortmund, Dortmund, Germany
Abstract
Die Universitätsbibliothek Dortmund als Lernort mit entsprechenden lernunterstützenden Services versteht sich zunehmend als ein Lernraum, der von allen Studierenden wie Lehrenden aktiv genutzt und gestaltet werden kann. Durch das aktuelle Projekt „Hybrid Learning Center“, von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre finanziert, sollen gezielt digitale Schlüsselqualifikationen der Studierenden gefördert werden – ohne Barrieren.
Im Projekt liegt der Schwerpunkt darauf, die digitalen Kompetenzen der Studierenden zu stärken, die sie für ihr Studium und ihren Beruf brauchen, wie der Umgang mit digitalen Medien inkl. Reflexion und gegenseitiger Inspiration. Unabhängig von ihrem Studiengang oder Kenntnisstand sind alle Studierenden dazu eingeladen, neue Technologien von Audio- und Videotechnik, über VR-Brillen, bis hin zu 3D-Druckern auszuprobieren. Der Zugang wird über die Teilnahme an Workshops, eigenständiges Arbeiten mit Selbstlerneinheiten oder durch 1:1 Betreuung vor Ort ermöglicht, sodass den Studierenden jederzeit Unterstützung von didaktisch geschultem Personal zur Verfügung steht. Um ein möglichst breites Publikum anzusprechen, galt bei der Planung und Umsetzung der Angebote stets der Anspruch der Barrierearmut. Diese bezieht sich auf vielfältige Aspekte, wie der Blick auf Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bedarfen, Lernstilen, Bildungsbiographien, Herkunft, oder Altersstrukturen. Barrierearmut, als dynamischer Prozess betrachtet, erfordert, dass unterschiedliche Bedarfe für Lernende von vornherein berücksichtigt werden, sowie eine kontinuierliche Offenheit für Anpassungen und Flexibilität.
Der Vortrag geht auf Grundlagen, Anforderungen und konkrete Umsetzung in der Praxis des Hybrid Learning Centers ein und gibt Tipps zur Übertragbarkeit auf andere Bibliotheken und Informationseinrichtungen.
Kurzbiografie
Charline Fuchs, Mediendidaktikerin im Projekt „Hybrid Learning Center“ in der UB Dortmund. Schwerpunktmäßige Erstellung von Workshops und Selbstlernmaterialien.
Dr. Ute Engelkenmeier, Stellvertretende Direktion der UB Dortmund mit dem Schwerpunkt Information und Lernort.
197
Herausforderungen beim Eröffnen einer öffentlichen Bibliothek
Irina Blümel-Kolck
erlesene Bücherei Pottendorf, Pottendorf, Austria
Abstract
Jede einzelne Bücherei ist eine Bereicherung für die Gesellschaft, Stadt, Gemeinde oder Nachbarschaft. Für viele Orte scheint die Hürde, eine Bücherei zu eröffnen, neu zu gründen und nachhaltig aufzubauen, zu groß und unüberwindbar.
Um welche Herausforderungen es sich hierbei handeln könnte, wie man mit wenig Mitteln eine Bücherei von Grund auf aufbaut und wie man das ganz ohne oder mit nur wenig Unterstützung durch Gemeinde oder Pfarre schafft, wird in dieser Präsentation erklärt.
In einem Vortrag werden die Vorteile einer Bibliotheksgründung verknüpft mit den Herausforderungen dargestellt und auf den speziellen Fall der Gründung einer Bibliothek mit Verein als Trägerschaft und allen Vor- und Nachteilen erläutert. Dabei werden weiters folgende Themen behandelt: Voraussetzungen zur Gründung einer Bibliothek, mögliche Kooperationen, nachhaltiges Wachstum, kreative Lösungen, Grenzen/Möglichkeiten.
Gemeinsam im Dialog werden Fragen diskutiert und Ideen ausgetauscht. Die Herausforderungen und Grenzen, die uns gesetzt wurden, konnten in Möglichkeiten umgewandelt werden und können andere dazu inspirieren, neuen Schwung für die eigene Bücherei zu erlangen oder eine neue Bücherei zu gründen.
Die erlesene Bücherei Pottendorf wurde im Oktober 2021 vom Verein Bildung und Kultur Pottendorf in Eigeninitiative ohne Unterstützung durch die Gemeinde gegründet und wuchs innerhalb von 3 Jahren von 1200 Medien auf 6800 Medien an, gewann Raum hinzu, stellte zahlreiche Projekte auf die Beine und erlebte Veranstaltungen unterschiedlichster Art.
Kurzbiografie
Irina Blümel-Kolck, BA
Leiterin der erlesenen Bücherei Pottendorf,
Obfrau des Verein Bildung und Kultur Pottendorf,
Buchhändlerin in der Buchhandlung dieErlesene
zuvor: Kurstrainerin im Bereich der Erwachsenenbildung für Englisch und Lehrerin für Englisch an einer Maturaschule
198
Diskriminierungssensible Erschließung mit der GND
Guido Bee
Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main, Germany
Abstract
In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für subtile Formen der Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsteile auch im Bereich der Wissensorganisation deutlich gestiegen. Dies spiegelt sich auch in der Sicht auf die Erschließungsinstrumente des deutschsprachigen Bibliothekswesens wider, unter denen die Gemeinsame Normdatei (GND) eine herausragende Rolle einnimmt.
Besonders einige Bezeichnungen für ethnische Gruppen sind immer wieder intensiv diskutiert worden. In der Konsequenz hat dies dazu geführt, dass die Vorzugsbenennungen vieler Schlagwörter verändert wurden. In einer Reihe von Fällen entschied man sich aber auch für die Beibehaltung der alten Benennung mangels überzeugender Alternativen. Der Vortrag erläutert diese Problematik anhand einiger Beispiele aus den vergangenen Jahren. Er versucht ein Bewusstsein für die Komplexität dieser Materie zu wecken, die sich einfachen Lösungen widersetzt und in manchen Fällen zu pragmatischen Kompromisslösungen zwingt.
[Hinweis: Der Vortrag wurde von der Kommission für Sacherschließung der VÖB angeregt.]
Kurzbiografie
Dr. Guido Bee, geb. 1966, Fachreferent an der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt am Main, u. a. für Ethnologie; langjährige Mitarbeit in der GND-Redaktion; zahlreiche Publikationen zu literatur- und informationswissenschaftlichen Fragestellungen
199
Künstliche Intelligenz (KI) trifft Informationskompetenz (IK): Chancen für Bibliotheken am Beispiel der ETH-Bibliothek
Cornelia Künzle, Eva-Christina Edinger, Caroline Welte, Christine Bärtsch
ETH-Bibliothek, Zürich, Switzerland
Abstract
KI-Tools eröffnen auch an Hochschulen ungeahnte Möglichkeiten und bringen gleichzeitig erhebliche Herausforderungen mit sich, insbesondere betreffend Datensicherheit, Datenschutz, wissenschaftliche Integrität und Transparenz. Doch wer dient bei Fragen zu diesen Themen als Anlaufstelle für Hochschulangehörige?
Bestehende Informationskompetenzen (IK), die traditionell durch Hochschulbibliotheken gefördert werden, gewinnen im dynamischen Feld der generativen KI zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig entstehen neue, sogenannte KI-Kompetenzen. Bietet sich Bibliotheken nun die Möglichkeit, sich innerhalb der Hochschullandschaft neu und zukunftsgerichtet zu positionieren?
Wir von der ETH-Bibliothek haben uns mit dem Aufkommen der ersten Generation von KI-Werkzeugen rasch als erste Anlaufstelle für Fragen von Dozierenden und Studierenden rund um generative KI an der ETH Zürich etabliert. In diesem Beitrag reflektieren wir, wie es uns gelungen ist, schnell auf die Entwicklungen seit Oktober 2022 zu reagieren. Dabei wird deutlich, dass lange vorbereitete Massnahmen eine entscheidende Rolle gespielt haben. Wir verstehen uns als Bildungspartnerin der ETH Zürich, vernetzen uns seit langem mit relevanten Akteuren und streben danach, IK nachhaltig in den Curricula zu verankern. Gleichzeitig haben wir erkannt, dass eine unkomplizierte Bottom-up-Strategie erforderlich ist, um kurzfristig auf neue Entwicklungen reagieren zu können, die auf den drei Säulen Organisationsentwicklung, Vernetzung und neue Services im Bereich generative KI basiert. Im Vortrag stellen wir die Ergebnisse eines Projektes vor, das wir mit Fördergeldern der ETH Zürich umsetzen. Hier haben wir Informations- und Veranstaltungsgefässe geschaffen, in denen sich unsere Zielgruppen laufend zum Thema informieren können. Zum anderen geben wir einen Einblick in einen unserer Kurse, in dem die Schnittstelle zwischen wissenschaftlichem Schreiben mit KI-Tools und wissenschaftlicher Integrität abgedeckt wird.
Kurzbiografie
Cornelia Künzle ist Historikerin (MA, Universität Zürich) und Informationsspezialistin (MAS in Information Science, FH-Graubünden). An der ETH-Bibliothek arbeitet sie im Bereich der digitalen Langzeitarchivierung und ist zudem verantwortlich für das Thema Plagiatsprävention für ETH-Angehörige.
201
Nachhaltige Partnerschaften zwischen Bibliotheken und KI-Systemen: Das partizipative Modell von Open Knowledge Maps
Peter Kraker
Open Knowledge Maps, Wien, Austria
Abstract
KI-basierte Recherchetools erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei Forschenden, Studierenden und der breiten Öffentlichkeit. Für Bibliotheken stellt sich die Frage, wie sie diese Tools sinnvoll in ihr digitales Angebot integrieren können. Dabei spielen Aspekte wie Qualitätskontrolle, technische Kompatibilität, Transparenz und Ethik eine wichtige Rolle. Zudem wächst die Sorge, dass durch die zunehmende Monetarisierung dieser Dienste neue Bezahlschranken und damit Barrieren zum Wissenszugang entstehen. Bibliotheken spielen hier eine Schlüsselrolle, um den Zugang zu hochwertigen wissenschaftlichen Informationen sicherzustellen.
In diesem Vortrag präsentiere ich das partizipative Modell von Open Knowledge Maps (OKMaps) – einer offenen, gemeinnützigen Rechercheplattform – als Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken und KI-Systemen. OKMaps bietet einen visuellen Überblick über Forschungsthemen und stellt Quellcode sowie Inhalte unter offenen Lizenzen zur Verfügung, wodurch das geistige Eigentum in den Händen der Community bleibt. Die Initiative entwickelt ihre Services gemeinsam mit Stakeholder*innen weiter, wobei die Community zwei Drittel der technischen Roadmap bestimmt. Ziel ist es, eine integrative, nachhaltige und faire Infrastruktur zu schaffen, die von allen Mitgliedern der Gesellschaft genutzt werden kann.
Open Knowledge Maps ermöglicht es Organisationen, KI-basierte Visualisierungen nahtlos in ihre Discovery-Systeme zu integrieren. In den letzten Jahren haben zahlreiche Bibliotheken, darunter die ETH-Bibliothek, die TU Wien Bibliothek und die Universitätsbibliothek Wien, OKMaps in ihre Angebote eingebettet. In Österreich und der Schweiz sind solche Integrationen seit kurzem auch auf Verbundebene verfügbar. Zum Abschluss des Vortrags stelle ich das neue OKMaps-Modul der OBVSG vor, das den Verbundbibliotheken eine einfache Integration KI-basierter Recherche in den eigenen Bibliothekskatalog ermöglicht.
Kurzbiografie
Dr. Peter Kraker ist promovierter Informationswissenschaftler und Gründer und Obmann von Open Knowledge Maps. Er ist Mitglied des Executive Boards von GO FAIR, Vorsitzender des GO FAIR Implementierungsnetzwerkes “Discovery” und Reference Point für EOSC Austria.
203
Large Languages Models für Bibliotheksservices an der TU Wien
Chris Schubert, Tobias Weberndorfer
TU Wien, Wien, Austria
Abstract
Für die Sichtbarkeit des Forschungsoutputs an der TU Wien wurde 2021 das Vorhaben Linked Open Data aufgesetzt. Publikationen, die in Universitätsbibliotheken kuratiert werden, sind mit Forschenden, Daten, Methoden, Software Codes, Architekturmodellen und anderen Artefakten miteinander verbunden. Neben der expliziten Verlinkung im TU Wien CatalogPlus besteht die Verbesserung der qualitativen Treffsicherheit zur Auffindbarkeit der Masse von e-Medien. Aufgrund der großen Anzahl an Ressourcen ist eine vollständige Erschließung ohne maschinelle Unterstützung für viele Bibliotheken nicht leistbar. Die TU Wien Bibliothek betreibt daher Entwicklungen zum Machine Learning, um die automatisierte Erschließung voranzutreiben Ein eigens entwickeltes Framework bieten die Werkzeuge für den gesamten Prozess des Zusammenstellen, der Vorverarbeitung und der automatischen Erschließung mittels Large Language Models, als ein multilinguales Transformer-Modell für das Retrieval und ein fine-getuneder Cross-Encoder für die Daten Qualität einzusetzen. Das Ressourcen intensive Training für die Computerinfrastruktur findet hierfür am Austrian Scientific Cluster statt. Die eruierten Ansätze zur maschinellen Inhaltserschließung bringen den Vorteil einer konsistenten Kategorisierung. Im Vergleich zu bestehenden Frameworks zur automatischen Erschließung bietet der hier vorgestellte Ansatz zusätzlich Flexibilität: sowohl in der Art der Aufbereitung der Daten, als auch in der Wahl des zugrunde liegenden Machine Learning Modells. Dies erlaubt uns bei kürzeren Laufzeiten, gute Resultate zu erzielen. Zudem ist dieser Ansatz in der Lage, verschiedene Aufgaben in ein Modell zu vereinen (z.B. Vergabe von TU Wien Systematik und GND Schlagwörter) und somit indirekte Relationen nutzbar zu machen. Zusätzlich erfolgte die Adaptierung der Browser Add-on Entwicklung lAma, die aufzuzeigen, wie die maschinell unterstütze Extraktion zur Erschließung integriert werden kann.
Kurzbiografie
Chris Schubert leitet an der TU Wien den Fachbereich für Medienmanagement und Bibliotheks IT und ist stark Entwicklung der EOSC eingebunden.
Tobias Weberndorfer studierte Sprachwissenschaft an der Universität Graz. Seit 2023 ist er im Linked Open Data Projekt der TU Wien Bibliothek tätig.
204
TUW lAma Schnittstellenerweiterung für LLM
Leonhard Zachl, Chris Schubert
TU Wien, Wien, Austria
Abstract
Die TU Wien Bibliothek hat eine Firefox-Extension „lAma“ für das Bibliothekssystem Alma entwickelt, um wiederkehrende Arbeitsprozesse zu vereinfachen (https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/tu-lama/ , https://wiki.obvsg.at/Katalogisierungshandbuch/AlmaWissenFEAddons). Diese Extension ermöglicht unter anderem die gezielte Suche nach Datensätzen anhand von Listen von IDs, (z. B. ISBNs, MMSIDs, AC-Nummern, Barcodes), das automatische Befüllen von Feldern bei neuen Einträgen sowie die Integration eigener Bookmarklets. Mit der Einführung von Large Language Models zur zur automatischen Sacherschließung von e-Medien an der TU Wien erfolgte die Erweiterung des Browser-Add-ons „lAma“, mit einer generischen Schnittstelle um Daten der Sacherschließung aus solchen LLM einzubinden das als Empfehlungssystem für die manuelle Informationsextraktion dient. Diese neue Funktionalität wird hier kurz dargestellt.
Kurzbiografie
Leonhard Zachl arbeitet als Software Entwickler in der TU Wien Bibliothek. Neben dem TUW lAma ist er für den internen Hochschulschriften-Workflow und mit der Entwicklung von CatalogPlus unter anderem für das Linked Open Data Projekt zuständig.
205
Die Enteignung jüdischer Antiquariate in den besetzten Niederlanden (1940–1945) als Teil des NS-Kulturgutraubs. Zwei Fälle aus Den Haag
Lisa Trzaska
Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow, Leipzig, Germany. Universität Leipzig, Leipzig, Germany
Abstract
Welche historische Verantwortung ergibt sich für deutsche und österreichische Bibliotheken aus ihren Ankäufen auf dem Buchmarkt besetzter Länder im Zweiten Weltkrieg? Insbesondere über den antiquarischen Buchhandel gelangten Bücher in die Bibliotheken, die eindeutig als NS-Raubgut identifiziert werden können oder auf andere Weise mit dem an den europäischen Jüdinnen und Juden begangenen Unrecht in Verbindung stehen. Am Beispiel der Niederlande soll gezeigt werden, wie die Nationalsozialisten gewaltsam in den Buchmarkt der von ihnen besetzten Länder eingriffen. Im Fokus stehen zwei Antiquariate, deren Eigentümer den antisemitischen Verfolgungsmaßnahmen direkt ausgesetzt waren: Das Antiquariaat Meijer Elte und Ludwig Rosenthals Antiquariaat; beide in Den Haag. Ersteres hatte sein Namensgeber Meijer Elte dort bereits im Jahr 1899 gegründet. Letzteres eröffneten Mitglieder der Münchner jüdischen Antiquarsfamilie Rosenthal 1937 im niederländischen Exil.
Der Vortrag erläutert das Schicksal dieser familiengeführten Antiquariate und ihrer Eigentümer in den Besatzungsjahren 1940–1945. Beide Geschäfte wurden zwangsweise durch einen nicht-jüdischen deutschen Verwalter übernommen, der seine Position nutzte, um im großen Stil Bücher u.a. an Bibliotheken und Forschungseinrichtungen im deutschen Reichsgebiet zu verkaufen, zu dem in dieser Zeit bekanntlich auch Österreich zählte. Einige Beispiele solcher Bücher in verschiedenen Bibliotheken, die aus den enteigneten jüdischen Antiquariaten in den Niederlanden stammen, sollen Bibliothekarinnen und Bibliothekare in ihrer Arbeit mit historischen Beständen für das Thema sensibilisieren. Verbindungen zur vom österreichischen Kunsthistoriker Kajetan Mühlmann geleiteten Dienststelle Mühlmann in den Niederlanden, die u.a. die Aufgabe hatte, prominente Nazi-Größen mit Kunstwerken aus besetzten Gebieten zu versorgen, erlauben abschließend, den Fall der jüdischen Antiquariate in das größere Bild des NS-Kulturgutraubs einzuordnen.
Kurzbiografie
Lisa Trzaska (M.A.), Judaistin & Provenienzforscherin; Provenienzforschungsprojekte in der Universitätsbibliothek Potsdam (2017) & Bibliothek des Botanischen Gartens Berlin (2021–2024); aktuell Promotionsvorhaben am Dubnow-Institut in Leipzig zu jüdischen Antiquariaten in den besetzen Niederlanden.
206
Artikelscan bei der Vorarlberger Landesbibliothek
Günter Köllemann
Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz, Austria
Abstract
Die Vorarlberger Landesbibliothek (VLB) scannt seit über 20 Jahren Inhaltsverzeichnisse von Print-Zeitschriften und erfasst deren Artikel. Ursprünglich für den Export für die Suchmaschine Summon verwendet, musste mit dem Umstieg auf ALMA/PRIMO der Artikelscan umgestellt werden. Im Vortrag wird die technische Umsetzung vom Scan in intelligentCapture mit Import in ALMA per XML-Datei dargestellt und das Ergebnis in PRIMO präsentiert.
Derzeit erfolgt der Import in die IZ der VLB, angedacht ist aber das Einbringen der Artikel (in Analogie zum IV-Scan der ÖNB) in die NZ, um anderen Verbundteilnehmern die Artikel in deren PRIMO verfügbar zu machen. Wie dies funktionieren kann, wird in einem Ausblick präsentiert.
Kurzbiografie
Günter Köllemann ist Fachreferent bei der VLB und Verantwortlicher für die technische Umsetzung der Scans von Inhaltsverzeichnissen (eDOC) und Artikel. Er ist akademischer Bibliotheks- und Informationsexperte mit einem IT-Background. Daneben ist er Autor und Experte für Anestis Logothetis.
207
Starke Identität, starke Bibliothek: CI als Erfolgsfaktor
Kathrin Hömstreit, Sarah Kwiatkowski, Verena Resch
Treffpunkt Bibliothek – Service des Landes NÖ für Bibliotheken, St.Pölten, Austria
Abstract
Die Servicestelle Treffpunkt Bibliothek des Landes Niederösterreich durfte in den letzten beiden Jahren über 260 niederösterreichische Bibliotheken bei der Entwicklung einer gemeinsamen Corporate Identity unterstützen und begleiten.
Wir möchten in diesem Workshop die gesammelten Erfahrungen mit allen Teilnehmer:innen teilen, dazu motivieren, über eigene Werte und Haltungen im Bibliothekswesen zu reflektieren und einen kleinen Anstoß in Richtung Entwicklung einer eigenen CI geben.
In diesem Hands-On Workshop erfahren Sie:
– weshalb wir in NÖ diesen Schritt überhaupt gegangen sind
– warum die Entwicklung einer CI auch für Ihre Bibliothek relevant sein kann
– welche wichtigen Überlegungen grundsätzlich im Vorfeld angestellt werden sollten
– was eine CI mit eigenen Wertvorstellungen und Haltungen zu tun hat
– was eine gute CI mit den SDGs aber auch IDGs zu tun hat
– weshalb ein gemeinsamer starker Auftritt nach außen Gemeinschaft fördert, aber auch Diversität stärkt
– warum viele Köch:innen aka Stakeholder niemals den Brei verderben
– weshalb man sicher keine Angst vor Konkurrenz durch andere Bibliotheken haben muss
– und was es mit einem seltsamen Geheimcode auf sich hat
Methoden:
Der Workshop ist interaktiv gestaltet. Anhand verschiedener Aufgaben und Übungen möchten wir gemeinsame Überlegungen anstellen und gleichzeitig den Austausch fördern.
Die Mitnahme eines Laptops oder Smartphones ist wünschenswert, aber keine Voraussetzung.
Zielgruppe:
Vorwiegend Bibliothekar:innen aus öffentlichen, privaten und kleinen wissenschaftlichen Bibliotheken. Aber auch sonstige interessierte Personen sind herzlich willkommen.
Wir bitten um Anmeldung inkl. Angabe der Bibliothek oder des Unternehmens im Vorfeld.
Vielen Dank!
Der Workshop steht in Verbindung zum Vortrag von Ursula Liebmann, MA und Mag. Karl Hintermeier zur Markenfamilie für öffentliche Bibliotheken in NÖ. Ein Besuch beider Veranstaltungen ist empfehlenswert, aber nicht zwingend notwendig.
Kurzbiografie
Kathrin Hömstreit ist ausgebildete Sozialpädagogin und übernahm 2019 die Leitung der Fachstelle komm.bib – die Anlaufstelle für alle kommunalen Bibliotheken in NÖ. Sie ist mit Beratung und kreativem Input aktiv in die Tätigkeiten der Servicestelle Treffpunkt Bibliothek eingebunden.
208
Vielfalt und kritische Informationskompetenz: Bibliotheken als Bildungsorte in einer globalen Wissensgesellschaft
Dani Baumgartner1, Sarah Schmelzer2, Gabriele Slezak2
1Frauen*solidarität – feministisch-entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit, Wien, Austria. 2ÖFSE (Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung), Wien, Austria
Abstract
In einer globalisierten Informationsgesellschaft haben Bibliotheken eine verantwortungsvolle Rolle sowohl in der Auswahl der Bestände als auch in der Vermittlung kritischer Informationskompetenz. Globale Herausforderungen wie Klimawandel, Kriege und antidemokratische Strömungen machen es nötig, sowohl Fake News zu erkennen, als auch diverse und globale Perspektiven einzubeziehen. Diese Praxis trägt zur Stärkung einer demokratischen Gesellschaft bei. Sie befähigt, sich auf informierte Weise an Diskussionen zu beteiligen, diskriminierende Strukturen zu hinterfragen und aktiv für eine pluralistische Öffentlichkeit einzutreten.
Koloniale, rassistische und diskriminierende Inhalte sind tief in Informationssysteme, die wir alltäglich verwenden, eingewoben. Sie beeinflussen die Wahrnehmung und Verbreitung von Information und Wissen auf mehreren Ebenen. Schon das Verständnis davon, was eigentlich als vertrauenswürdige Information und Wissen gilt, folgt eurozentristischen, kolonial-rassistischen und oft auch sexistischen Tendenzen. Die Aufbereitung funktioniert oft nach Mustern und Algorithmen, die Diskriminierung noch verstärken. Indem Bibliotheken dies in ihrem Bestandsaufbau berücksichtigen, ihre Mitarbeiter_innen dazu fortbilden und gezielt kritische Informationskompetenz vermitteln, können sie dazu beitragen, diskriminierende Wirkungsweisen zu identifizieren, zu hinterfragen und herauszufordern.
Der Vortrag illustriert anhand von Beispielen – vom Schulbuch über die Bibliothekssuchmaschine bis zur KI – wie koloniale Denkmuster und Rassismen reproduziert werden und wie immer öfter auch Angriffe auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt auftreten. Mit Praxisbeispielen aus der Arbeit der C3-Bibliothek wird gezeigt, wie Bibliotheken dem aktiv entgegentreten können. Der Förderung von kritischer Informationskompetenz kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Abschließend bleibt Raum für Diskussion und Austausch, um über Aktivitäten für Büchereien und Bibliotheken nachzudenken.
Kurzbiografie
Dani Baumgartner studierte Soziologie und Gender Studies und arbeitet für die Frauen*solidarität in der C3-Bibliothek. Sarah Schmelzer studierte Bibliotheksmanagement und leitet den Bereich Bibliothek der ÖFSE. Gabriele Slezak studierte Afrikanistik und arbeitet in der Wissenschaftskommunikation.
209
Spielend Zukunft gestalten: Gamification zur Vermittlung der SDGs in der Bibliothek
Sarah Schmelzer, Mirabell Eckert
ÖFSE (Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung), Wien, Austria
Abstract
Wie lassen sich komplexe wirtschaftliche, soziale und ökologische Zusammenhänge spielerisch und verständlich vermitteln? Und ist das auch etwas für meine Bibliothek?
In diesem praxisorientierten Workshop tauchen die Teilnehmer*innen in die interaktive Social Simulation „Up to You!“ ein. Diese Simulation richtet sich an junge Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren und funktioniert wie ein Online-Multiplayer-Spiel. „Up to You!“ veranschaulicht die Verflechtungen der Sustainable Development Goals (SDGs) und macht die komplexen Zusammenhänge zwischen Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Umwelt spielerisch erfahrbar.
Angeleitet von der Moderation schlüpfen die Teilnehmer*innen in die Rollen von Ministerien dreier fiktiver Länder und stehen vor der Herausforderung, die Bedürfnisse ihrer Bevölkerung bestmöglich zu erfüllen und gleichzeitig ihre Länder in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Dabei erleben sie hautnah, wie herausfordernd es ist, komplexe Entscheidungen zu treffen und Kompromisse auszuhandeln. Sie müssen Ressourcen optimal einsetzen, Projekte voranbringen, auf externe Schocks wie Naturkatastrophen reagieren und alternative Handlungsstrategien entwickeln. In dieser dynamischen Simulation erleben die Teilnehmer*innen, wie globale Herausforderungen praktisch und kooperativ angegangen werden können.
Im Anschluss an das Spiel bleibt Zeit für einen Austausch über den Einsatz von Gamification in der eigenen Bibliothek. Die Simulation „Up to You!“ ist mit Moderations- und begleitendem Bildungsmaterial frei verfügbar (CC-Lizenz) und kann nachgenutzt werden.
Um Anmeldung wird gebeten unter: m.eckert@oefse.at. Jede*r Teilnehmer*in benötigt einen eigenen Laptop oder ein Tablet.
Kurzbiografie
Sarah Schmelzer studierte Slawistik und Literaturwissenschaft (Mag.a) sowie Bibliotheks- und Informationsmanagement (MSc). Seit 2012 arbeitet sie in der ÖFSE, verantwortet hier den Bereich Bibliothek und gestaltet Bildungsprojekte zu globaler nachhaltiger Entwicklung und Informationskompetenz.
210
Digitale Daten als Kulturgut – Digitalisierungsprojekte im Fokus
Elisabeth Stadlinger, Christoph Steindl
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) sammelte bereits als Kaiserliche Hofbibliothek seit Jahrhunderten Bücher und digitalisiert diese mittlerweile seit Jahrzehnten. Das digitale Angebot der ÖNB umfasst dabei nicht nur das Portal ANNO, welches historische Zeitungen und Zeitschriften präsentiert und 2023 sein 20-jähriges Bestehen feierte, sondern inkludiert durch einen kontinuierlichen Digitalisierungsprozess viele andere Bestände und stellt diese der Öffentlichkeit digital zur Verfügung.
In diesem Beitrag wird auf aktuelle Digitalisierungsoffensiven der ÖNB als demokratisierendes Mittel zur ortsunabhängigen Bestandsrezeption eingegangen und ein Abriss darüber gegeben, welche Bestandskonvolute dadurch erschlossen und zugänglich gemacht werden können. Dabei kann insbesondere die gesellschaftspolitische Rolle der neu entstehenden Digitalisate, wie beispielsweise aktuell der Flugblätter aus dem Revolutionsjahr 1848, die auch in vielen anderen Archiven als wichtige Zeitdokumente gelten, oder auch der zeitgeschichtlichen Objekte aus dem organisatorisch der ÖNB eingegliederten Haus der Geschichte Österreich (hdgö), beleuchtet werden. Neu ist auch die Erweiterung der Moving Wall bei der breitflächigen Digitalisierung des historischen Buchbestands, wodurch Publikationen aus zusätzlich 15 Jahren (aktuell vom Ende des 19. Jhdt.) für Leser*innen und Forscher*innen zugänglich gemacht werden können.
Neben rechtlichen Aspekten prägen Vorgaben von Fördergebern und Kooperationspartnern die Digitalisierungsprozesse; auch die im digitalen Zeitalter sich schnell ändernden Anforderungen der Forscher*innen an das digitale Angebot müssen konstant evaluiert werden. Dieser Beitrag skizziert daher die Abhängigkeiten, Möglichkeiten und Grenzen, innerhalb derer Digitalisierungsprojekte durchgeführt werden und deren Einfluss darauf, welche Inhalte wie und zu welchem Zeitpunkt veröffentlicht werden – insbesondere unter der Bedingung einer langfristigen und nachhaltigen Bereitstellung.
Kurzbiografie
Elisabeth Stadlinger und Christoph Steindl arbeiten an der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) in der Abteilung Forschung und Datenservices. Die Abteilung koordiniert wesentliche Digitalisierungsprojekte der ÖNB und konzipiert die Datenbereitstellung (z.B. für die Digital Humanities).
211
Zwischen Vision und Arbeitsalltag: Praktiken zur Umsetzung der „Bücherei für alle“
Marion Hamm1, Alexa Faerber1, Alessia Scuderi Scuderi2, Magdalena Schneider3
1Institut für Europäische Ethnologie Universität Wien, Wien, Austria. 2Alessia Scuderi Design, Wien, Austria. 3Hauptbücherei, Wien, Austria
Abstract
Die Vision ist bekannt: Eine „Bücherei für alle“ (Bibliotheksentwicklungsplan 2024), die für unterschiedlichste Menschen attraktiv ist und zu Begegnungen quer durch Generationen und soziale Schichten einlädt. Wie gestaltet sich die Umsetzung dieser ambitionierten Vision im Arbeitsalltag von Bibliothekar:innen in Zweigstellen und Management?
Seit 2022 untersucht das internationale Forschungsprojekt „Infrastructuring Libraries in Transformation“ (ILIT), wie öffentliche Büchereien zur Produktion von Stadt beitragen. In enger Kooperation zwischen Universitäten, städtischen Büchereinetzwerken und Verwaltungen gehen wir den Möglichkeiten und Grenzen nach, auf die Bibliothekar:innen, institutionelle Akteur:innen und Nutzer:innen stoßen, wenn sie die Bücherei als inklusiven sozio-kulturellen Treffpunkt – oft ohne zusätzliche Ressourcen – realisieren möchten.
In diesem Vortrag diskutieren wir einige Ergebnisse aus Wien und werfen Schlaglichter auf Erfahrungen aus Büchereien in Rotterdam und Malmö.
Zum Projekt ILIT: Libraries in Transformation
Im ILIT Projekt kooperieren Forscherinnen aus Geographie, Europäischer Ethnologie Politologie, Bibliotheks- und Informationsstudien und eine Social Designerin mit den Büchereinetzwerken in Wien, Malmö und Rotterdam sowie dem Europäischen Bibliotheksverband EBLIDA. Sie verbinden eine alltagsbezogene Forschung mit der Analyse von regionalen, nationalen und internationalen strategischen Konzepten zur Büchereilandschaft.
212
Erfolgreiches Community Building für Scientometrie in der Schweiz
Annette Guignard, David Johann
ETH-Bibliothek, Zürich, Switzerland
Abstract
Der Österreichische Wissenschaftsrat sprach im 2020 veröffentlichten Positionspapier die Empfehlung aus, in Österreich ein unabhängiges nationales Kompetenzzentrum für bibliometrische Analysen einzurichten, das die vorhandene Expertise vernetzt und einen gemeinschaftlich organisierten Zugang zu Dienstleistungen organisiert.
In der Schweiz wird aktuell ebenfalls darüber nachgedacht, ein entsprechendes Kompetenzzentrum zu gründen. Hintergrund ist, dass in der Schweiz zwar die Relevanz bibliometrischer Daten und Analysen weitgehend unbestritten ist, es jedoch – wie in Österreich – keine zentrale Einrichtung gibt, die bibliometrische Expertise vereint und Daten und Analysen für alle Hochschulen und Forschungseinrichtungen des Landes anbietet.
Die ETH-Bibliothek hat deshalb das «Swiss Year of Scientometrics» (SYoS) ausgerufen, ein Projekt, das von swissuniversities co-finanziert wird. Die Ziele des Projekts sind: a) ein Netzwerk von relevanten Akteuren zu etablieren, b) das Bewusstsein für das Potential von scientometrischen Services für die Schweizer Hochschulen zu erhöhen, c) die Möglichkeiten, Anforderungen und Grenzen von scientometrischen Services auszuloten, und d) die transparente, faire und DORA-konforme Verwendung von scientometrischen Daten und Indikatoren zu fördern.
Um diese Ziele zu erreichen, wurde eine Serie von vier 90-minütigen Lectures mit international bekannten Redner:innen organisiert. Jede Lecture wurde durch einen eintägigen Workshop ergänzt, in welchem das jeweilige Thema der Lecture vertieft diskutiert wurde. Ein Blog begleitete die Eventserie mit Berichten über die Lectures und Workshops sowie mit Fachbeiträgen.
Im Rahmen des Projekts konnten nicht nur verschiedene Stakeholder in der Schweiz identifiziert und zusammengebracht werden, sondern es wurde auch erfolgreich die Etablierung einer schweizerischen Infrastruktur für Bibliometrie angestossen. In unserem Vortrag berichten wir detailliert von unserem Vorgehen und den Ergebnissen des Projekts.
Kurzbiografie
Dr. David Johann ist Leiter der Gruppe Research Analytics Service der ETH-Bibliothek, Co-Sektionsleiter Forschungsdienstleistungen und Projektleiter von Swiss Year of Scientometrics. Annette Guignard arbeitet als Senior Information Specialist in der Gruppe von David Johann sowie im Projekt.
213
VÖB Kommission Universitätsbibliotheken an Österreichischen Privatuniversitäten – Vortrag 1: „Auffällig abweichende Bedürfnisse: Ethik und Praktik des Umgangs mit schwierigen Nutzer*innen in Bibliotheken“
Josef Kern
Diözesanbibliothek Linz, Linz, Austria
Abstract
Bibliotheken ziehen oft Menschen in schwierigen Lebenssituationen an, da sie unkomplizierten Zugang zu teilweise sehr umfangreichen Öffnungszeiten ermöglichen und frei von Konsumzwang Sitzplätze im Warmen anbieten. Im engeren Sinn sind diese Personen aber in der Regel nur Besucher, und keine Nutzer der Bibliothek. Schwierigkeiten kann es mit ihnen wie mit Angehörigen der Hauptzielgruppen der jeweiligen Einrichtung geben. Zwischen beiden Gruppen liegt jedoch die Gruppe der schwierigen Nutzer, die die Bibliothek einerseits sachgemäß nutzen wollen (wobei insbesondere kostenloser Internetzugang und die Möglichkeit zur Zeitungslektüre anziehend wirken), andererseits aber aufgrund psychischer oder charakterlicher Einschränkungen mit hoher Regelmäßigkeit auffällig werden. Häufige Anlässe sind hierzu Probleme wegen der Besetzung von (bestimmten) Arbeitsplätzen, der Lautstärke oder auch Missverständnissen bei Auskunftsgesprächen. Praktische Bedeutung: Im Benutzerdienst ist man immer wieder mit teilweise heftigen Auseinandersetzungen zwischen studentischen Nutzern und einer kleinen, aber über viele Jahre stabilen Gruppe solcher schwierigen Nutzer konfrontiert. Aufgrund ihrer langjährigen Besuche sollten diese primär als Nutzer mit speziellen Bedürfnissen verstanden werden, denen die Bibliothek entgegenzukommen bereit ist. Die Herausforderung liegt also darin, bestmögliche Servicequalität für jeden Nutzer zu sichern und sowohl Priorisierungen im Benutzerdienst nur dort zuzulassen, wo sie nicht zu vermeiden sind, als auch auf Ausschlüsse weitestgehend zu verzichten, gleichzeitig aber auch Konsequenz im Umgang mit nicht mehr akzeptablem Benehmen zu zeigen.
Kurzbiografie
Josef Kern, Studium der Fachtheologie in Linz (Promotion 2015) sowie der Bibliotheks- und Informationswissenschaft in Berlin (Abschluss 2016). Mitarbeiter der Diözesanbibliothek Linz (derzeit Leitung der Zeitschriftenverwaltung und Betreuung studentischer Mitarbeiter*innen).
214
Analog erleben, digital erforschen
Annette Höslinger-Finck
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Analog erleben, digital erforschen
Gemeinsam mit dem Institut für Slawistik hat die Österreichische Nationalbibliothek ein Format etabliert, das die reichhaltigen historischen Slavica-Bestände analog erlebbar und digital weiter erforschbar macht.
Nutzerzentriert
Im Zuge der Lehrveranstaltungsplanung suchen der LV-Leiter mit der ÖNB-Mitarbeiterin Werke aus, die als Forschungsgegenstand für das geplante LV-Thema in besonderer Weise geeignet sind.
Praxisorientiert
Die Studierenden besuchen die ÖNB als reguläre Benützer*innen, lernen den regulären Aufbewahrungsort des historischen Werkes im Prunksaal und damit auch die Geschichte der ÖNB und ihrer Bestände kennen. Das konkrete Werk wird im Studienlesesaal der Sammlung von Handschriften und alten Drucken näher untersucht.
Analysiert
Die Analyse wird am digitalen Objekt im Center für Informations- und Medienkompetenz weitergeführt. Alle weiteren Bestände der Hauptbibliothek am Heldenplatz können an diesem Tag individuell bestellt und genutzt werden.
Kontextualisiert
Zur Bearbeitung der Forschungsfrage und Erstellung einer wissenschaftlichen Expertise müssen die Studierenden auch erforschen, wie und warum das Werk an die ÖNB gelangte und welchen Platz es in ihren Sammlungen hat.
Präsentiert
Ein Poster, eine schriftliche Arbeit, ein Blogbeitrag – die Präsentation der jeweiligen Ergebnisse der Studierenden ist so individuell wie die Studierenden selbst.
Das Ziel der Lehrveranstaltung ist es, die Bedeutung und den Wert analoger Ressourcen im digitalen Zeitalter zu erkennen und ihre Anwendung in der wissenschaftlichen Forschung zu fördern. Durch die Magie des historischen Ortes, an dem sich die Aura des Originals wirkungsvoll entfaltet, werden die Studierenden emotional angesprochen, entwickeln eine tiefere Verbindung zu ihrem Forschungsobjekt und erzielen hochwertige intellektuelle Ergebnisse, die mit erstaunlicher Kreativität und großer Empathie präsentiert werden.
Kurzbiografie
Mag. phil., Studium der Slawistik in Bonn und Wien, 1996-2018 als Wissenschaftliche Redakteurin mit regionalem Fokus auf Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa tätig, seit 2018 Fachreferentin für Literatur in slawischen Sprachen an der Österreichischen Nationalbibliothek.
215
VÖB Kommission Universitätsbibliotheken an Österreichischen Privatuniversitäten – Vortrag 2: „Bibliotheks-Story-Branding: Wie wir mit starken Geschichten Nutzerinnen und Nutzer gewinnen können“
Ingo Glückler
Diözesanbibliothek Linz, Linz, Austria
Abstract
Viele Bibliotheken stehen heute vor der Herausforderung, ihren Nutzerinnen und Nutzern klar zu vermitteln, welche Angebote und Dienstleistungen sie bereithalten und warum diese relevant sind. Häufig entsteht Verwirrung über das vielfältige Angebot, während ein Bedürfnis nach mehr Klarheit besteht. Ohne eine präzise Botschaft verlieren Marketingmaßnahmen oft ihre Wirkung.
Die Präsentation beschäftigt sich mit dem StoryBrand Messaging Framework, das den Fokus auf die Nutzerinnen und Nutzer als zentrale Akteure einer Erzählung legt. Dabei wird erläutert, wie durch klare Kommunikationsstrukturen die Verbindung zwischen Bibliotheken und ihren Nutzergruppen gestärkt werden kann. Das Framework basiert auf einem einfachen Grundprinzip: Der Nutzer als „Held“ hat ein Problem, trifft auf die Bibliothek als „Mentor“, die ihm einen Plan bietet und zur Handlung anregt, um erfolgreich zu sein.
Im Rahmen der Veranstaltung wird das 7-teilige StoryBrand Framework vorgestellt, ergänzt durch praxisnahe Beispiele und Ansätze zur Verbesserung der Kommunikationsstrategien von Bibliotheken. Ziel ist es, zu zeigen, wie durch den gezielten Einsatz von Storytelling Missverständnisse vermieden und die Nutzerbindung erhöht werden können. Bibliotheken, die ihre Kommunikationsarbeit effektiver gestalten möchten, erhalten hier wertvolle Anregungen zur Optimierung ihrer Strategien.
Kurzbiografie
Ingo Glückler studierte Evangelische Theologie in Heidelberg, Reformationsgeschichte in Aberdeen sowie Informations- und Bibliothekswissenschaften und Bibliotheksmanagement in Berlin. 2005 wurde er Bibliotheksdirektor der Katholischen Universität Linz und 2020 Direktor der Diözesanbibliothek Linz.
216
VÖB Kommission Universitätsbibliotheken an Österreichischen Privatuniversitäten – Vortrag 3: „Zwischen Sparzwang und Leidenschaft: Warum Österreichs Privatunis ihre Bibliotheken neu denken müssen“
Katharina Weissmann1, Ingo Glückler2
1Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Wien, Austria. 2Diözesanbibliothek Linz, Linz, Austria
Abstract
Der Vortrag thematisiert die Stellung und Wertigkeit von Universitätsbibliotheken an österreichischen Privatuniversitäten und beleuchtet die besonderen Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen. Trotz ihrer essenziellen Rolle für Forschung und Lehre erfahren viele dieser Bibliotheken nur eine geringe Wertschätzung seitens der Universitätsleitungen und des akademischen Personals. Neben erheblichem Personalmangel und unzureichender finanzieller Unterstützung zeigt sich ein deutlicher Rückstand in der technischen und räumlichen Ausstattung im Vergleich zu staatlichen Universitäten. Diese strukturellen Defizite führen zu einer schleichenden Marginalisierung der Bibliotheken und schmälern ihre Fähigkeit, Studierende und Forschende umfassend zu unterstützen. Oft leben diese Bibliotheken vor allem vom hohen Engagement ihrer Mitarbeiter, die mit großem persönlichem Einsatz die Lücken füllen und den Betrieb am Laufen halten. Der Vortrag zeigt schließlich auch Wege aus dieser Sackgasse auf und stellt Lösungsansätze für eine nachhaltige Stärkung der Bibliotheken an Privatuniversitäten vor.
Kurzbiografie
Katharina Weissmann studierte Geschichte an der Universität Wien und absolvierte im Anschluss den ULG Library and Information Studies an der Österreichischen Nationalbibliothek. Seit 2012 ist sie an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien tätig.
217
Erfassung und Präsentation historischer Buntpapiere an der Universitätsbibliothek Wien
Alice Dominique1, Victoria Eisenheld2
1Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria. 2Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
Das ULG-Projekt Historische Buntpapiere an der UB Wien widmete sich der systematischen Erfassung, Beschreibung und Digitalisierung von Buntpapieren in den Beständen der Universitätsbibliothek Wien, speziell in der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte und der Hauptbibliothek. Ziel war es, handgefertigte Buntpapiere, die vor 1900 entstanden sind, zu identifizieren, in das Bibliothekssystem Alma einzutragen und digital verfügbar zu machen. Hierbei wurden über 267 Bücher mit Buntpapiereinbänden und -vorsätzen dokumentiert. Zu den häufigsten Arten zählen Modeldrucke, Marmor- und Kleisterpapiere. Das Projekt wurde von Alice Dominique, Victoria Eisenheld, Teresa Hellweger, Luise Lederer, Angelika Rayer und Irene Schödelbauer durchgeführt und von Christina Köstner-Pemsel und Martin Steinreiber betreut.
Der Workflow umfasste die Sichtung der Bestände, die Autopsie der Bücher, die Katalogisierung der Buntpapiere und die Digitalisierung ausgewählter Einbände. Die Beschreibungen der Papiere – oft eine Herausforderung aufgrund der Vielfalt und Komplexität der Techniken – wurden durch Workshops und Beratung mit Expert*innen präzisiert. Die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen der Digitalisierungsservices ermöglichte die Bereitstellung der digitalisierten Buntpapiere im Goobi-Viewer, wo sie nun für Forschende und Interessierte zugänglich sind.
Besondere Herausforderungen lagen in der genauen Beschreibung und Datierung der Papiere sowie in der Handhabung fragiler Bände. Trotz dieser Schwierigkeiten konnte eine repräsentative Auswahl an Buntpapieren erfasst werden, die der Forschung zugutekommt und der interessierten Öffentlichkeit durch eine Ausstellung näher gebracht wurde. Unter dem Titel Von Farben und Mustern wurden die schönsten Exemplare im Foyer der Hauptbibliothek präsentiert.
Das Projekt zeigt, wie Bibliotheken nicht nur als Bewahrer von Wissen fungieren, sondern auch zur kulturellen und wissenschaftlichen Erforschung von historischen Materialien beitragen können.
Kurzbiografie
Alice Dominique, BA, arbeitet seit 2012 in der Hauptabteilung Benützung und Information der Österreichischen Nationalbibliothek. Sie hat 2022 ihr Bachelorstudium Kunstgeschichte und 2023 den ULG Library and Information Studies abgeschlossen und absolviert aktuell das Masterstudium Kunstgeschichte.
220
Liturgische Schätze oder wertlose Makulatur? – Fragmentenkatalogisierung an der ÖNB
Veronika Drescher
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Innerhalb des in vielen Sammlungen lange Zeit stiefmütterlich behandelten Bestandes der (Makulatur-)Fragmente haben die Überreste liturgischer Codices nochmals eine Sonderstellung. In einem ersten Schritt oft anhand von Rubrizierungen und Musiknotation selbst für Nichtspezialisten schnell als Liturgica zu identifizieren, ist eine detaillierte Bestimmung und Beschreibung zumeist wesentlich komplizierter.
Was kann und muss eine Institution im Rahmen der (oft nebenbei zu erledigenden) Katalogisierung des Nischenbestandes „liturgische Fragmente“ an Informationen zur Verfügung stellen, dass das Material anschließend von der Fachwelt optimal genutzt werden kann? Was wünschen sich die Spezialisten und was ist davon im Alltag des Bibliothekars / der Bibliothekarin umsetzbar?
Kurzbiografie
Studium der Geschichte und Kunstgeschichte in Graz und Bordeaux; Promotion 2022 an der Université de Fribourg (CH) und der École Pratique des Hautes Études (F); Mitarbeiterin im Projekt Fragmentarium 2015–2019, 2022; seit 2022 in der Sammlung von Handschriften und alten Drucken der ÖNB
221
Gute Information als Basis guter Wissenschaft
Maria Theisen1, Martin Haltrich2
1Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, Austria. 2Forschungsstelle Stift Klosterneuburg, Klosterneuburg, Austria
Abstract
Transparenz als Basis guter Wissenschaft ist im Bereich der Handschriftenforschung nötig, um die Qualität und Zuverlässigkeit der gefundenen Inhalte besser einschätzen und entsprechend verarbeiten zu können. Dass jedoch klare Hinweise darauf, woher welche Daten/Informationen stammen, häufig nicht gegeben oder sogar bewusst verschwiegen werden und wurden, ist ein Problem, das nicht erst seit Erfindung des Internets und „KI“ bekannt ist. Auch wenn Nutzer:innen von Datenbanken die intellektuelle Fähigkeit zugestanden werden muss, sämtliche Angaben kritisch zu hinterfragen, ist eine unmittelbare Überprüfung der gebotenen Inhalte oft nicht und eine kodikologische Überprüfung anhand von Digitalisaten schlichtweg gar nicht möglich. Denn nicht nur textbezogene Angaben können Fehlern unterliegen, maschinell generiert oder gezielt „gefaked“ sein, auch die materielle Beschaffenheit der Codices selbst kann in die Irre führen und insbesondere im digitalen Raum nicht mehr zu erkennen sein – man denke an die vielen „mittelalterlichen“ Handschriften, die besonders im 19. Jahrhundert eigens für Sammler neu zusammengestellt wurden. Eine Autopsie des Originals ist somit auch im elektronischen Zeitalter unerlässlich. Die primäre Aufgabe eines online-Repositoriums muss jedoch darin bestehen, valide Vorinformation zum Kulturobjekt als Ganzes, samt verlässlicher Nachvollziehbarkeit der Datengenese, zu liefern. Wie dieser Aufgabe mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten nachgekommen werden kann, ist unter anderem ein Anliegen, das wir nach dem Beitrag zur Diskussion stellen wollen und das in die Planungen zur Modernisierung des österreichischen Handschriftenportals „manuscripta“ einfließen wird.
Nota bene: zugehörig zum Themenbereich Altes Buch (VÖB-Kommission für Buch- und Bibliotheksgeschichte); Vortrag bitte unmittelbar nach jenem von Frau Dr. Ursula Stampfer reihen.
Kurzbiografie
Maria Theisen, Dr. phil., studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien, seit 2006 Mitarbeiterin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, seit 2024 Leiterin der Abteilung für Schrift- und Buchwesen am Institut für Mittelalterforschung.
222
Seltsam? Aber so steht es geschrieben! Transparenz als wesentlicher Bestandteil „guter Information“
Ursula Stampfer
Bayerische Staatsbibliothek, München, Germany
Abstract
Fake News sind kein neues Phänomen. Bereits in mittelalterlichen Handschriften finden sich zahlreiche manipulierte Informationen und Falschmeldungen, die für die oft sehr kleine Leserschaft nur schwer als solche zu erkennen waren. Durch akribische Quellenstudien und mühevolle Kleinarbeit wurden diese Lügen und Verzerrungen der Wahrheit, die häufig darauf abzielten, den eigenen Machterhalt zu sichern oder einen bestimmten sozialpolitischen Kurs zu rechtfertigen, von der Wissenschaft längst entlarvt. Spannende Monografien und detaillierte Analysen der entsprechenden Handschriften belegen dies eindrucksvoll. Die Suche nach diesen faszinierenden Codices kann in zahlreichen gedruckten Handschriftenkatalogen erfolgen, die jedoch für Laien oft schwer verständlich sind. In den letzten Jahrzehnten wurden viele dieser Beschreibungen, häufig in Kombination mit Digitalisaten, in Online-Portale integriert, um einem breiteren Publikum den Zugang zu diesem wertvollen Kulturerbe zu erleichtern. Doch wie steht es um die Nachvollziehbarkeit der bereitgestellten Informationen? Wie werden wissenschaftliche Erkenntnisse kontextualisiert und präsentiert? Wesentlicher Bestandteil „guter Information“ ist Verlässlichkeit, die unter anderem auf transparenten Angaben zu Herkunft und Aktualität der gebotenen Daten beruht. Sie stärken das Vertrauen der Nutzer:innen in die Wissenschaft und der Wissenschaftler:innen in die Informationssysteme der Bibliotheken. Im Vortrag sollen die bereits umgesetzten und die noch geplanten Maßnahmen zur Förderung ebendieser Transparenz im Handschriftenportal, dem zentralen Nachweis sämtlicher in deutschen Sammlungen aufbewahrten Handschriften, vorgestellt und diskutiert werden.
NB: Vortrag bitte unmittelbar vor jenem von Frau Dr. Maria Theisen reihen; zugehörig zum Themenbereich Altes Buch (VÖB-Kommission für Buch- und Bibliotheksgeschichte)
Kurzbiografie
Ursula Stampfer, Dr. phil. Mitarbeit an bzw. Leitung von Projekten zur Erschließung von mittelalterlichen Handschriften in Nord- und Südtirol, seit 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Handschriftenzentrum der Bayerischen Staatsbibliothek.
223
Technische Allgemeinbildung fördern – MINT gewinnt!
Paula Sophie Prüßner
Stadtbibliothek, Bad Salzuflen, Germany
Abstract
Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind die Themen der Gegenwart und der Zukunft. (Öffentliche) Bibliotheken tragen mit ihrer Rolle als Lern- und Wissensinstitutionen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche diese Themen für sich entdecken können. Damit insbesondere kleinere und mittelgroße Bibliotheken ihr Profil im Bereich MINT sinnvoll weiterentwickeln können, sollen im Rahmen dieses Vortrags Möglichkeiten aufgezeigt werden MINT-Workshops in das bestehende Bibliothekskonzept zu integrieren, Kooperationen mit entsprechenden Partnern auf- und auszubauen und das Profil der eigenen Bibliothek somit weiterzuentwickeln. Zentrale Frage hierbei ist: Wie können (öffentliche) Bibliotheken in Zeiten von Personalmangel und reduziertem Budget ihre Angebote im MINT-Bereich ausbauen? Als Best-Practice-Beispiele werden die Kooperation der Stadtbücherei Bad Salzuflen mit der Universität Paderborn vorgestellt: Bei dieser MINT-Workshopreihe konnten die Teilnehmer*innen selbststeuernde Transportsysteme als kleine Fahrroboter bauen, stabile Brückenkonstruktionen mit 3D-Druckerstiften entwerfen, Roboter und intelligente Elektronik programmieren und waren KI-Systemen im Alltag auf der Spur. Darüber hinaus steht das Partnerschaftskonzept mit Europas größter technisch-wissenschaftlichen Vereinigung, dem Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) im Fokus des Vortrags: Durch gezielte MINT-Aktivitäten in Bibliotheken fördert der VDI die technische Allgemeinbildung bei Kindern und Jugendlichen. Die Einrichtung einer sich im Aufbau befindenden TechnoThek erweitert den Medienbestand durch Experimentierkästen und MINT-Equipment, um neben den ausleihbaren Lernrobotern die kreative Begeisterung zu wecken und einen unkomplizierten Zugang zu Technikwissen zu ermöglichen. Die (Weiter-)Entwicklung zum MINT-Standort stellt einen wichtigen Faktor zur Stärkung öffentlicher Bibliotheken als Informationseinrichtung in der fortschreitenden Digitalen Transformation dar.
Kurzbiografie
Master-Absolventin in Musikwissenschaft und Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, laufendes MALIS-Studium an der Humboldt Universität zu Berlin, Berufliche Tätigkeit als Dozentin an der Universität Wien, Transformationsmanagerin für Nachhaltige Kultur, Bibliotheksleitung einer ÖB
224
Die Administrative stellt sich vor
Maria Auböck, Diana Lederwasch, Barbara Reitz
Administrative Bibliothek im Bundeskanzleramt, Wien, Austria
Abstract
Mit unserem Pitch wollen wir zum einen dem Fachpublikum Highlights aus dem Rahmenprogramm unseres Jubiläums „175 Jahre ‚Die Administrative‘“ präsentieren und zum anderen unsere digitale Sondersammlung vor den Vorhang holen.
175 Jahre nach der Gründung der Administrativen Bibliothek als Spezialbibliothek für die Verwaltung steht die Bibliothek vor einer Zeitenwende. Diese wurde durch Weichenstellungen wie den Beitritt zum Österreichischen Bibliothekenverbund und ein neues Öffentlichkeitsarbeitskonzept initiiert, um das Potenzial zu erhöhter Sichtbarkeit und Zugänglichkeit unserer Bestände zu heben.
Anlässlich des Jubiläums der Administrativen Bibliothek wird ihre Gründungsgeschichte erzählt und es wird eine Verortung der Bibliothek in der nationalen Bibliothekslandschaft vorgenommen. Von der Kontrollinstanz des Gedruckten zur modernen Bibliothek als Informationszentrum – wie lassen sich Auftrag und Rolle als Behördenbibliothek anhand von Kontinuitäten und Umbrüchen veranschaulichen? Im Rahmen einer aktuellen Studie zur Geschichte der Bibliothek 1938 bis 1945 wird der Bibliotheksalltag während der NS-Zeit aufgearbeitet. Parallel dazu können bereits erste Ergebnisse zur derzeit laufenden NS-Provenienzforschung präsentiert werden.
Anhand der digitalen Sondersammlung der Bibliothek gehen wir auf gegenwärtige Herausforderungen der Langzeitarchivierung ein. Jährlich werden hunderte Publikationen, Forschungsprojekte oder Studien von Bundesministerien, Ämtern und Behörden veröffentlicht und mehr oder minder langfristig über verschiedene Kanäle verfügbar gemacht. Diese Publikationen wurden seit Mitte der 2000er Jahre kontinuierlich von der Administrativen Bibliothek gesammelt und können nun über eine geeignete Plattform langzeitarchiviert und einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt werden.
Wir freuen uns auf den fachlichen Austausch insbesondere vor dem Hintergrund gemeinsamer Sammlungsprofile, Gründungsgeschichte(n), Interessensschwerpunkte oder Services.
Kurzbiografie
Barbara Reitz, BA MA
Bibliothekarin an der Administrativen Bibliothek im Bundeskanzleramt, verantwortlich für Projektentwicklung und Projektkoordination in den Bereichen Verbundteilnahme, Bestands- und Provenienzforschung, Europäisches Dokumentationszentrum und Teaching Library.
225
„Online Sammlungen Zeitgeschichte“ – Bibliothekarische und archivarische Anforderungen zusammengedacht.
Eva Hofmann, Emily Herkommer
Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
Das Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien hat durch ein umfangreiches Digitalisierungsprojekt gemeinsam mit der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte die Datenbank „Sammlungen Zeitgeschichte“ geschaffen. Das von April 2023 bis Dezember 2024 durchgeführte Projekt bearbeitete zwei unterschiedliche Ausgangslagen mit jeweils spezifischen Anforderungen: Der erste Schwerpunkt lag auf der Systemumstellung des „Gaupresse“-Archivs, einer Sammlung von rund 200.000 Zeitungsausschnitten aus der NS-Zeit, die bereits digital zugänglich war, jedoch bislang nur eingeschränkte Suchmöglichkeiten bot. Der zweite Teil betraf die Erfassung und digitale Bereitstellung der Findmittel des Dokumentenarchivs am Institut für Zeitgeschichte, die zuvor nur analog verfügbar waren. Hierbei wurde mit dem RNAB-Standard (Ressourcenerschließung mit Normdaten in Archiven und Bibliotheken) gearbeitet, um die Bestandsinformationen zu standardisieren und mit Schlagworten zu versehen.
Im Rahmen des Projekts wurde eine Volltexterkennung der beiden Bestände mit der Software Transkribus durchgeführt. Für die Bearbeitung und Präsentation der digitalisierten Bestände wurde die Open-Source-Software Goobi gewählt und in enger Zusammenarbeit mit dem Zentralen Informatikdienst (IT-Support for Research) und der Universitätsbibliothek Wien (Phaidra) an die Anforderungen für die „Sammlungen Zeitgeschichte“ angepasst. Dadurch können sowohl Digitalisate des „Gaupresse“-Archivs online zur Verfügung gestellt als auch die Bestände des Archivs am Institut für Zeitgeschichte in einer Art Archivinformationssystem verwaltet werden.
In diesem Vortrag werden die verschiedenen Teile des Projekts dargelegt und die im Prozess relevanten Entscheidungen nachgezeichnet.
Kurzbiografie
Emily Herkommer studiert Geschichte an der Universität Wien und ist seit 2023 für das Digitalisierungsprojekt des Archivs am Institut für Zeitgeschichte tätig.
Eva Hofmann studiert Geschichte an der Universität Wien. Seit 2022 arbeitet sie im Archiv am Institut für Zeitgeschichte.
226
E-LAUTE: Erweiterung der digitalen Editionsplattform der Österreichischen Nationalbibliothek durch Semantic-Web-Technologien
Ilias Kyriazis
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
E-LAUTE (Electronic Linked Annotated Unified Tablature Edition) erstellt eine umfassende digitale Edition deutscher Renaissance-Lautentabulaturen (GLT), einer historisch weit verbreiteten Musiknotation, die von der modernen Forschung weitgehend vernachlässigt wurde. Das Projekt verknüpft Musik- und Textkodierungen, Faksimile, Audio, semantische Annotationen und bibliographische Metadaten, indem es offene Datenformate und Linked Data verwendet. Darüber hinaus baut es auf vernetzten Forschungsdaten- und Informationsarchitekturen auf, die von der Technischen Universität Wien (Research Workflow Management) und der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB; GAMS Framework zur Publikation von Digitalen Editionen und Triplestore) bereitgestellt werden. Wir erweitern die ÖNB-Plattform, die für die Veröffentlichung von Texteditionen konzipiert ist, um die Möglichkeit zur Einbindung vielfältiger Musikquellen. Darüber hinaus haben wir das bestehende XML-Schema der Music Encoding Initiative (MEI) für die Darstellung von GLT-Dokumenten erweitert. Wir annotieren die MEI-Kodierungen durch Verknüpfung mit Textkodierungen zeitgenössischer Texte und Lehrmaterialien, IIIF-Faksimile-Bildern, projektintern und extern produzierten Audioaufnahmen und zusätzlichen Metadaten. Dazu werden Linked-Data-Ontologien, XML-Transklusionen zwischen Kodierungsschemata und Web-Annotationen, die von externen Benutzern über dezentrale Solid Pods beigesteuert werden, verwendet. Unser Ziel ist es, einen zentralen Hub zur Verwaltung und Veröffentlichung unserer Daten in einheitlichen und modernen Formaten (z. B. JSON-LD) zu schaffen, offene APIs (z.B. SPARQL) bereitzustellen und innovative Ansätze in der Musikinformatik und musikwissenschaftlichen Forschung zu fördern, um den Bedürfnissen von Musikforscher*innen, -praktiker*innen und -liebhaber*innen gleichermaßen gerecht zu werden.
Kurzbiografie
Ilias Kyriazis ist Datenkurator an der Österreichischen Nationalbibliothek und arbeitet an der digitalen Musikedition E-LAUTE. Er studierte Musikwissenschaft, Informationswissenschaft und Digitale Medien. Seine Aktivitäten konzentrieren sich auf digitale Geisteswissenschaften und Linked Data.
227
Evaluation of AI-model adoption in libraries of Ukraine
Vlayslav Demianiuk
Taras Shevchenko National University of Kyiv, Kyiv, Ukraine
Abstract
The spectacular pervasion of AI is reshaping libraries, with introducing new systemic opportunities and challenges. Now, libraries focus on modernizing infrastructure, reforming their human resource development and transforming scientific communication to meet the digital age’s expectations.
According to Clarivate, librarians see both the benefits and risks of AI: 42% believe it will automate routine tasks, freeing them for strategic and creative activities. Nearly half (47%) of respondents consider limited budgets as the primary barrier to AI adoption, while 52% emphasize skill development as essential, though 32% note that training remains inaccessible. AI applications like chatbots, automated cataloging, OCR are increasingly used globally, but libraries still face barriers like the lack of expertise, and infrastructure challenges. IT departments of libraries are among the most optimistic, viewing AI as a major driver of innovation.
In December 2020, Ukraine took a significant step by approving its AI Development Concept by 2030, setting a course to integrate innovative technologies into critical sectors, including libraries. However, Ukrainian library sector has only stood on the pathway of introducing cutting-edge AI-models. Therefore, by elaborating complex programmes of strategic investments and executive support, libraries can move swiftly from AI exploration to its` implementation into operations. For instance, frameworks of both, theoretical and practical, AI-models are widely created by library scholars in Ukraine.
Collaborative efforts and targeted investments will be essential for fully harnessing AI’s transformative potential, helping libraries remain relevant and accessible in the evolving digital landscape. Thoughtful AI integration can enhance libraries‘ services, ensuring they continue to thrive as vital hubs of knowledge in the digital era.
Kurzbiografie
Vladyslav Demianiuk,
student of the International Business educational program,
Taras Shevchenko National University of Kyiv
228
Unseriöse/problematische Literatur – wie damit umgehen?
Juliane Maria Nitsch1, Alexander Baumann2
1Graz Museum – Stadtarchiv, Graz, Austria. 2Montanuniversität Leoben – Universitätsbibliothek und Archiv, Leoben, Austria
Abstract
Der eingereichte Beitrag basiert auf dem Abschlussprojekt „Unseriöse/problematische Literatur“ für den Universitätslehrgang Library and Information Studies an der Universitätsbibliothek Graz. Die Universitätsbibliothek möchte mit diesem Projekt einen Weg finden, mit vorhandenen Altbeständen, dem Ankauf für die Forschung, dem Erhalt von Schenkungen und Pflichtexemplaren mit problematischen Inhalten umzugehen.
Das Projekt beschäftigte sich mit problematischen Beständen in Bibliotheken mit gewaltverherrlichenden, diskriminierenden oder menschenverachtenden Inhalten. Diese lassen sich grob in strafrechtlich relevante, unwissenschaftliche/unseriöse und historisch problematische Literatur unterteilen. Unter strafrechtlich relevanter Literatur fallen beispielsweise Wiederbetätigung, Diskriminierung oder Kinderpornografie. Unwissenschaftliche Werke umfassen etwa die Bereiche Fake Science oder Klimawandelleugnung. Historisch problematische Literatur enthält zum Beispiel (NS-)ideologische, koloniale oder anthropologische Kontexte.
Derlei Bestände können dem wissenschaftlichen Image der Bibliothek schaden, aber auch zur Verbreitung bedenklichen Gedankengutes beitragen. Die Verfügbarkeit an wissenschaftlichen Bibliotheken könnte außerdem unwissenschaftlicher Literatur Seriosität verleihen. Die Nutzer:innen wissen kaum, wie und auf welche Weise (z.B. als Pflichtabgabe) ein solches Medium in den Bibliotheksbestand gekommen ist.
Basierend auf einer Literaturrecherche und einer Bibliothekenrecherche, die sich aus Expert:innenbefragungen und Analyse von Projekten zusammensetzte, wurden Maßnahmen ermittelt und in einem Kriterienkatalog für den Umgang mit diesen Beständen zusammengestellt.
In diesem Beitrag sollen verschiedene Aspekte des Themas, der Maßnahmenkatalog, Lösungsansätze und Best-Practice-Beispiele vorgestellt und diskutiert werden.
Kurzbiografie
Universität Graz: Studium der Kunstgeschichte, Geschichte; Universitätslehrgang Library and Information Studies.
Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung: Projektmitarbeiterin. Historikerkanzlei: Genealogin. Heimat.Museum im Tabor, Feldbach: Archiv und Sammlung. Ab 2023: Stadtarchiv Graz.
229
Wissen to go: Coffee Lectures kompakt und nachhaltig – Ein Laborbericht
Andrea Sommaruga1, Per Baumann2
1Zentralbibliothek Zürich, Zürich, Switzerland. 2Universitätsbibliothek Zürich, Zürich, Switzerland
Abstract
Die Entwicklung der Coffee Lectures an der Universitätsbibliothek und Zentralbibliothek Zürich ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zweier Partnerinstitutionen mit flexibler Organisationsstruktur. Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen wie Liaison Services, Open Science, Spezialsammlungen, Nutzendendienste und Webredaktion sind an der Gestaltung der Reihe beteiligt. Die Herausforderung, unterschiedliche organisatorische Einheiten zu vereinen, wird genutzt, um Synergien zu schaffen. Durch die vielfältigen Hintergründe und Erfahrungen der Beteiligten entsteht eine „Schwarmintelligenz“, die ein breites Themenspektrum von grundlegenden bis spezialisierten Inhalten ermöglicht.
Seit dem Herbstsemester 2022 haben sich die Coffee Lectures als Ergänzung zu klassischen Schulungen etabliert. Der Vortrag beschreibt die Neuausrichtung der Veranstaltungsreihe basierend auf einem zielgruppenorientierten Gesamtkonzept. Auf Grundlage eines Marketingansatzes mit „Personas“, die idealtypische Vertreter*innen einer Zielgruppe darstellen, wurden spezifische Kundensegmente definiert und passende Angebotscluster kreiert. Daraus entstand ein Programm, das sich mit überfachlichen Themen und aktuellen Trends an Studierende und Forschende richtet. Die Online-Veranstaltungen stehen dabei der gesamten Internetöffentlichkeit offen.
Das neue Konzept wurde im Rahmen eines Pilotprojekts im Herbstsemester 2024 umgesetzt. Als Redaktion des Programms ziehen wir eine erste Bilanz hinsichtlich interner Zusammenarbeit und externer Wahrnehmung. Da das Projekt ergebnisoffen konzipiert ist, sind kontinuierliche Weiterentwicklungen auf Grundlage von gewonnenen Erfahrungen vorgesehen. Darüber hinaus sollen Impulse von anderen Institutionen, die ähnliche Programme im Angebot haben, in die Ausgestaltung unserer Coffee Lectures einfliessen.
Kurzbiografie
Andrea Sommaruga schloss ihr Philosophiestudium an der Universität Zürich ab und ergänzte es durch ein Zusatzstudium in Jüdischen Studien. Sie ist als Liaison Librarian für diese Fächer an der Zentralbibliothek Zürich tätig und arbeitet zudem in der IK-Querschnittgruppe für den UZH Campus.
231
Die Verwendung offener bibliometrischer Datenquellen in Universitätsbibliotheken und Forschungseinrichtungen mithilfe von Code-Skripten erleichtern
Simon Willemin, David Johann
ETH Zürich, Zürich, Switzerland
Abstract
Die DORA Declaration on Research Assessment ermutigte 2013 Organisationen dazu, offene Datenquellen für das Research Assessment (etwa bei bibliometrischen Analysen) zu nutzen. Mehr als zehn Jahre später ist die Nutzung offener Daten für das Research Assessment immer noch nicht die Norm. Jedoch haben offene Datenquellen einige Vorteile: Sie sind demokratischer (weil sie zum Teil von der Community verwaltet werden), diverser (weil sie vielfältigere Forschungsoutputs inkludieren) und nachhaltiger (weil sie weniger restriktive Kriterien zur Verwendung haben als kommerziellen Datenquellen).
In unserer Präsentation stellen wir das Projekt TOBI (Towards Open Bibliometric Indicators) vor, das u.a. darauf abzielt, die Qualität offener Datenbanken zu bewerten. Wir zeigen, (a) welche aktuellen Chancen und Herausforderungen in den offenen Datenbanken wie OpenAIRE und OpenAlex im Hinblick auf bibliometrische Analysen auf der Ebene von Institutionen bestehen und (b) wie Informationsspezialist:innen in Bibliotheken oder Mitarbeiter:innen im Bereich der Forschungsunterstützung mit Hilfe einfacher Codes (Jupyter Notebooks) solche Probleme identifizieren und die Daten bereinigen können. Gezeigt wird überdies, wie die bei der Datenbereinigung festgestellte Lücken genutzt werden können, um die offenen Daten zu verbessern, so dass weltweit alle Institutionen, die die Daten nutzen möchten, von einer besseren Datenqualität profitieren.
Kurzbiografie
Simon Willemin ist Mitarbeiter in der Gruppe Research Analytics Service an der ETH-Bibliothek (ETH Zurich).
Dr. David Johann ist Co-Sektionsleiter der Sektion Forschungsdienstleistungen und Leiter der Gruppe Research Analytics Service an der ETH-Bibliothek (ETH Zürich).
232
„Kulturerbe digital der Universität Wien“. Ein Projekt der Universitätsbibliothek Wien zur Strategieentwicklung einer nachhaltigen Wissensdemokratisierung
Claudia Feigl
Universitätsbibliothek Wien, Wien, Austria
Abstract
Universitätssammlungen sind in der Regel „Depotsammlungen“, deren Bestände nicht bzw. nur sehr eingeschränkt öffentlich zugänglich sind und lediglich anlassbezogen aus den Schubladen und Schränken hervorgeholt werden. Die Sichtbarmachung und Zur-Verfügung-Stellung dieser Bestände im digitalen Raum erhält daher eine besonders wichtige Bedeutung, um die Objekte für eine breite Öffentlichkeit sichtbar und nutzbar zu machen. Mit einer Teilnahme an der Ausschreibung „Kulturerbe Digital“ des BMKÖS möchte die Universität Wien dieser Notwendigkeit Rechnung tragen und digitalisiert seit August 2024 unter der Projektleitung der UB Wien ausgewählte, bedeutende Bestände aus sieben Sammlungen der Universität Wien.
Die Digitalisate werden im Langzeitarchivierungssystem PHAIDRA dauerhaft abrufbar gemacht und in weiterer Folge in den nationalen Kulturpool sowie nach EUROPEANA exportiert, um sie so einem möglichst breiten interessierten (inter-)nationalen Personenkreis zugänglich zu machen. Die Bestände wurden im Hinblick auf deren internationale Bedeutung als kulturelles Erbe Österreichs ausgewählt. Eine Besonderheit stellen die hochsensiblen Glasmodelle mariner Wirbelloser von Leopold und Rudolf Blaschka aus der Zeit um 1888 dar, die mittels Fotogrammmetrie bzw. Rundumfotografien 3D digitalisiert werden. In vielen Fällen können Digitalisate die Originale als Informations- und Forschungsquellen weitgehend ersetzen (z.B. Schriftgut, Fotographien, Karten, Münzen, Herbarbögen). Der uneingeschränkte Zugriff auf die Digitalisate eröffnet neue Formen der Nutzung und Kontextualisierung der Objekte und trägt damit wesentlich zur Sichtbarkeit des kulturellen Erbes Österreichs und zur Demokratisierung von Wissen bei.
Der Vortrag stellt die strategischen Überlegungen zur Entwicklung einer nachhaltigen Strategie zu einem möglichst uneingeschränkten digitalen Zugriff auf nicht öffentlich zugängliche Bestände der Universität Wien im Sinne der „Open Access Policy“ der Universität Wien vor.
Kurzbiografie
Mag.a Claudia Feigl, MAS, studied German Literature, Philosophy and Cultural Management. Since 2006, she has been employed at the University of Vienna and has been the university’s Collections Coordinator since 2010. Since 2018 she has been a lecturer at the course „Library and Information Studies“.
233
Best-practice Publikationsberatung: werden Sie Teil der neuen Fokusgruppe
Lisa Schilhan, Christian Kaier
Universität Graz, Graz, Austria
Abstract
Unsere Fokusgruppe, entstanden aus einem inspirierenden Workshop bei den Open-Access-Tagen 2024, lädt Sie ein, Teil unserer Community zu werden.
Auf Basis der vielfältigen Erfahrungen in der Open-Access-Beratung findet 3-4 mal pro Jahr ein virtueller Austausch zu neuen relevanten Themen für Beratungsangebote in wissenschaftlichen Bibliotheken statt. Ziel ist, die Qualität der Publikationsberatung und damit der Forschungsunterstützung gemeinsam weiter zu verbessern.
Diskutiert werden Fragen zum Berufsbild „Publikationsberater:in“, zu Kompetenzen und Weiterbildungsangeboten, aber auch zu Grenzen der Beratungsmöglichkeiten im Spannungsfeld zwischen technischen, finanziellen, und rechtlichen und auch sozialen Aspekten des Publizierens: Braucht es einen juristischen Hintergrund zur Vermittlung von Grundlagen des Urheberrechts? Wie tief muss man in einen Verlagsvertrag eintauchen, damit Autor*innen gut beraten sind? Sollen wir bei der Beurteilung von Qualität für oder gegen bestimmte Verlage Stellung beziehen und inwiefern wirft KI noch einmal alles über den Haufen, was wir bisher zu wissen glaubten?
Warum sollten Sie bei der Fokusgruppe mitmachen?
- Netzwerken: Knüpfen Sie Kontakte zu Kolleg:innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum
- Wissen teilen: Bringen Sie Ihre Expertise ein und profitieren Sie vom Know-how anderer
- Kompetenzerweiterung:Bleiben Sie auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Entwicklungen und erweitern Sie Ihre Kompetenzen in der Publikationsberatung.
- Mitgestaltung:Haben Sie direkten Einfluss auf die Entwicklung der Publikationsberatung
Der Pitch berichtet über erste Erfahrungen und die geplante Weiterentwicklung der Fokusgruppe und dient der Einladung zur Teilnahme an der Fokusgruppe.
Kurzbiografie
Lisa Schilhan https://orcid.org/0000-0002-1425-850X leitet die Abteilung Publikationsservices an der UB Graz. Sie unterstützt Forschende bei der Publikation ihrer Open-Access-Journals und berät zu unterschiedlichen Aspekten des wissenschaftlichen Publizierens.
234
rethink e-rara: Der Weg von einzelnen Digitalisaten zu FAIR-Daten. Ein Praxisbeispiel der ETH-Bibliothek
Meda Diana Hotea
ETH Zürich, ETH-Bibliothek, Zürich, Switzerland
Abstract
Seit 2008 werden an der ETH-Bibliothek ausgewählte Bestände alter Drucke und Karten retrodigitalisiert und auf der Plattform e-rara zugänglich gemacht. Von Beginn an war es das Ziel, einen einfachen Zugang zu den historischen Beständen zu ermöglichen und die hochwertigen Digitalisate für neue elektronische Angebote bereitzustellen. In diesem Sinne war e-rara Ausgangspunkt für den Aufbau eines explorativen Dienstleistungsnetzes: Ausgewählte Inhalte aus e-rara werden tieferschlossen (Buchillustrationen und Provenienzmerkmale), geolokalisiert und auf ETHorama dargestellt. Mit der interaktiven Web-App AstroRara werden astronomische Drucke zum Leben erweckt.
Obwohl alle Inhalte auf e-rara unter einer Public-Domain-Lizenz stehen, entsprachen die technischen Funktionalitäten nur teilweise den aktuellen Forschungsansätzen in den Bereichen Digital Humanities und Digital Scholarship. Dies veranlasste die ETH-Bibliothek, ihre Strategie zum Aufbau einer frei nutzbaren Datenlandschaft zu überdenken und innovative Wege zu beschreiten.
In einem ersten Schritt wurden verschiedene Schnittstellen entwickelt, die im Sinne der FAIR-Datenprinzipien den Abzug von standardisierten Metadaten inkl. persistenten Links zu Digitalisaten, Volltexten, PDFs und RIS-Dateien gewährleisten. Somit wurde der maschinelle Zugriff zu den Inhalten gewährleistet. Ein konkretes Beispiel in diesem Kontext ist das Forschungsprojekt Graph text reuse in rare books.
Aktuell wird e-rara sukzessive ausgebaut und durch Einsetzung innovativer KI-gestützte Tools wie etwa TextLab ergänzt und erweitert. Die Inhalte von e-rara werden durch neue technische Verfahren wie OCR, NER/NEL erschlossen und angereichert. Auf Basis dieser Entwicklungen werden ab 2025 weitere Suchfunktionalitäten implementiert und die bestehenden Schnittstellen erweitert.
Der Vortrag gibt einen Überblick über die praktischen Erfahrungen mit der Bereitstellung und dem Zugang zu FAIR-Daten und stellt ein anwendbares Praxisbeispiel vor.
Kurzbiografie
Dr. Meda Diana Hotea leitet die Gruppe Rara und Karten an der ETH-Bibliothek. Sie ist verantwortlich für die Gesamtkoordination der Plattform e-rara und koordiniert ab 2022 die Aktivitäten des fachlichen Netzwerks Karten (bibliosuisse).
235
Möglichkeiten der Vermittlung und Präsentation österreichischer Kultur Die Österreich-Bibliotheken in Ruse und Veliko Tarnovo
Penka Angelova
Internationale Elias Canetti Gesellschaft, Ruse, Bulgaria
Abstract
Die Österreich-Bibliotheken in Veliko Tarnovo (seit 1994) und Ruse (seit 2005) wurden als Plattformen des interkulturellen Dialogs und der Vermittlung der österreichischen Kultur errichtet, die durch die Unterstützung des BMEIA und durch die Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur sich zu kleinen Kulturzentren entwickelt haben. Die Funktionen dieser Zentren gehen über die Bibliotheksarbeit hinaus und verbinden die Unterrichtstätigkeit mit der Vermittlung österreichischer Kultur durch Organisation von Lesungen, Konzerten, Ausstellungen und Tagungen, sowie gemeinsamen Projekten mit internationalen Institutionen. Somit hat sich der 30-jährige Bestand der Österreich-Bibliothek in Veliko Tarnovo und der 20-jährige Bestand der Österreich-Bibliothek in Ruse als eine Möglichkeit für interkulturelle und interregionale Zusammenarbeit auch im Sinne der Europäischen Integration bewiesen.
Am Beispiel der zwei Bibliotheken habe ich mir vorgenommen auf folgende Tätigkeitsbereiche einzugehen:
- Kulturarbeit in universitärem, regionalen und interregionalem Maßstab.
- Wissenschaftliche Veranstaltungen und Herausgabe von Sammelbänden und übersetzter Literatur
- Sprachunterricht und Organisation von Sprachrunden („Stammtisch“)
- Österreichisches Lektorat an der Universität und Zusammenarbeit mit dem Lektor.
- Österreichisches Sprachdiplom und Zusammenarbeit mit dem ÖSD Zertifikat
- Österreichische Literatur Unterricht (in Bulgarien nur an der Uni in Veliko Tarnovo wird Österreichische Literatur als Vorlesungskurs und Seminare angeboten)
- Das LITERATURFESTIVAL RUSE – eine Tradition; die seit 17 Jahren die Kulturen der Donauregion an den Grenzen von Literatur und anderen Künsten, sowie an grenzüberschreitenden Kultur- und wissenschaftliche Veranstaltungen..
Das LITERATURFESTIVAL RUSE hat sich mittlerweile als feste Größe im Kulturprogramm der Stadt etabliert und sie in diesen Tagen zu einem Treffpunkt des kreativen Austauschs und Diskurses gemacht.
Kurzbiografie
ANGELOVA, PENKA, Prof. Dr. Dr. sc.
Professorin em. für deutschsprachige Literaturgeschichte und Europäische Zivilisation an den Universitäten in Veliko Târnovo und Ruse, Bulgarien
- Leiterin der Österreich Bibliothek „Elias Canetti“ Ruse
- Präsidentin der Internationalen Elias Canetti Gesellschaft,
236
Zeich(n)en der Zeit: Ein Comic und Graphic Novel Workshop an der AK Bibliothek Wien – Literacy und Medienkunde mit der neunten Kunst
Franz Halas
Kammer für Arbeiter und Angestellte, Wien, Austria
Abstract
Die Vermittlung von Kompetenzen, wie z.B. Informations-, Lese-, Daten- und neuerdings KI-Kompetenz, ist eine Kernaufgabe vieler Bibliotheken. Comics und Graphic Novels bieten in diesem Zusammenhang zahlreiche Ansatzpunkte und ganz eigene Möglichkeiten, kompetenzorientierte Vermittlungsformate zu entwickeln und umzusetzen.
Comics sind eine Literaturgattung, anhand derer sich der allgemeine Medienwandel exemplarisch sehr anschaulich illustrieren lässt (vom Zeitungs-Comicstrip zum Webtoon). Gleichzeitig können in der Auseinandersetzung mit Comics unterschiedlichste gesellschaftliche Entwicklungen und Problemfelder, wie Propaganda, Zensur, Urheberrecht und KI u.v.a., reflektiert werden.
Orientiert am Modell der sogenannten vier Kompetenzen (4K) für Lernende im 21. Jahrhundert (Kommunikation, Kollaboration, Kreativität, Kritisches Denken) wurde ein Workshop für Schüler:innen der Sekundarstufe II konzipiert, in dem sich die Teilnehmer:innen das Thema Comics und Graphic Novels selbst erschließen und kreativ tätig werden.
Der Workshop zielt darauf ab, ein facettenreiches Panorama der Gattung Comics zu zeichnen, um einerseits möglichst viele Einstiegspunkte in die Materie zu markieren und andererseits die Möglichkeiten und Herausforderungen des multimodalen Lesens bewusst zu machen.
Darüber hinaus wird ein besonderer Teilbestand einer sozialwissenschaftlichen Spezialbibliothek ins Rampenlicht gerückt, um einen neuen Zugang zur Bibliothek als Lernort zu schaffen.
Die Präsentation gibt Einblick in die Entwicklung, Methodik und Umsetzung des Workshops.
Kurzbiografie
Franz Halas: Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie sowie der Library and Information Studies (MSc), seit 2021 an der AK Bibliothek Wien für Sozialwissenschaften tätig.
237
Automatische Erschließung mit KI – Ergebnisse aus drei Jahren KI-Projekt an der DNB
Maximilian Kähler
Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig/ Frankfurt a.M., Germany
Abstract
Machine Learning, Natural Language Processing, Generative KI – auch in der bibliothekarischen Arbeitswelt haben diese Themenfelder in den letzten Jahren eine enorme Dynamik entwickelt. Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) untersucht in einem Forschungsprojekt die Eignung neuer Methoden aus diesen Themenfeldern für den Einsatz in der automatischen Erschließung. Die zentrale Fragestellung lautet dabei, kann die automatische inhaltliche Erschließung deutschsprachiger wissenschaftlicher Publikationen mit dem Vokabular der Gemeinsamen Normdatei (GND) durch den Einsatz neuer Methoden aus dem „KI-Spektrum“ substanziell verbessert werden?
Um die wachsende Zahl von Online-Publikationen überhaupt erschließen zu können, setzt die DNB seit vielen Jahren auf maschinelle Verfahren. In diesem Zusammenhang hat die DNB in den letzten Jahren mit Erfolg auf Open Source Verfahren umgestellt. Mit dem Open Source Toolkit Annif der Finnischen Nationalbibliothek werden bereits zahlreiche „KI-Methoden“ produktiv eingesetzt. Doch wie geht die Entwicklung in der DNB weiter? Bringt der Einsatz neuartiger Transformationsarchitekturen einen weiteren Qualitätssprung? Welche Möglichkeiten bieten große Sprachmodelle?
In unserem KI-Projekt vergleichen wir verschiedene Ansätze und untersuchen ihre Stärken und Schwächen. Ein Ergebnis lässt sich bereits vorwegnehmen: Die automatische Beschlagwortung mit der GND bleibt auch 2025 eine große Herausforderung.
Kurzbiografie
Maximilian Kähler ist studierter Mathematiker. Nach dem Studium spezialisierte er sich auf die Arbeit als Data Scientist und Research Software Engineer. Seit 2021 arbeitet er für die DNB in Leipzig und leitet dort ein Forschungsprojekt zur Verbesserung der automatischen Inhaltserschließung.
238
Die historische Flugschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek
Monika Kiegler-Griensteidl
ÖNB, Wien, Austria
Abstract
Ziel des gemeinsam mit dem Haus der Geschichte Österreich im Rahmen der Initiative „Kulturerbe Digital“ des BMKÖS eingereichten Projektes unter dem Titel „Viele Stimmen. Archive der Demokratisierung und des öffentlichen Wissens der Österreichischen Nationalbibliothek und des Hauses der Geschichte Österreich dauerhaft erschließen und sichtbar machen“ ist die Digitalisierung, Erschließung und Vermittlung von zwei bedeutenden Beständen.
Im Teilprojekt „Die historische Flugschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek“ werden im Zeitraum von September 2024 bis Dezember 2025 Metadaten und Digitalisate zu 20.000 Objekten des 16. bis einschließlich 19. Jahrhunderts erstellt und im Volltext durchsuchbar gemacht; darunter auch die Sammlung von Flugblättern und Flugschriften der Habsburgermonarchie aus dem Revolutionsjahr 1848, welche 2016 in das Austrian Memory of the World Register des UNESCO Dokumenterbes aufgenommen wurde.
Kurzbiografie
Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Wien, Buchhändlerin. Seit 1993 wissenschaftliche Mitarbeiterin der ÖNB, seit 2001 Leiterin der Abteilung Altes Buch, seit 2008 stellvertretende Direktorin der Sammlung von Handschriften und Alten Drucken. Zahlreiche Publikationen (histor. Buch).
239
Ein Pionier der diskriminierungsfreien Erschließung: Sandy Berman vs. LCSH
Rainer Steltzer
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Innsbruck, Austria
Abstract
Die im deutschsprachigen Raum erst vor relativ kurzer Zeit aufgekommene Debatte darüber, inwieweit bibliothekarische Metadaten sich diskriminierender Terminologie bedienen (und ob und wie dies geändert werden soll), wird im angelsächsischen Raum bereits seit über einem halben Jahrhundert geführt. Auslöser war das 1971 erschienene Buch Prejudices and antipathies des US-amerikanischen Bibliothekars Sanford „Sandy“ Berman (*1933). Berman untersucht darin die damals gültige Version der Library of Congress subject headings (LCSH) daraufhin, in welchen Bezeichnungen für bestimmte Menschengruppen Rassismus, Kolonialismus, Sexismus und andere Diskriminierungsformen reproduziert werden. Er bleibt aber nicht bei der Kritik stehen, sondern macht zahlreiche Vorschläge für Änderungen und Ergänzungen.
Ich möchte im Rahmen meines Vortrages sowohl einen repräsentativen Blick in Prejudices and antipathies als auch auf die – von Bermans lautstarkem Aktivismus begleitete – Rezeption des Buches (die auch in etlichen Änderungen in den LCSH bestanden hat) werfen.
Kurzbiografie
Geboren 1974 in Innsbruck, Studium der Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, seit 2001 an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
240
Gender(n) in der Gemeinsamen Normdatei
Karin Aleksander
Digitales Deutsches Frauenarchiv, Berlin, Germany
Abstract
Das Vokabular in der Gemeinsamen Normdatei (GND) entwickelt sich im ständigen Widerspruch von Bewahren und Verändern. Als normierte Sucheinstiege sind vor allem Schlagwörter durch fachlich-inhaltliche sowie sprachliche Veränderungen herausgefordert. Aus der Sicht der Frauen- und Geschlechterforschung gibt es einen großen Bedarf, bisher feste Größen im Bibliothekswesen wie Katalogisieren, Beschlagworten, Normsprache etc. zu hinterfragen, allgemein zur Diskussion zu stellen und übers Gendern zu ändern.
Das soll einerseits gezeigt werden am (langen) Prozess der Implementierung des Sachschlagworts „Gender“ in die GND und andererseits mit der notwendigen Begriffsarbeit an den Schlagwörtern im Umfeld dieses Sachbegriffs, die häufig immer noch auf androzentrischer und binärer Grundlage vorhanden sind.
Dieser Prozess wird seit längerer Zeit von der GND durch die Zusammenarbeit mit Projekten und Fachleuten begleitet. Das wiederum verändert Regelwerke und auch Suchstrategien beim Recherchieren
Kurzbiografie
Dr. phil., Philosophin, wissenschaftliche Bibliothekarin (MLS); 1990-2019 Aufbau und Leitung der Genderbibliothek am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin; Mitglied im i.d.a.-Dachverband; Mitarbeit am Digitalen Deutschen Frauenarchiv
241
Nachhaltigen Diamant Open Access über gemeinschaftliche Finanzierung absichern: das Beispiel Open Library Economics / OLEcon
Juliane Finger
ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Hamburg, Germany
Abstract
Diamant Open Access ermöglicht es, Forschungsergebnisse ohne Zugangsbarrieren zu teilen, da keine Kosten für das Publizieren oder das Lesen anfallen. So wird mehr Gerechtigkeit im Publikationssystem ermöglicht. Dennoch entstehen Kosten für Diamant-Open-Access-Publikationen, die finanziert werden müssen. Insbesondere wissenschaftsgeführte Diamant-Open-Access-Zeitschriften, die unabhängig von großen kommerziellen Verlagen erscheinen, haben Schwierigkeiten eine nachhaltige Finanzierung für ihre Produktionskosten zu sichern (vgl. Waidlein et al., 2021). Als mögliche Lösung für die Finanzierung von Diamant Open Access wird in den letzten Jahren vermehrt die konsortiale Finanzierung diskutiert, also die gemeinschaftliche Finanzierung über mehrere Institutionen, meist wissenschaftliche Bibliotheken.
Die Präsentation stellt die Erfahrungen beim Aufbau des Open-Access-Konsortiums der Open Library Economics (OLEcon) vor. OLEcon ist eine Initiative der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (Deutschland). Seit 2022 unterstützt OLEcon wissenschaftsgeleitete Diamant Open Access Zeitschriften aus den Wirtschaftswissenschaften. In 2025 werden über OLEcon vier Zeitschriften konsortial mit-finanziert. Der Aufbau des Konsortiums wird durch das vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt OLEKonsort unterstützt. Zur nachhaltigen Stabilisierung des Konsortiums sind mehrere Faktoren vorgesehen: Community-Building, Austausch und Kommunikation sowie vereinfachte Teilnahmemöglichkeiten am Konsortium. Die Präsentation geht auf die bisherigen Erfahrungen ein, welche Faktoren vielversprechend sind, um ein neues Open-Access-Konsortium aufzubauen. Zudem werden auch aktuelle und zukünftige Herausforderungen diskutiert.
Quelle: Waidlein, N., Wrzesinski, M., Dubois, F., & Katzenbach, C. (2021). Working with budget and funding options to make open access journals sustainable. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.4558790
Kurzbiografie
Frau Dr. Juliane Finger ist Open-Access-Referentin an der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und Produktmanagerin der Open Library Economics (OLEcon). Die Kommunikationswissenschaftlerin und Psychologin beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit den Themen Open Access und Digitalisierung.
242
Green Knowledge Hub: Nachhaltigkeit und Klimawandel in der Bibliotheksarbeit
Gahira Akhundova
Baku, Baku, Azerbaijan
Abstract
Ziel des Projekts ist es, Bibliotheken als zentrale Orte für nachhaltige Wissensvermittlung und bürgernahe Klimakommunikation zu etablieren. Die Bibliothek fungiert als Plattform, die breite Öffentlichkeiten mit Informationen zum Klimawandel erreicht und gleichzeitig Raum für interaktives Lernen und Austausch schafft.
Verbindung zur COP29 und zum Bibliothekskongress:
- Demokratisierung von Wissen:Aufbau einer leicht zugänglichen Ressourcensammlung zu Klimawandel und nachhaltiger Entwicklung, insbesondere für Bürgerinnen, Schülerinnen und Studierende.
- Diversität und Community Building:Die Bibliothek richtet sich an verschiedene Bevölkerungsgruppen wie Schulen, Senior*innen und Migrant*innen und fördert so eine aktive Auseinandersetzung mit dem Klimaschutz. Ziel ist die Positionierung als Community Hub.
- Nachhaltigkeit und SDGs:Unterstützung spezifischer SDGs wie „Klimaschutz“ und „Hochwertige Bildung“ sowie Förderung der digitalen Nachhaltigkeit und Langzeitarchivierung.
Projektbeschreibung:
- Virtuelle und physische Ausstellungen:Jährliche Ausstellungen zu aktuellen Forschungsergebnissen zum Klimawandel, ergänzt durch Citizen Science-Projekte zur Datensammlung durch die lokale Bevölkerung.
- Interaktive Workshops:Vermittlung von „Green Literacy“ in Workshops, um nachhaltiges Handeln im Alltag zu fördern.
Innovation durch Technologie: KI-gestützte interaktive Technologien bieten personalisierte Informationen und erleichtern die Navigation durch Bibliotheksressourcen.
Kooperationsaufruf: Das Projekt strebt Partnerschaften mit anderen Bibliotheken und internationalen Nachhaltigkeitsprojekten an, um eine langfristige „Green Knowledge Hub“-Initiative aufzubauen. Es zeigt, wie Bibliotheken zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen und als demokratische Wissenszentren fungieren.
Kurzbiografie
Mein Name ist Gahira Akhundova, und ich bin Lehrstuhlleiterin an der Aserbaidschanischen Sprachenuniversität. Darüber hinaus engagiere ich mich im Vorstand des Deutschlehrerverbandes Aserbaidschan und bin verantwortlich für die Zusammenarbeit zwischen KUS, der ASU und der ÖB Baku.
243
Öffentliche Kollektionen als Wissensspeicher – Collections as Data an den ÖNB Labs
Johannes Knüchel, Simon Mayer, Christoph Steindl
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Seit 2018 wird mit den ÖNB Labs an der Österreichischen Nationalbibliothek das Modell der Library Labs angeboten. Diese Plattform bietet nach anglo-amerikanischem Vorbild ausgewählte Sammlungen der Nationalbibliothek als offene Daten an und fördert in der digitalen Bibliothek die Zugänglichkeit und Nutzung von öffentlich verfügbarem Wissen. In diesem Umfeld können die Benutzer*innengruppen von Bibliotheken (wie Forschende, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit) niederschwellig und frei experimentieren, digitale Sammlungen aktiv erkunden, Forschung im Bereich der Digital Humanities vorantreiben und allgemein über die damit zusammenhängenden Wissensbereiche lernen. Labs sind ein gutes Beispiel für die Demokratisierung des Wissens, da sie durch die Bereitstellung offener Schnittstellen und Werkzeuge den Zugang zu digitalen Beständen erleichtern, eine Vernetzung mit anderen Quellen ermöglichen und zur Mitgestaltung wissenschaftlicher und kultureller Praktiken einladen.
Die ÖNB Labs folgen dem etablierten Prinzip Collections as Data. Es zielt darauf ab, Sammlungen nicht nur als physische Bestände, sondern als qualitativ verlässliche, dynamische und für diverse Nutzer*innengruppen verfügbare Datenquellen zu verstehen. Auf den ÖNB Labs werden stetig neue Datensets veröffentlicht und bereits bestehende in vielerlei Hinsicht verbessert. Die Datensets sind allesamt dokumentiert und Metadaten stehen in strukturierter und maschinenlesbarer Form bereit. Damit werden die historischen Sammlungen für eine Vielzahl von gegenwärtigen Forschungszwecken nutzbar, insbesondere für die Digital Humanities sowie für KI- bzw. Machine Learning-Projekte.
In seinem Vortrag wird Johannes Knüchel das aktuelle Angebot der ÖNB Labs vorstellen, deren Geschichte, Funktionsweisen und Nutzungsszenarien erläutern sowie einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen geben, die auch vergleichbare Einrichtungen an Bibliotheken, Archiven und Museen weltweit betreffen.
Kurzbiografie
Johannes Knüchel M.A. ist ausgebildeter Germanist und Editionswissenschaftler. Er arbeitet seit März 2024 an der Österreichischen Nationalbibliothek als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Projektmanagement der ÖNB Labs).
244
Konsortiale Förderung von Open Science Infrastrukturen in Österreich – Chancen und Perspektiven
Paul Gredler1, Patrick Danowski2, Christian Kaier3
1Paris Lodron Universität Salzburg, Salzburg, Austria. 2Institute of Science and Technology Austria, Klosterneuburg, Austria. 3Karl-Franzens-Universität Graz, Graz, Austria
Abstract
Die Finanzierung von Open-Science-Infrastrukturen und Diamond-Open-Access-Initiativen wird für Bibliotheken auch aus strategischer Sicht ein zunehmend wichtiges Thema. Die AG Open-Access-Infrastrukturen der Kooperation E-Medien Österreich (KEMÖ) beschäftigt sich seit Mai 2024 mit der Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen eine österreichweite konsortiale Finanzierung solcher Modelle möglich und sinnvoll sein könnte.
Auf Basis einer Umfrage erhob die AG zunächst, welche Initiativen von österreichischen Forschungseinrichtungen bereits gefördert werden und für welche Initiativen eine Unterstützung in Zukunft als wünschenswert eingeschätzt wird. Weiters erstellt die AG Empfehlungen für Kriterien, die als Entscheidungsgrundlage für eine mögliche Finanzierung von Non-Profit-Initiativen und -Infrastrukturen für eine offene Wissenschaft – wie etwa KOALA, arXiv, DOAJ und OAPEN – dienen können.
Der Vortrag geht zunächst auf die Zielsetzung der AG und vergleichbarer, internationaler Projekte ein. Anschließend werden die Ergebnisse der Umfrage präsentiert und ein Ausblick auf den zu erarbeitenden Kriterienkatalog gegeben, der sowohl ein erster Schritt für eine mögliche konsortiale Finanzierung von Open Science Infrastrukturen durch die KEMÖ sein könnte als auch ein Tool zur Auswahl von zu unterstützenden Initiativen auf der institutionellen Ebene.
Kurzbiografie
Paul Gredler arbeitet im Team der Digitalen Bibliothek der Universitätsbibliothek Salzburg und verwaltete dort den Open Access Publikationsfonds und die FWF Open Access Pauschale. Er ist Teil der AG Open Access Workflows, der wissKomm Community of Practice und der AG Open Access Infrastructures.
245
Datennutzung – Perspektiven aus dem Forschungsalltag in Österreich
Katharina Flicker1, Marie Czuray1, Bernd Saurugger1, Susanne Blumesberger2, Miquel Rey Mazon3
1TU Wien, Wien, Austria. 2Universität Wien, Wien, Austria. 3TU Graz, Graz, Austria
Abstract
In dieser Präsentation werden neue Entwicklungen im Bereich der Forschungsdateninfrastrukturen vorgestellt sowie erste Ergebnisse einer Studie der Arbeitsgruppe „Researcher Engagement in Austria“ des EOSC Support Office Austria.
Der Fokus liegt auf der European Open Science Cloud (EOSC) zur Förderung einer offenen, transparenten und kollaborativen Wissenschaft. Die Fortschritte in diesem Bereich zeigen praktische Vorteile für Forschende und Institutionen: Datenzugang, Standardisierungen und ein stetig wachsendes Angebot von Tools und Services.
In diesem Kontext untersucht die Arbeitsgruppe (u.a. Bibliothekar*innen und Personen des Forschungssupports) die Bedürfnisse von Forschenden österreichischer Universitäten. Ziel der Interviews ist es, Anforderungen an Datenaustausch und -wiederverwendung zu erfassen. Vertrauen, Datenmanagement sowie -qualität sind ebenfalls zentrale Themen.
Erste Studienergebnisse zeigen die Notwendigkeit, Infrastrukturen und Unterstützungsmechanismen zu verbessern, sowie klare Richtlinien zu etablieren, um sicherzustellen, dass Datenmanagement den Prinzipien von Open Science entspricht. Das EOSC Support Office Austria ist gut positioniert, hier zu unterstützen, um eine nachhaltigere und benutzerfreundlichere Datenumgebung für Forschende zu fördern.
Kurzbiografie
Katharina Flicker koordiniert das EOSC Support Office Secretariat (SOA) und leitet die Arbeitsgruppe Researcher Engagement in Austria. Ihre Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Wahrnehmung von Vertrauen in (Forschungs-)Infrastrukturen und Indikatoren für Datenqualität.
246
Die „Wiener Zeitung“ unterm Strich. Zur Feinerschließung historischer Zeitungen am Beispiel von Feuilletonbeiträgen
Milena Dimitrova1, Andrea Reisner2
1IG Bildende Kunst, Wien, Austria. 2Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Das Vorhaben mit dem Titel Die „Wiener Zeitung“ unterm Strich hat es sich zur Aufgabe gemacht, exemplarische Zeitungsartikel in ALMA zu katalogisieren und mit der digitalen Ressource auf ANNO, der Online-Plattform für historische Zeitungen und Zeitschriften der ÖNB, zu verlinken. Damit soll eine Möglichkeit aufgezeigt werden, wie virtuelle Zeitungsarchive mit ihrer oft immensen Materialfülle punktuell erschlossen und so besser durchsuchbar gemacht werden können.
Ausgewählt wurden hierfür Feuilletonbeiträge, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in der „Wiener Zeitung“ erschienen sind. Das kaiserliche Blatt avancierte in dieser Epoche unter Chefredakteur Friedrich Uhl zu einem der bedeutendsten Kulturorgane der Habsburgermonarchie, in dem zahlreiche Größen aus Kunst, Literatur und Wissenschaft publizierten. Die Auswahl der Autor*innen und Beiträge stand im Zentrum des Projekts. Sie konnte nur exemplarisch sein, eröffnet jedoch eine Recherchemöglichkeit im Feuilleton der „Wiener Zeitung“ über den Bibliothekskatalog. Viele der im Feuilleton vertretenen Namen sind heute weitgehend unbekannt. Weil dies insbesondere auf Frauen zutrifft, bilden sie einen Schwerpunkt im Projekt. Die Katalogisierung dient somit auch der Sichtbarmachung vergessener Protagonist*innen.
Da die gedruckte „Wiener Zeitung“ 2023 – nach fast 320-jährigem Erscheinen – eingestellt wurde, war das Projekt nicht zuletzt auch eine kleine Hommage an das einstige Traditionsblatt.
Bei dem Vorhaben handelte es sich um ein Abschlussprojekt, das 2023/2024 im Rahmen des Universitätslehrganges Library and Information Studies an der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) durchgeführt wurde.
Kurzbiografie
Mag. Milena Dimitrova hat im Bereich Registratur und Ausstellungsorganisation sowie redaktionell gearbeitet und verfasst für Fachzeitschriften Beiträge und Ausstellungsbesprechungen zu zeitgenössischer Kunst.
Dr. Andrea Reisner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ariadne, der frauen- und genderspezifischen Informations- und Dokumentationsstelle der Österreichischen Nationalbibliothek. Bis 2023 leitete sie das „Wiener Zeitung“-Geschichtsfeuilleton „Zeitreisen“.
247
Was vom Tage übrig bleibt – Acht Jahre Austrian Transition to Open Access
Brigitte Kromp, Laura Still, Melanie Stummvoll, Ursula Ulrych
Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
Am 01. Jänner 2017 nahm das vom Bundesministerium für Bildung Wissenschaft und Forschung geförderte Projekt Austrian Transition to Open Access (AT2OA) seine Arbeit auf. Der Zusammenschluss aller staatlichen österreichischen Universitäten sowie einiger weiterer Forschungseinrichtungen hatte sich zum Ziel gesetzt die Transformation von Closed zu Open Access (OA) bei wissenschaftlichen Publikationen in Österreich zu fördern. So wurden in den Jahren 2017-2020 in vier Teilprojekten u.a. die Auswirkungen einer OA-Transformation analysiert und Transformationsabkommen mit wissenschaftlichen Verlagen finanziell unterstützt. Auch das Nachfolgeprojekt Austrian Transition to Open Access Two (AT2OA2) arbeitete in den Jahren 2021-2024 zu unterschiedlichen Aspekten der OA-Transformation. So wurden u.a. ein Datahub für ein österreichweites OA-Monitoring etabliert, eine Community of Practice, die sich näher mit dem Phänomen Predatory Publishing beschäftigt, ins Leben gerufen und eine Studie zur Sichtbarkeit von OA-Publikationen veröffentlicht.
Nach acht Jahren Projektarbeit ist es nun an der Zeit Bilanz zu ziehen. Im Vortrag wird daher auf die Ergebnisse und Herausforderungen der Projektlaufzeit Bezug genommen und der nachhaltigen Verstetigung der Projektergebnisse, also der Frage Was vom Tage übrig bleibt, nachgegangen.
Kurzbiografie
Melanie Stummvoll arbeitet an der Universität Wien im Team der Clearingstelle für Konsortien. Während der Laufzeit von Austrian Transition to Open Access Two (AT2OA2) war sie im Projektoffice tätig, zuvor an der Geschäftsstelle der Kooperation E-Medien Österreich (KEMÖ).
248
Vielfalt wie im Bilderbuch! Diversität in der Kinderliteratur
Susanne Blumesberger1, Andrea Reisner2, Irene Prähauser3
1UB Wien, Wien, Austria. 2ÖNB, Wien, Austria. 3UB Kunstuni Linz, Linz, Austria
Abstract
Mittlerweile gibt es ein großes Angebot an Kinderbüchern, die Diversität – z.B. in Bezug auf Geschlecht, Herkunft, Religion oder Körperbilder – abbilden. Eine Podiumsdiskussion soll für dieses wichtige Thema sensibilisieren und zeigen, wie Bibliotheken ihre Angebote für Kinder diskriminierungsfrei und vielfältig gestalten können.
Was sind diversitätssensible Kinderbücher? Woran erkenne ich sie? Welche Themen sollen/können sie verhandeln? Wie finde ich sie? Was ist bei der Vermittlung zu beachten? Diesen und weiteren Fragen soll im Gespräch nachgegangen werden, wobei sich die Teilnehmer*innen dem Themenkomplex aus unterschiedlichen Perspektiven und beruflichen Kontexten nähern.
Kurzbiografie
Susanne Blumesberger ist Leiterin der Abteilung Repositorienmanagement PHAIDRA-Services an der Universitätsbibliothek Wien und u.a. Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung (ÖGJKLF).
250
Developing Leadership and Creativity in Grassroots Children from Diverse Communities through Wall Libraries by Treasures of Innocence
Rani Bhowani, Anindita Dey
Treasures of Innocence, West Bengal, Kolkata, India
Abstract
Treasures of Innocence (ToI), a non-profit organization, empowers marginalized children by promoting democracy, diversity, and sustainability through its library program. These libraries serve as nurturing spaces that foster leadership, creativity, and collaboration through training that enables children aged 6 to 14 to imagine, express, and achieve their potential. In the digital age, they provide an engaging alternative to the growing issue of mobile phone addiction among youth.
Wall Libraries have been set up in 26 underserved locations across West Bengal, benefiting over 3,000 children. Through the Bookworm Brigade, children manage these libraries, develop communication skills through storytelling, puppetry, dramatizations, and create illustrated stories compiled into an Activity Storybook. Their stories are translated into English, enhancing their language skills and boosting their future career prospects.
In centers where books beyond textbooks are rarely available, these libraries offer a diverse collection, including science, arts, biographies, painting, and folk tales, which spark children’s intellectual curiosity. These resources inspire them to envision possibilities beyond their circumstances and aspire to new heights.
The Wall Libraries, crafted from recycled materials, showcase how an ordinary wall can become an educational centerpiece with colorful, sustainable decorations. This initiative fosters a sense of environmental responsibility. Children are encouraged to create mini-libraries at home using waste cardboard and share stories in their communities to promote the value of reading. They also listen to stories from grandparents, strengthening intergenerational bonds.
Learning assessments revealed 65% improvements in reading and writing skills, with notable progress in language fluency and speaking abilities. The growing number of mini-story books, accompanied by colorful illustrations, further highlights the transformative impact of the program.
Kurzbiografie
Rani Bhowani, Founder, Treasures of Innocence | Consultant | Educator | Social Impact Strategist
a visionary leader dedicated to empowering underprivileged children and youth. She equip them with knowledge and skills to become creative and self-reliant. Consulted for numerous corporate CSR programs.
251
Neuigkeiten aus der Inkunabelsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek
Mira Krall
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Erstmals seit mehr als 10 Jahren hat die Inkunabelsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek wieder Zuwachs bekommen: Ein Exemplar einer mit zahlreichen Holzschnitten ausgestatteten Edition der „Postilla super epistolas et evangelia“ des Guillelmus Parisiensis, gedruckt 1482 in Lyon sowie ein äußerst rares deutschsprachiges Exemplar der „Epistola ad Eustochium“ des Hieronymus, aus der Druckerei Friedrich Creussners in Nürnberg, wurden im Herbst 2024 bei Auktionen angekauft.
Als „Nebenprodukt“ des BED-Projektes (Bibliotheca Eugeniana Digital: https://labs.onb.ac.at/bed/), dessen Ziel die digitale Rekonstruktion und visuelle Darstellung von Prinz Eugens berühmter Büchersammlung war, werden derzeit die Provenienzvermerke des Prinz Eugen auch in den Datensätzen seiner rund 250 Inkunabeln ergänzt.
Kurzbiografie
Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Austrian Studies in Wien und Berlin. Seit 2012 Mitarbeiterin der Österreichischen Nationalbibliothek, seit 2020 wissenschaftliche Bibliothekarin in der Sammlung von Handschriften und Alten Drucken.
252
Heterogen – aber auch divers? Teilnehmer*innen an Schreibangeboten in der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
Daniela Rothe, Lea Dechert
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Schreibzentrum, Innsbruck, Austria
Abstract
Im Schreibzentrum ist die Arbeit mit heterogenen Gruppen Teil des Arbeitsalltags. Anders als in der fachlich organisierten universitären Lehre, sind die Gruppen im Schreibzentrum gemischt, z.B. im Hinblick auf den Fachhintergrund, die Studienphase und den Studienabschnitt. Das umfasst aber noch nicht zwangsläufig die Differenzlinien, die die Universität Innsbruck im Rahmen ihrer Diversitätsstrategie besonders in den Blick nimmt – die soziale Dimension und die Geschlechtervielfalt.
Auftrag des Schreibzentrums ist es u.a., Studierende zu unterstützen, die aufgrund unterschiedlicher Faktoren im akademischen Kontext benachteiligt sind (z.B. first in family students, Sprachbarrieren, Behinderung, Care-Arbeit). Zugleich wissen wir wenig darüber, ob und inwiefern wir diese Gruppen tatsächlich erreichen. Auch in der schreibwissenschaftlichen Fachdebatte spielt die Frage, wen wir in der Schreibzentrumsarbeit erreichen, schon länger eine Rolle (z.B. Röding 2016). Aus diesem Grund haben wir 2023/24 für einen Zeitraum von ca. 12 Monaten eine statistische Ersterfassung der Teilnehmenden unserer Angebote durchgeführt, um herauszufinden, welche Studierenden wir erreichen und welche Gruppen unterrepräsentiert sind.
Der Vortrag versucht zu klären, was Diversität in der schreibdidaktischen Arbeit an einer Universität bedeutet und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Auf der Basis der Ersterhebung wird genauer ausgeleuchtet, wen die Schreibunterstützung in der Bibliothek erreicht und wen nicht. Im Anschluss daran gilt es Strategien zu entwickeln, ob und wie die Schreibzentrumsarbeit zur Diversitätsstrategie der Universität beiträgt bzw. beitragen kann, aber auch welche Grenzen unter den gegenwärtigen Bedingungen an der Universität bestehen.
Röding, Dominik (2016). Schreibberatung: Verbesserung von Teilhabechancen oder Eliteförderung. Empirische Analyse zur Inanspruchnahme eines Schreibberatungsangebots. In: Journal der Schreibberatung (JoSch), 2016, Ausgabe 11, S. 31-38.
Kurzbiografie
Lea Dechert, MA, Studium der Kultur- und Bildungswissenschaften in Lüneburg, Masterstudium der Europäische Ethnologie, seit 2023 Mitarbeiterin am Schreibzentrum
Daniela Rothe, Dr., Studium der Erziehungswissenschaften, Promotion zum Thema Lebenslanges Lernen, seit 2021 Leiterin des Schreibzentrums
253
Grenzenlos vernetzt durch Erasmus+: Wissenstransfer europäischer feministischer Bibliotheken und Archive
Karin Aleksander1, Andrea Gruber2
1Digitales Deutsches Frauenarchiv, Berlin, Germany. 2Österreichische Nationalbibliothek, Ariadne, Wien, Austria
Abstract
Das Projekt GEMEINSAM BEWAHREN WIR ZUKUNFT fördert seit Juli 2024 den intensiven Austausch zwischen feministischen Bibliotheken und Archiven der Europäischen Union. Unterstützt vom EU-Programm Erasmus+ erstreckt sich die Zusammenarbeit über 15 Länder, darunter auch Einrichtungen des österreichischen Netzwerks frida. Getragen vom i.d.a.-Dachverband deutschsprachiger Lesben- und Frauenarchive und dem Digitalen Deutschen Frauenarchiv (DDF) stärkt das Projekt die Vernetzung feministischer Wissensorte in Europa. In binational organisierten Job-Shadowings und Workshops lernen Expert*innen voneinander und entwickeln Strategien, um feministische Wissens- und Erinnerungsbestände gemeinsam zugänglich zu machen und zu bewahren.
Dieses Projekt zeigt, wie Erasmus+ Weiterbildung durch berufliche Mobilität fördert und Chancen für grenzübergreifende Zusammenarbeit eröffnet. Es schafft ein Modell, das auch für andere Bibliotheken und Fachverbünde ein wertvolles Beispiel ist für gezielten Wissenstransfer und länderübergreifende Kooperation.
Kurzbiografie
Karin Aleksander
Dr. phil., Philosophin, wissenschaftliche Bibliothekarin (MLS); 1990-2019 Aufbau und Leitung der Genderbibliothek am ZtG an der Humboldt-Universität zu Berlin
Andrea Gruber
Ariadne – frauen-/genderspezifische Information und Dokumentation an der Österreichischen Nationalbibliothek
254
Lernen über Gender. Kritische Geschlechterperspektiven in der bibliothekarischen Ausbildung
Monika Bargmann
Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
Bibliothekarische Methoden und Werkzeuge bergen die Gefahr, bestehende Stereotype und Diskriminierungen – nicht nur, aber auch auf Basis des Geschlechts – zu reproduzieren. Ein Beispiel ist die Inhaltliche Erschließung, die zunehmend von vermeintlich neutraler Technologie wie Künstlicher Intelligenz unterstützt wird. Auf mögliche Ausschlussmechanismen referenzieren auch bibliothekarische Ethikkodizes, die Leitlinien für unsere Berufspraxis darstellen. Informationsfachleute „opponieren gegen Diskriminierung aufgrund … der Genderidentität … oder der sexuellen Orientierung“, heißt es beispielsweise im Ethik-Kodex der IFLA, der internationalen Föderation der Bibliotheksverbände. Entsprechende Passagen sind aber meistens auf konkrete Personen(gruppen) und selten unmittelbar auf bibliothekarische Arbeitsweisen bezogen. (vgl. Bargmann, Blumesberger, Gruber, Luef & Steltzer: Sacherschließung geschlechtergerecht?! https://doi.org/10.31263/voebm.v75i2.7582).
Wie sieht das in der Bibliotheksausbildung aus? Curricula bibliothekarischer Ausbildungen im deutschsprachigen Raum schreiben meist nicht explizit eine Auseinandersetzung mit bibliothekarischen Praktiken aus Geschlechterperspektive vor, lassen aber den Lehrenden durchaus dafür Platz. Es stellen sich folgende Fragen:
- Welche Rolle spielt diese kritische Auseinandersetzung in den didaktischen Leitprinzipien, den Curricula und der Ausbildungspraxis?
- Wo, wenn nicht in der Basisausbildung, kann eine Bewusstseinsbildung stattfinden? Sind es Kongresse, Fortbildungen, Fachliteratur?
- Lässt sich in den letzten Jahren eine entsprechende Veränderung in den Curricula und in der Praxis feststellen?
Grundlage für den Vortrag sind Analysen der Curricula sowie Gespräche mit Absolvent:innen, Lehrbeauftragten und Ausbildungsverantwortlichen.
Kurzbiografie
Data Stewardess der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Studium der Germanistik und Informationsberufe. Berufliche Stationen u.a. FH Burgenland, Wienbibliothek im Rathaus, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Leiterin der VÖB-Kommission für Genderfragen.
255
Projekt aus, Website tot? Webarchivierung an der Universität Wien
Monika Bargmann
Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
In den Geisteswissenschaften werden Forschungsergebnisse zunehmend in nicht-traditionellen Formaten veröffentlicht: digitale Editionen, „enhanced“ eBooks, Datenbanken oder Wikis. Deren Inhalte – und deren Funktionalitäten – langfristig zu erhalten, ist kein triviales Unterfangen. Forschungsförderer geben zunehmend Zeitrahmen vor, in denen eine digitale Publikation voll funktionsfähig sein muss. Nach dem Abschluss eines Forschungsprojekts sind aber oft keine personellen/finanziellen Ressourcen mehr da für die technische Weiterführung der Webapplikationen.
Der Zentrale Informatikdienst und die Data Stewards an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Universität Wien gingen dieses Problem aus zwei Richtungen an: Einerseits wurde ein Service zur Archivierung statischer Websites aufgebaut – das erste Objekt wurde im Juni 2024 im Repositorium PHAIDRA eingestellt. Andererseits wurden umfassende Leitlinien verfasst, die in einer gut lesbaren Einführung das Bewusstsein bei Forschenden und Webentwickler*innen wecken sollen und dann technische Aspekte und Services der Universität Wien und ihrer Partner im Detail beschreiben. Damit soll erreicht werden, dass die Archivierung in Zukunft schon bei der Planung mitgedacht wird. Außerdem soll mittelfristig ein kooperatives Service zur Erhaltung dynamischer Funktionen aufgebaut werden.
Kurzbiografie
Data Stewardess der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Studium der Germanistik und Informationsberufe. Berufliche Stationen u.a. FH Burgenland, Wienbibliothek im Rathaus, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Leiterin der VÖB-Kommission für Genderfragen.
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Neugestaltung und Erweiterung des Lernortes Bibliothek an der Johannes Kepler Universität Linz
Ludwig Lumetsberger
Johannes Kepler Universität Linz, Linz, Austria
Abstract
Das Learning Center an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz (Fertigstellung im Jahr 2020), stellt einen innovativen Ansatz in der Gestaltung moderner Lernräume dar und hebt die Bedeutung der Bibliotheksinfrastruktur als zentralen Ort des Lernens hervor. Auf einer Fläche von 2.500 m² wurden imposante Räume geschaffen, die den Bedürfnissen der Studierenden gerecht werden und eine dynamische Lernatmosphäre fördern. Insgesamt bietet das Learning Center eine beeindruckende Vielfalt an Lernmöglichkeiten und trägt dazu bei, die JKU als modernen Lernort im universitären Umfeld neu zu positionieren. Mit der Schaffung einer inspirierenden Lernumgebung wird das Learning Center zu einem zentralen Element des studentischen Lebens und fördert die persönliche Entwicklung.
Die Investitionen in die Neugestaltung und Ausstattung des Learning Centers tragen maßgeblich zur Schaffung eines attraktiven Lernorts bei. Durch die Integration moderner Technologien wird die Benutzerfreundlichkeit erhöht und die Interaktion mit den angebotenen Ressourcen erleichtert. Dies führt zu einer gesteigerten positiven Resonanz bei den Studierenden, die die Vielfalt der Lern- und Arbeitszonen schätzen.
Die Verantwortlichen des Referat Benutzungsmanagement der Bibliothek spielen dabei eine relevante Rolle als Schnittstelle zwischen Baukoordination und studentischem Leben. Sie organisieren die Bereitstellung von Ressourcen (Bücher, digitale Medien, etc.) und sorgen dafür, dass die Infrastruktur den Anforderungen der Studierenden entspricht. Nach der Renovierung des EG der Bibliothek werden derzeit auch das 1.OG und 2.OG generalsaniert und an die Konzeption des Learning Centers angepasst. Zusätzliche Leseplätze sowie Gruppen- und Einzelarbeitsräume werden geschaffen, um der hohen Nachfrage noch besser gerecht zu werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten ergeben Bibliothek und Learning Center ein einheitliches Gesamtbild, das den Erfordernissen einer modernen Lern- und Bibliotheksinfrastruktur entspricht.
Kurzbiografie
Kurzbiographie
- Name: Ludwig Lumetsberger
- Geburtsdatum: 09.02.1982
- Staatsangehörigkeit: Österreich
- Anstellung: Johannes Kepler Universität Linz – Bibliothek seit 1. April 2009
- Position: Leiter des Referat Benutzungsmanagement seit 1. Dezember 2010
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VuFind als Open-Source-Alternative zu proprietären Discovery Systemen
Michael Birkner-Tröger
Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Wien, Austria
Abstract
In Sachen Funktionalität und Flexibilität steht VuFind den proprietären Discovery Systemen in kaum etwas nach. Im Gegenteil: Gerade der Open-Source-Charakter der Softwäre ermöglicht vielseitige Anpassungen, Erweiterungen und Anwendungsmöglichkeiten. Die lebendige Community hinter dem Projekt sorgt für stetige Weiterentwicklungen. In diesem Vortrag wird sowohl auf die Vorteile wie auch auf die Herausforderungen beim Einsatz von VuFind eingegangen. Erläutert werden diese anhand von Beispielen aus der Praxis und Live-Vorführungen produktiver Implementationen.
Kurzbiografie
Michael Birkner-Tröger ist seit 2012 an der AK Bibliothek Wien beschäftigt, wo er für deren IT-Systeme zuständig ist. Seit 2021 hilft er nebenberuflich als Selbständiger anderen Institutionen bei der Umsetzung von Software-Projekten, wobei der Schwerpunkt auf dem Einsatz von VuFind liegt.
260
Citizen Science und die Rolle von Bibliotheken als Akteurinnen für (soziale) Nachhaltigkeit. Der Weg von Community Building zu Community Action.
Sebastian Harnacker
TU Wien Bibliothek, Wien, Austria
Abstract
Sowohl öffentliche als auch Forschungsbibliotheken sowie Museen sind zentrale Bestandteile des städtischen Lebens. Sie bieten Raum und Information für alle Bewohner:innen und sie garantieren als öffentliche Einrichtungen den in Zeiten des steigenden Konsums alternativer Medien und wachsender Wissenschaftsskepsis immer wichtiger werdenden Zugang zu fachlichem Wissen.
Das internationale und interdisziplinäre Forschungsprojekt OPUSH (Open Urban Sustainability Hubs) hat vor diesem Hintergrund untersucht, wie sich Bibliotheken als Teil des GLAM (galleries, libraries, archives, museums) Nexus als urbanen Zentren des Wissens (knowledge hubs) und des gesellschaftlichen Austauschs positionieren können, um weiterhin als gestärkte Institutionen gegen die multiplen Krisen unserer heutigen Zeit zu bestehen und soziale Verantwortung zu tragen. Gesellschaftliche Partizipation an Wissenschaft und Forschung wurde durch die Methoden von Citizen Science in Pilotprojekten angewandt und wir laden, basierend auf den Erkenntnissen, zu einem Workshop, der Argumente für die Etablierung von Citizen Science an Bibliotheken liefert.
Zum konkreten Ablauf des Workshops:
- Gemeinsam mit dem Verein luftdaten.at werden wir einen Case Report über die erfolgreiche Umsetzung des Citizen Science Projekts „Urban Heat Stories“ (Staatspreis für Klimawandelanpassung 2024) präsentieren.
- Anschließend werden die konkreten Learnings, basierend auf den Ergebnissen der Co-Evaluierung des Projekts, dargestellt.
- Best-Practice-Beispiele für die Einführung und Etablierung von Citizen Science in Bibliotheken (zB.: SDU Odense, NSK Zagreb, URFIST Bordeaux)
- Mit dieser Grundlage wird durch moderierte Arbeitsaufgaben und Diskussionsrunden von den Teilnehmer:innen eine Roadmap entwickelt, die ihnen dabei hilft, selbst an ihrer Institution aktiv zu werden.
Kurzbiografie
Sebastian Harnacker hat Slawistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien studiert. Er war zuvor unter anderem an der Forschungsplattform Urban Futures (Universität Wien) tätig und ist derzeit Projektmitarbeiter für Citizen Science an der TU Wien Bibliothek.
261
Bibliothek geschlechtergerecht? Zur Bedeutung und Handhabung genderinklusiver Sprache im bibliothekarischen Alltag
Viktoria Wechselberger
Wirtschaftsuniversität Wien – Universitätsbibliothek, Wien, Austria
Abstract
Um inklusive Orte für alle Menschen zu sein, müssen Bibliotheken inklusives Denken auch sprachlich nach außen tragen. Genderinklusive Sprache ist ein effektives Mittel, um in der täglichen Kommunikation Wertschätzung und Respekt für die Geschlechtervielfalt von sowohl Nutzer*innen als auch Mitarbeiter*innen auszudrücken. Aus diesem Grund lädt dieser Vortrag alle interessierten Personen dazu ein, ihren eigenen Sprachgebrauch zu reflektieren und bietet einfache Möglichkeiten an, um diesen inklusiver zu gestalten. Dazu wird im ersten Schritt erläutert, was genderinklusive Sprache erreichen möchte, sowie warum sie besonders in Informationseinrichtungen wie Bibliotheken sinnvoll ist. Anschließend werden mit Fokus auf die Praxis konkrete Mittel zur Umsetzung genderinklusiver Sprache im professionellen Alltag präsentiert. Dabei wird berücksichtigt, dass individuelle Rahmenbedingungen und Kommunikationssituationen unterschiedliche Anforderungen stellen. Anstelle von starren, allgemeingültigen Vorschriften wird deshalb ein Handwerkszeug zur Verfügung gestellt, aus dem nach eigenem Ermessen die jeweils passenden Mittel gewählt werden können. Ziel des Vortrags ist es, Bibliotheksangestellten die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um unkompliziert inklusiver zu kommunizieren und so die vorhandene Geschlechtervielfalt mit ihrer Sprache wertschätzend abzubilden.
Kurzbiografie
Wissenschaftliche Bibliothekarin; Spezialistin für Informationskompetenz an der UB der Wirtschaftsuniversität Wien; Studium der Gender Studies; Mitglied des Vereins frida zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich
262
UB4Tomorrow. Organisations- und Strategieentwicklung an der Universitätsbibliothek Graz 2023-2030
Pamela Stückler, Michaela Linhardt
Universitätsbibliothek, Graz, Austria
Abstract
Die Universitätsbibliothek Graz (UB Graz) hat im Herbst 2023 mit einem umfassenden Organisations- und Strategieentwicklungsprozess unter dem Motto UB4Tomorrow begonnen, der im Dezember 2024 erfolgreich abgeschlossen wurde. Ziel des Prozesses war es, die Veränderungen in den Anforderungen an die UB Graz durch eine strategische Neuausrichtung der Bibliothek systemisch zu entwickeln. Berücksichtigt wurden nationale und internationale Entwicklungen der Wissenschafts- und Informationslandschaft, die mit der digitalen Transformation einhergehenden Herausforderungen sowie die strategischen Ziele der Universität Graz.
Unterstützt durch eine externe Beratung wurde ein bewusst partizipatives Vorgehen gewählt. Gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen erarbeitete die Bibliotheksleitung eine Vision, eine Mission, zentrale Werte sowie strategische Ziele und eine Roadmap für die kommenden Jahre. Der Start der Umsetzung der Projekte war für Jänner 2025 vorgesehen. Zusätzlich zur kontinuierlichen Strategieverfolgung durch das Leitungsteam sind jährliche Großgruppentage geplant.
Der Vortrag beleuchtet die einzelnen Meilensteine und zentralen Ergebnisse des Prozesses sowie die Lessons Learned aufgrund der sehr partizipativen Herangehensweise. Neben dem notwendigen Kulturwandel und der Reflexion bestehender Arbeits- und Denkweisen stellten die Auswahl und Einarbeitung der Fokusgruppen, die effiziente Steuerung der Kommunikationsprozesse sowie die Priorisierung von Projekten zentrale Herausforderungen dar. Im Spannungsfeld zwischen Tagesgeschäft und Projektarbeit musste der straffe Zeitplan angepasst werden.
Kurzbiografie
Pamela Stückler
Seit Juni 2021 Leiterin der Universitätsbibliothek Graz.
Michaela Linhardt
Seit 2020 Leiterin der Fakultätsbibliothek für Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (RESOWI) der Universitätsbibliothek Graz; Projektleitung UB4Tomorrow.
263
Unlock the Power of Visual Learning: Transforming Research and Education with JoVE
Ovidiu Cojan
Jove, Boston, USA
Abstract
In today’s fast-paced world of science and education, the ability to replicate experiments accurately and grasp intricate concepts quickly is more critical than ever. JoVE (Journal of Visualized Experiments) revolutionizes these challenges by offering the world’s leading library of video-based solutions tailored to researchers and educators.
For researchers, visual guidance bridges the gap between theory and practice. Complex experimental procedures that are often challenging to convey through traditional text-based protocols come to life through JoVE’s expertly curated, peer-reviewed videos. By watching these visual demonstrations, researchers can replicate experiments with unparalleled precision, ensuring reproducibility and accelerating discovery.
In the education segment, JoVE transforms how concepts are taught and understood. Visual content connects learners with the practical application of theoretical principles, from foundational STEM topics to advanced specialized fields. Difficult-to-teach concepts become clear, enabling students to engage deeply, think critically, and retain knowledge longer.
JoVE’s platform also integrates seamlessly with learning management systems, providing easy access for educators to incorporate multimedia learning into their courses. For libraries, JoVE represents an opportunity to deliver cutting-edge resources that meet the needs of modern users.
Whether you’re striving to enhance research outcomes, elevate education, or empower library users with innovative resources, JoVE is your partner in success
264
Vom Buch zum Brand: die Bibliothek als Marke
Ursula Liebmann1, Karl Hintermeier2
1Treffpunkt Bibliothek, St. Pölten, Austria. 2message, Wien, Austria
Abstract
Als Servicestelle für die öffentlichen Bibliotheken Niederösterreichs „Treffpunkt Bibliothek“ stellt die Lobbyarbeit eine unserer Aufgaben dar. Zusätzlich wurde der Servicestelle von den Bibliothekar:innen nähergebracht, sie bei der Erhöhung der Sichtbarkeit der Bibliotheken und dem Bewusstsein schaffen ihrer Bedeutung für die Gesellschaft zu unterstützen.
Das Bewerben der Vielfalt ihres Angebots und das Auftreten in Form der Öffentlichkeitsarbeit wurden von den 260 niederösterreichischen Bibliotheken sehr individuell gestaltet. Daher war ein starker gemeinsamer öffentlicher Auftritt in der Vergangenheit kaum möglich. In Folge wurde von der Servicestelle ein Corporate Identity Prozess in die Wege geleitet, in dem die Firma message gemeinsam mit den Bibliothekar:innen und dem Team der Servicestelle eine Bibliotheken-Dachmarke erarbeitet hat, die einerseits einen wirksamen Wiedererkennungswert mit sich bringt, andererseits aber die Diversität der Bibliothekslandschaft gewährleistet. Dieser Prozess ist für eine einzelne Bibliothek genauso einsetzbar, wie für eine Region oder, wie in Niederösterreich, auch landesweit.
Im Vortrag erfahren Sie, wie ein Corporate Identity Prozess gestaltet werden kann, welche Aspekte dafür berücksichtigt werden müssen, welche Ergebnisse dieser gemeinsame Bottom-up-Prozess mit sich bringt und wie die Bibliotheken in Niederösterreich die Dachmarke „Bibliotheken Niederösterreich“ umsetzen.
Der Vortrag steht in Verbindung zum Workshop Starke Identität, starke Bibliothek: CI als Erfolgsfaktor
zur Markenfamilie für öffentliche Bibliotheken in NÖ. Ein Besuch beider Veranstaltungen ist empfehlenswert, aber nicht zwingend notwendig.
Vortragende:
Mag. Karl Hintermeier – CEO und Inhaber der Agentur message
Ursula Liebmann,MA – Geschäftführerin der Servicestelle Treffpunkt Bibliothek
Kurzbiografie
Ursula Liebmann, MA, war ab 2014 GF des NÖ Fachverband Kommunale Bibliotheken, ab 2018 GF des Forum Erwachsenenbildung NÖ (FEN) und ist seit 2019 GF von Treffpunkt Bibliothek. Stv. Vorsitzende des BVÖ, sowie Mitglied des NÖ Kultursenats. 2015 NÖ Kulturpreis für Interkulturelle Bibliotheksarbeit.
265
Infra4NextGen: A New Era of Data-Driven Policymaking
Lars Kaczmirek
Universität Wien, Wien, Austria. Australian National University (ANU), Canberra, Australia
Abstract
The Infra4NextGen project, funded by the European Commission with 9.75m Euro, is transforming the way we leverage social science data to inform policy decisions. By unlocking the potential of existing datasets and with a new survey series, we aim to support the NextGenerationEU recovery plan and shape the future of EU youth policy.
To achieve this ambitious goal, we have developed a comprehensive training and event series tailored to the needs of data stewards, library professionals, RI data users, evidence-based policy makers, young Europeans. This series includes webinars and online courses, interactive workshops, short video tutorials and hackathons (https://infra4nextgen.com/i4ng-events/forthcoming-events/). Recent trainings covered open science, reproducible research, and data visualization.
By participating in these events, librarians can enhance their skills, expand their knowledge, and contribute to the development of a data-driven society. AUSSDA – The Austrian Social Science Data Archive is leading the training initiatives in Infra4NextGen, with the University of Vienna and University of Innsbruck contributing in key roles.
Kurzbiografie
Dr. Lars Kaczmirek, Hon. Assoc. Prof. (ANU) is head of the certified Core Facility AUSSDA – The Austrian Social Science Data Archive and is leading the training initiatives in Infra4NextGen. Lars is in the board of director’s in the Consortium of European Social Science Data Archives (CESSDA ERIC).
266
Lücken im System: Feministische Fachvokabulare und geschlechtergerechte Normdaten
Andrea Gruber
Österreichische Nationalbibliothek, Ariadne, Wien, Austria
Abstract
Der Gender Data Gap bezeichnet die systematische Unterrepräsentation von Frauen und nicht-binären Personen in Daten. Auch in Normdaten und Klassifikationssystemen ist dieser Gap inhärent: er manifestiert sich in fehlender Repräsentation und Marginalisierung genderspezifischer Themen und Perspektiven. Durch ihre Anwendung werden Ausschlüsse und Geschlechterstereotype fortgeschrieben und unter anderem in Bibliothekskatalogen reproduziert.
Feministische Fachvokabulare sind ein wichtiger Schlüssel, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Sie bilden Themen der Gender Studies umfassend ab, schärfen Begriffe, reagieren auf gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklungen und machen marginalisierte Perspektiven in Wissenssystemen sichtbar. Dadurch sind sie nicht nur zentrale Werkzeuge für präzise Erschließung in spezialisierten Bibliotheken, Archiven und Dokumentationseinrichtungen, sondern auch wichtige Referenzsysteme für universale Vokabulare und Klassifikationssysteme.
Der Vortrag zeigt anhand feministischer Wortschätze, wie Fachvokabulare dazu beitragen können, Normdaten und Klassifikationssysteme geschlechtergerechter zu gestalten. Ausgehend von Problemlagen in universalen Vokabularen – wie fehlenden bzw. zu engen oder zu weiten Begriffen, diskriminierenden Bezeichnungen oder problematischen Begriffsbeziehungen – werden Potenziale feministischer Fachvokabulare skizziert und Ansätze für inklusive Weiterentwicklung aufgezeigt. Dabei wir auch die bestehende Datenverwendung berücksichtigt.
Kurzbiografie
Andrea Gruber ist wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ariadne, der frauen- und genderspezifischen Informations- und Dokumentationsstelle an der Österreichischen Nationalbibliothek
267
Hands-On-Workshop: Normierung von Verlagsdaten mit WIKIDATA
Patrick Danowski1, Christian Erlinger2, Anna-Laetitia Hikl3
1Institute of Science and Technology Austria (ISTA), Klosterneuburg, Austria. 2Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern ZHB, Luzern, Switzerland. 3BOKU University, Vienna, Austria
Abstract
Im dynamischen Feld des Verlagswesens den Überblick zu behalten ist eine sehr große Herausforderung. Es gibt permanent Veränderungen, Wechsel und Übernahmen und bis dato fehlen in diesem Bereich verlässliche Metadaten. Eine Arbeitsgruppe des nationalen Projekts Austrian Transition to Open Access Two – AT2OA² (2021-2024) hat sich vor zwei Jahren dazu entschlossen, diese Lücke zu schließen und die Normierung von Verlagsdaten via WIKIDATA in Angriff zu nehmen.
Ausgehend vom „Austrian Datahub for Open Access Negotiations and Monitoring“, der als OA Monitor konzipiert ist, ist die Normierung von Verlagsdaten in den Fokus gerückt. Projektseitig war es wichtig, nicht nur eine Momentaufnahme festzuhalten, sondern die Entwicklung des Publikationsaufkommens eines bestimmten Verlags abzubilden und vergleichen zu können.
Mit WIKIDATA ist es möglich, genau diese Aspekte wie Parent-Child-Relations darzustellen und mit einer Zeitrelation zu verknüpfen. Zusätzlich haben uns erfolgreiche Beispiele, die die WIKIDATA ID verwenden (zB. GND, OpenAlex) und die Möglichkeit, vollkommen kollaborativ zu arbeiten überzeugt, unsere Projektidee mit WIKIDATA umzusetzen.
Wir haben im März 2023 unsere Arbeiten in WIKIDATA gestartet und auf der WIKIDATA-Projektseite „Scientific Publisher“ unser Datenmodell, Queries etc. dokumentiert. Anleitungen wurden verfasst, die Verlagsdaten gemeinsam und offen in WIKIDATA aktualisiert, auf einer eigenen abrufbaren Focusliste zusammengefasst und diese Informationen für den Austrian Datahub übernommen.
Ziel des Workshops ist es, unser Projekt der interessierten Bibliothekscommunity vorzustellen und die Bearbeitung und Erstellung von Datensätzen in WIKIDATA anhand der dokumentierten Workflows zu erklären. Weiters sollen die Möglichkeiten von WIKIDATA in bestehenden Workflows behandelt und Chancen dieser Offenheit und Demokratisierung von Informationen und deren Erstellung diskutiert werden.
https://www.wikidata.org/wiki/wikidata:WikiProject_Academic_Publisher
Kurzbiografie
Maga Anna-Laetitita Hikl, BOKU University, Forschungsservice, FIS-Team. Beim Projekt AT2OA² Co-Leitung mit Patrick Danowski des “Austrian Datahub for Open Access Negotiations and Monitoring”.
Patrick Danowski, Dipl Inf. Manager der Library des ISTA, Chair IFLA Science and Technology Library Section.
268
Der österreichische Open Access Monitor
Anna-Laetitita Hikl1, Patrick Danowski2
1Boku University, Wien, Austria. 2ISTA, Klosterneuburg, Austria
Abstract
Im Rahmen des Projekts AT2OA2 wurde der österreichische Open Access Monitor entwickelt und in den Regelbetrieb überführt. Der Monitor nutzt dabei Daten der FIS /CRIS Systeme von österreichischen Einrichtungen, bereitet diese mit Daten aus offenen Schnittstellen von CrossRef, OpenAlex, Sherpa Romeo, DOAJ und OpenAPC auf und berechnet auf Basis dieser Daten die Open Access nach dem COAT Model. Dabei liegen dem System sowohl eine einfache Darstellungen als auch eine Kategorisierung für Experten zur Grunde.
Im Vortrag sollen die finalen Funktionen und Anwendungsfälle für den Monitor dargestellt werden sowie das Betriebsmodell im Rahmen der Kooperation eMedien Österreich (KEMÖ) erläutert werden.
Auch die Ergebnisse des OA Monitors sowie die Einschränkungen der zu Grunde liegenden Daten sollen erläutert werden. Mit dem OA Monitor legt AT2OA2 ein weiteres Element zur strategischen Weiterentwicklung von Open Access in Österreich vor.
Kurzbiografie
Maga Anna-Laetitita Hikl, BOKU University, Open Science Managerin im Forschungsservice im FIS-Team. Beim Projekt AT2OA² leitete sie gemeinsam mit Patrick Danowski das TP2.
Patrick Danowski, Dipl Inf. Manager der Library des ISTA, Chair IFLA Science and Technology Library Section.
269
AUSSDA – The Austrian Social Science Data Archive: Ein digitales Ökosystem für sozialwissenschaftliche Daten
Iris Butzlaff1, Lars Kaczmirek1,2
1Universität Wien, Wien, Austria. 2Australian National University (ANU), Canberra, Australia
Abstract
Forschungsdaten sind nicht nur Zahlenreihen, sondern auch Geschichten. Sie erzählen von unserer Gesellschaft, unseren Werten und unserem Verhalten. AUSSDA macht diese Geschichten lesbar und interpretierbar. Im Vortrag veranschaulichen wir wie Daten gefunden und genutzt werden können. Dabei gehen auf die folgenden Standpunkte ein:
- Daten als Gemeingut: Öffentlich finanzierte Daten sollten kein privates Eigentum sein, sondern ein gemeinsames Gut. AUSSDA fördert den offenen Zugang zu Forschungsdaten und ermöglicht es anderen Forscherinnen und Forschern, auf diesen aufzubauen und neue Fragen zu stellen. Damit ermöglichen wir Forschenden, ihre Arbeit transparenter, reproduzierbarer und nachhaltiger zu gestalten.
- Langzeitarchivierung: Manche Datenformate sind vergänglich, Hardware kann verschleißen. Durch Kuratierung sorgen wir dafür, dass die Daten auch für zukünftige Generationen zugänglich bleiben. Mit Methoden wie Fixity Checks sorgen wir für den Erhalt der Daten.
- AUSSDA als interdisziplinärer Knotenpunkt: Die Sozialwissenschaften sind ein bunter Strauß an Disziplinen. AUSSDA bietet einen gemeinsamen Raum, in dem Forschende aus Soziologie, Politikwissenschaften, Wirtschafswissenschaften, Psychologie und viele mehr ihre Forschung verbinden und neue Perspektiven gewinnen können.
- Ethische Aspekte: Die Arbeit mit Daten wirft ethische Fragen auf. AUSSDA ist sich dieser Verantwortung bewusst und setzt auf Transparenz, Datenschutz und eine verantwortungsvolle Nutzung der Daten.
AUSSDA ist eine Dateninfrastruktur für die sozialwissenschaftliche Community in Österreich und bietet forschungsunterstützende Services an, insbesondere Datenarchivierung und Hilfe bei Datennachnutzung. Wir machen sozialwissenschaftliche Daten zugänglich und nutzbar. Seit Juli 2020 sind wir mit dem Core Trust Seal (CTS) als „trustworthy data repository“ zertifiziert.
Kurzbiografie
Dr. Iris Butzlaff koordiniert bei AUSSDA die Bereiche Datenzugang und Datenaufbereitung. Iris hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Göttingen und der Universität Chile studiert und hat ein Doktorat in Ökonomie.
270
Nachhaltige Social Media-Strategien für Bibliotheken: Ein Blick ins Fediverse
Sophie Unterweger
TU Wien, Wien, Austria
Abstract
Bibliotheken sind im Social Media-Bereich traditionell auf zentralisierten Plattformen wie X (vormals Twitter), Facebook, Instagram und YouTube vertreten. Diese Plattformen zeichnen sich durch ihren »Walled Garden«-Charakter, datengetriebene Geschäftsmodelle, Nutzer*innen-Profiling, Microtargeting sowie weitreichende Datenschutzverstöße aus. Hinzu kommen intransparente Filteralgorithmen und häufig unzureichende Content-Moderation.
Als Alternative sollen in diesem Beitrag dezentrale, datenschutzfreundliche Plattformen des Fediverse vorgestellt werden. Dienste wie Mastodon (X-Alternative), Pixelfed (Instagram-Alternative) und PeerTube (Youtube-Alternative) bieten durch ihre Interoperabilität und föderierte Struktur eine nachhaltige und offene Social Media-Kommunikation. Das Fediverse lässt durchaus Vergleiche zu den FAIR-Prinzipien zu: Es fördert Accessibility und Interoperability durch standardisierte, offene Protokolle und ermöglicht eine transparente Nachnutzung von Inhalten. Diese Eigenschaften stehen im Einklang mit der Philosophie einer offenen Wissenschafts- und Bildungskommunikation.
Prozesse für die Implementierung von Fediverse-Diensten in den Kommunikationsmix von Bibliotheken werden in diesem Beitrag beleuchtet. Best-Practice-Beispiele, darunter bibliotheksorientierte Instanzen wie openbiblio.social oder die institutionseigene Instanz der Universität Innsbruck, illustrieren die Potenziale. Diskutiert wird auch der vermeintliche Spagat zwischen Erreichung einer »kritischen Masse« und der Einbindung einer »kritischen Minderheit«, die kommerzielle Plattformen bewusst meidet. Ziel ist es aufzuzeigen, wie Bibliotheken das Potenzial des Fediverse nutzen können, um diverse Öffentlichkeiten zu adressieren und langfristig eine nachhaltige Social Media-Präsenz zu etablieren.
Kurzbiografie
Mag. Sophie Unterweger ist seit 2024 in der Abt. Forschungsinformationssysteme der TU Wien tätig. Ihren vormaligen Fachbereich Keltologie hat sie erst seit Kurzem mit dem Bibliothekswesen ausgetauscht. Ihr Interesse für Open Science, Open Source und Netzpolitik fließt nun in die tägliche Arbeit ein.
271
Das Repository in 10 Jahren: Goldgrube oder Datenfriedhof? Wie Zertifizierungen uns helfen relevant zu bleiben.
Lars Kaczmirek
Universität Wien, Wien, Austria. Australian National University (ANU), Canberra, Australia
Abstract
Die Erlangung der Zertifizierung Core Trust Seal (CTS) war für uns vielleicht einer der wichtigsten Meilensteine bei Aufbau des Datenrepositories. Die Zertifizierungen sind jedoch nur Zwischenziele, die wir 2020 und mit der Erneuerung in 2023 erneut erreicht hatten. Viel wichtiger ist es den Geist der Zertifizierung lebendig zu halten und die eigenen Services, Prozesse und Richtlinien an den internationalen Entwicklungen auszurichten um relevant zu bleiben.
Anhand unserer eigenen Erfahrungen, werde ich den Fahrplan beschreiben, mit dem wir in relativ kurzer Zeit die Bewerbung auf das CTS einreichen konnten. Dies beinhaltet die Kernelemente der Strategie, den übergeordneten mehrjährigen Strategieplan, sowie die Entwicklung maßgeschneiderter Richtlinien bis hin zur Schulung des Teams. Dabei werde ich auch auf die besonderen Herausforderungen eingehen, die sich in unserem institutionellen Kontext bzw. in Österreich gestellt haben. Dabei betrachte ich die Zertifizierung als Startpunkt für eine langfristige Strategie. Hierbei werde ich aufzeigen, wie wir die Ausrichtung an der Zertifizierung und das Wissen um die darauffolgende Rezertifizierung genutzt haben, um unsere Prozesse kontinuierlich zu verbessern. Um die Kernfrage aus dem Titel zu beantworten, gehe ich der folgenden Frage nach: Welche Rolle spielt/e die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und die Einbindung unserer Nutzer*innen bei der Gestaltung unserer aktuellen und zukünftigen Dienste?
Kurzbiografie
Dr. Lars Kaczmirek, Hon. Assoc. Prof. (ANU) leitet die zertifizierte Core Facility AUSSDA – The Austrian Social Science Data Archive. Er war im Board of Reviewers für Core Trust Seal Einreichungen, war Mentor für im Aufbau befindliche Datenarchive und ist im CESSDA ERIC Board of Directors.
273
Open Educational Resources (OER) als Schnittstelle: Interdisziplinäre Zusammenarbeit für digitale Nachhaltigkeit an Hochschulen
Claudia Hackl
Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
An Hochschulen eröffnen Open Educational Resources (OER) neue Wege, Wissen zugänglich zu machen, interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern und vielfältige Perspektiven in Forschung und Lehre zu integrieren. Gleichzeitig können OER einen wichtigen Beitrag zur digitalen Nachhaltigkeit leisten – vorausgesetzt, Hochschulen schaffen Strukturen, die eine abteilungs- und fachübergreifende Zusammenarbeit ermöglichen.
Dieser Vortrag beleuchtet die Rolle von OER als strategisches Schnittstellenthema im Hochschulraum, das Universitätsbibliotheken, Teaching & Learning Centers sowie zentrale IT-Services in den Fokus rückt. Im Zusammenspiel dieser Akteur:innen entstehen nachhaltige Infrastrukturen, die Offenheit und Vielfalt in der Hochschulpraxis fördern (wie Repositorien, Publikationsworkflows etc.). Zudem wird ein Einblick in eben diese Schnittstellenarbeit an der Universität Wien geboten, als Beispiel für eine erfolgreiche abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Die zentrale These des Vortrags lautet: Digitale Nachhaltigkeit im Hochschulraum kann nur durch ein kooperatives Zusammenspiel dieser zentralen Akteur:innen erreicht werden.
Dieser Beitrag richtet sich an alle, die gemeinsam die Nutzung und Entwicklung von OER an ihrer Institution vorantreiben möchten.
Kurzbiografie
Claudia Hackl berät öst. Hochschulen zur inst. Verankerung von Open Educational Resources (OER) und wirkt an der Weiterentwicklung der integrierten Systemlandschaft für OER an der Universität Wien mit. Lehraufträge zu OER, RDM-Support und Digitales Lehren & Lernen hat sie an öst. Universitäten.
274
Von der Bütt ins Bibliotheksregal. Die Analyse von Papierwasserzeichen und ihr Beitrag zur Objektgeschichte mittelalterlicher Kodizes
Maria Stieglecker
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, Austria
Abstract
Beim Produktionsprozess wurden Wasserzeichen in mittelalterliches Papier eingebracht, um als eine Art Trademark und Qualitätsmerkmal auf die herstellende Papiermühle zu verweisen. Die Analyse solcher Papiermarken, in welchen Kodizes sie in identischer Form nachgewiesen werden, kann sehr genaue Hinweise geben, wann oder auch wo eine mittelalterliche Handschrift entstand. Mit etwas Glück und unter Einsatz weiterer Methoden der Handschriftenerschließung sind die Wege eines Kodex von seinem Entstehungsort bis zu seinem heutigen Standort im Bibliotheksregal nachvollziehbar. An Beispielen wie einem Korpus von Handschriften, die im Umkreis des Basler Konzils entstanden sind, möchte der Vortrag diese Methode vorstellen.
Kurzbiografie
Stellvertretende Leiterin der Abteilung Schrift- und Buchwesen des Instituts für Mittelalterforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Forschungsschwerpunkte: Handschriftenerschließung/Kodikologie/Filigranologie. Mitglied der VÖB- Kommission „Buch- und Bibliotheksgeschichte“.
276
Nachhaltige Nutzung von Ressourcen und Vebreiterung des Bildungs- und Informationsangebots im öffentlichen Raum durch die engere Verknüpfung von Öffentlichen Bibliotheken mit Archiven und Museen im Rahmen einer gemeinsamen BAM-Initiative am Beispiel der Informationsinstitutionen der Stadt Neunkirchen
Benedikt Wallner1,2, Vanessa Staudenhirz3,2
1Stadtbücherei Neunkirchen, Neunkirchen, Austria. 2Stadtarchiv Neunkirchen, Neunkirchen, Austria. 3Städtisches Museum Neunkirchen, Neunkirchen, Austria
Abstract
In den frühen 2000er-Jahren war das Akronym BAM in der Kultur- und Wissenschaftswelt Österreichs in aller Munde. Die damit bezeichnete Verbindung von Bibliotheken, Archiven und Museen sollte diese drei, in ihren Beständen doch sehr unterschiedlichen, Institutionen, auf das Engste verknüpfen. Aus verschiedenen Gründen kam dieser Prozess jedoch in den 2010er- Jahren ins Stocken.
Möglichkeiten und Vorteile einer Umsetzung dieser Vernetzung, gerade auf der Mikroebene der Kommunen, soll das Fallbeispiel von Neunkirchen im südlichen Niederösterreich zeigen. Hier ergab sich in den letzten Jahren eine engere Kooperation und Vernetzung der drei Institutionen Öffentliche Bibliothek, Kommunalarchiv und Museum in allen Bereichen, die seitdem bewusst als BAM-Initiative vorangetrieben wird. Dabei sollen neue Wege beschritten werden – die Neunkirchner BAM-Vernetzung soll kein „institutioneller Käfig“ sein, der von oben (Top Down) über verschiedene Institutionen gestülpt wird und der eine Vermischung und Vereinheitlichung der so wichtigen, historisch gewachsenen Eigenheiten der Betriebe bewirken soll. Vielmehr soll die Neunkirchner BAM-Initiative von den Institutionen und der Bevölkerung, die sie ansprechen, getragen sein und sich als Bottom-Up-Prozess einbringen. Zwar ist auch die Vernetzung und Durchsuchbarkeit der jeweiligen Datenbanken ein Thema, das hier durchaus diskutiert wird, doch geht es vielmehr um eine Sichtbarmachung der jeweiligen Bestände und ein Ineinandergreifen derselben zum Nutzen der Öffentlichkeit. So soll den Besonderheiten des jeweiligen Betriebs und seiner Bestände Rechnung getragen, aber dabei der gemeinsame Nutzen für die Bevölkerung als Informationsinstitution, betont werden. Der Beitrag soll anhand des Fallbeispiels aufzeigen, wie eine solche Verknüpfung öffentlicher Bibliotheken mit Archiven und Museen funktionieren kann und welche Möglichkeiten dies, auch in Bezug auf eine nachhaltige Nutzung der öffentlichen Informationsinstitutionen, eröffnen kann.
Kurzbiografie
Benedikt Wallner: geboren 15.07.1987 in Neunkirchen (NÖ). 2005-2013 Studium der Geschichte an der Universität Wien. Verfassen von Publikationen zur Regionalgeschichte (Kulturpreis des Landes NÖ 2020). 2021 Abschluss des ULG Library and Information Studies / Leitung der Stadtbücherei Neunkirchen.
277
Bibliothekarische Arbeit angesichts von Wandel und Umbruch – Welche Kompetenzen haben Bibliothekar:innen und was sollen sie können und wissen
Andreas Ferus1, Clara Ginther2, Marian Miehl3, Bernhard Schubert4
1Akademie der bildenden Künste Wien, Wien, Austria. 2Veterinärmedizinische Universität Wien, Wien, Austria. 3MedUni Wien, Wien, Austria. 4Universität Wien, Wien, Austria
Abstract
Digitalisierung, Open Science und KI, um nur einige Faktoren zu nennen, haben einen tiefgreifenden Umbruch der Wissenschaften und der wissenschaftlichen Kommunikation bewirkt. Diese Transformationsprozesse und Veränderungen werden auf längere Zeit fortbestehen. Bibliotheken sind davon in ihrer Arbeit unmittelbar betroffen, von der Zurverfügungstellung von Literatur bis hin zur Informationsvermittlung und neuen Arbeitsfeldern wie Forschungsdatenmanagement. Dies birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen sowohl in Hinblick auf die Expertise von Bibliothekar:innen als auch die Fähigkeiten die sie benötigen, um in Zeiten des Umbruchs zu arbeiten und in neuen wie emergenten Bereichen Fuß zu fassen. Die wissKomm Community war in den vergangenen Jahren durch die Auseinandersetzung mit Predatoy Publishing und dem Wandel wissenschaftlicher Kommunikation herausgefordert nicht nur inhaltlich zu arbeiten sondern sich auch der Frage zu widmen welche Kompetenzen und Fähigkeiten Bibliothekar:innen mitbringen und welche zu entwickeln sind. Kompetenzaufbau war ein zentrales Element der Arbeit. Im Workshop soll aus der Erfahrung der Community diese grundlegenden Frage in einer interaktive Session mit den Zuhörer:innen kontroversiell diskutiert werden. Drei Vortragende werden kurze, provokative Inputs geben, die das bisherigen Verständnis bibliothekarischer Kernkompetenzen und Fähigkeiten hinterfragen, auf die Spitze treiben oder neue Perspektiven eröffnen. Diese Provokationen sind als eine Einladung zu verstehen, um mit den Zuhörer:innen, begleitet von einem Moderator, in einen Austausch und Dialog zu treten was aus ihrer Sicht, Erfahrung und Expertise Bibliothekar:innen bereits können und wissen sowie auch was angesichts gegenwärtiger Herausforderungen noch wesentlich und möglich wäre.
Kurzbiografie
Andreas Ferus leitet die Bibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien, forscht und lehrt im Bereich Bibliotheks- und Informationswissenschaft, insbesondere zu Open Scholarship/Open Science & Scholarly Communication.
278
Hindernisfreiheit an der ETH-Bibliothek – unsere barrierefreien Dienstleistungen
Cindy Hertach, Susanne Zimmermann
ETH-Bibliothek, Zürich, Switzerland
Abstract
Die ETH-Bibliothek leistete mit dem Teilprojekt 14 «Barrierefreie Bibliotheksmedien anbieten» (Laufzeit Mai 2021 bis Oktober 2023) einen Beitrag zum ETH-Projekt «Hindernisfreiheit an der ETH Zürich». Ziel war und ist es immer noch, dass alle Menschen mit oder ohne Behinderungen oder besonderen Bedürfnissen – seien es Studierende, Lehrende, Forschende, Mitarbeitende oder Besucherinnen und Besucher – weitgehend uneingeschränkten Zugang zu den Gebäuden und Dienstleistungen der ETH Zürich erhalten. Der Vortrag stellt die aus dem Projekt resultierenden barrierefreien Dienstleistungen vor und gibt einen Ausblick auf die noch kommenden Herausforderungen an der ETH-Bibliothek:
- Team Accessibility – Interdisziplinäre Expertise aus der Bibliothek
- Webseite zu Barrierefreiheit an der ETH-Bibliothek
- SensusAccess – Barrierefreie Dokumente im Self-service erstellen
- AccessibleDocs – Ein Service zur Umwandlung in barrierefreie Formate
- Barrierefreie Lernarbeitsplätze
- Barrierefreie Angebote der Sammlungen und Archive
Kurzbiografie
Cindy Hertach, Studium der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, Filmwissenschaft und Philosophie an der Universität Zürich. Seit 2014 als Stabs- und Projektmitarbeiterin an der ETH-Bibliothek tätig. Begleitete seit 2021 das Teilprojekt 14 «Barrierefreie Bibliotheksmedien anbieten» als Co-Projektleiterin und organsiert nachfolgend das aus dem Projekt resultierende Team Accessibility an der ETH-Bibliothek
Susanne Zimmermann, Studium der Japanologie, Kunstgeschichte Ostasiens und Ethnologie an der Universität Zürich. Seit 2004 in verschiedenen Positionen an der ETH-Bibliothek tätig. Seit 2013 Assistenz und stellvertretende Leitung des Betriebsmanagements der ETH-Bibliothek. Arbeitete seit 2021 im Teilprojekt 14 «Barrierefreie Bibliotheksmedien anbieten» mit und ist bis heute weiterhin für das Team Accessibility an der ETH-Bibliothek tätig.
279
Wie der russisch-ukrainische Krieg die Bibliotheken von Lwiw (Ukraine) veränderte
Marta Nadraga
Abstract
In den letzten drei Jahren waren wir Zeugen einer erschreckenden Realität, die das persönliche und berufliche Leben eines jeden für immer verändert hat. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat unsere Pläne durchkreuzt, uns gezwungen, unsere Prioritäten neu zu überdenken, und uns gelehrt, unter neuen Bedingungen zu arbeiten. Die Bibliotheken in Lwiw spielen als kulturelle und Bildungseinrichtungen in dieser schwierigen Zeit eine besondere Rolle, da Lwiw eine relativ sichere Region der Ukraine bleibt.
Die Anstrengungen der Bibliotheksleitungen zur Bewältigung der Kriegsbedrohungen konzentrierten sich auf drei Hauptbereiche (Schutz der Mitarbeiter, Schutz der Bestände und Sammlungen und Schutz der Gebäude). Ein wichtiger Aspekt bleibt die Unterstützung des psychisch-emotionalen Wohlbefindens der Mitarbeiter, das seit Beginn des Krieges und bis heute von großer Bedeutung ist.
Die Bibliotheken in Lwiw passen sich weiterhin an neue Herausforderungen an und bleiben auch in den schwierigsten Zeiten Zentren der Kultur, des Wissens und der Unterstützung für die Gemeinschaft.
Kurzbiografie
Dr. Marta Nadraga, Studium der Geschichte an der Universität Lwiw. 1999–2011 Leiterin des LMZ des Goethe-Instituts in der wissenschaftlich-pädagogischen Gebietsbibliothek. Seit 2011 Direktorin der Universitätsbibliothek der Nationalen Medizinischen Danylo-Halyzky-Universität Lwiw, Doktoratsarbeit über die Geschichte desBibliothekswesens in Lwіw in der Zwischenkriegszeit. Senior Researcher, Mitglied im Ukrainischen Bibliotheksverband sowie u.a. bei ABDOS, AGMB, EAHIL.
280
Workshop: Kreativ. Innovativ. Gemeinsam. – Mit frischen Ideen die VÖB voranbringen
Andreas Habermayer-Sandner und Birgit Puntigam
Abstract
In einer sich stetig wandelnden Vereinslandschaft gewinnt die aktive Auseinandersetzung mit den Wünschen und Bedürfnissen der Mitglieder zunehmend an Bedeutung. Nur durch einen kontinuierlichen Austausch und die gezielte Förderung von Partizipation kann ein Verein langfristig erfolgreich und attraktiv bleiben.
Im Rahmen des Workshops liegt der Fokus auf der Erarbeitung von Problemstellungen, Herausforderungen und Lösungsansätzen für eine moderne Berufsvereinigung im Zuge der Vermittlung von kreativen Arbeitstechniken als humorvolle und anregende Herangehensweise im beruflichen Alltag. Die hierfür notwendigen Fragestellungen, welche im Zuge der vorgestellten Arbeitstechniken bearbeitet werden, wurden im Vorfeld mit dem Präsidium der VÖB ausgearbeitet bzw. zur Verfügung gestellt.
Passend hierzu wurden kreative Arbeitstechniken ausgewählt, die von den Teilnehmer*innen im Arbeitsalltag ohne großen Aufwand angewandt werden können. Hierdurch entsteht sowohl für die Personen im Workshop als auch für die VÖB ein gegenseitiger Benefit. Zudem wird verdeutlicht, wie kreative Ansätze nicht nur zur Problemlösung innerhalb einer Berufsvereinigung benutzt werden, sondern auch zur Förderung eines gemeinschaftlichen, partizipativen und dynamischen Vereinslebens beitragen.
Der entstandene Output kann dem Präsidium sowie dem Vorstand als Orientierungshilfe zur Attraktivierung der Angebote für neue Mitglieder oder der Anwerbung hiesiger sowie als Grundlage für weiterführende Diskussionen oder Projekte dienen und dazu beitragen, die Zusammenarbeit und Innovation innerhalb der VÖB zu stärken.
Dieser Workshop richtet sich primär an Newcomer:innen innerhalb des Bibliothekswesens (in Ausbildung sowie Absolvent*innen) sowie der VÖB. Die maximale Anzahl an Teilnehmer*innen liegt bei 20 Personen.
281
The DINI Certificate for Open Access Publication Services
Abstract
For 20 years, the German DINI Certificate for Open Access Publication Services has provided transparent criteria and guidelines for building and maintaining trustworthy publication services such as repositories and Diamond Open Access journals. The community-developed, non-commercial certificate paves the way for open scholarly communication and supports the prerequisites for the free availability of scholarly information as an essential element of future-oriented research-related services. Introduced in 2004 and now in its 7th revised version, the DINI Certificate has been used in approximately 120 – mostly successful – certification processes. Since the beginning the catalogue takes into account international standards (e.g. provided by COAR, OpenAIRE). With this poster, we are reaching out to the international repository community by illustrating the key features of the well-established Certificate and its catalogue of criteria. The latest version of the Certificate has been adapted to the Austrian legal system. We hope that other countries will follow, so that repositories in more countries can benefit from the DINI Certificate.
282
Kompetenzen, Ausbildung und Berufsbild
Abstract
Im Spannungsfeld von Kompetenzen, Ausbildung und Berufsbild steht das Bibliotheks- und Informationswesen vor komplexen Herausforderungen und weitreichenden Veränderungen. Der Beitrag beleuchtet in einem Impulsvortrag und einer moderierten Diskussion mit Publikumsbeteiligung aktuelle Schwerpunkte und Zukunftsperspektiven. Zentrale Themen sind die steigenden Anforderungen des Arbeitsmarkts, der Fachkräftemangel, die Pensionierungswelle und der wachsende Einfluss von Künstlicher Intelligenz.
Ein besonderer Fokus liegt auf nationalen und internationalen Trends in der Aus- und Weiterbildung sowie deren responsiver Entwicklung angesichts einer dynamischen Arbeitswelt. Wie können Ausbildungsformate, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen den Anforderungen gerecht werden? Welche Kompetenzen werden für zukünftige Fachkräfte essenziell? Die Veranstaltung lädt dazu ein, diese Fragen im Plenum offen zu diskutieren und Visionen für die Zukunft des Berufsfelds zu entwickeln.
Moderation: Mag. Monika Schneider-Jakob MSc (ULBT), Gabriele Pum (ÖNB)
Dr. Andreas Brandtner MSc: Personalentwicklung Österreich und Deutschland (Impulsvortrag 30 Min)
Anschließende Diskussion:
- Mag. Edeltraud Haas (UB St. Gallen): Personalentwicklung Schweiz
- Mag. Christa Müller (ÖNB): Internationale Vernetzung IFLA: WB
- Mag. Markus Feigl (BVÖ) oder Susanne List-Tretthan: Internationale Vernetzung IFLA: ÖB
- Mag. Andreas Ferus MSc (Akademie der bildenden Künste): Trends neue Arbeitsfelder, Profilbildung
- Mag. Marion Kaufer ( Vlbg. Landesbibliothek): Landesbibliotheken
- Mag. Monika Schneider-Jakob MSc (ULBT), Gabriele Pum (ÖNB): Berufsanforderungen: Kompetenzen in Curriculum 2024
284 /285
Take care! Sensibler Umgang mit kolonialem Erbe in Bibliotheken, Archiven und Sammlungen I
Birgit Kramreither , Birgit Athumani Hango
Abstract
Im Vortrag wird die AG „Koloniale Kontexte – Decolonize the Library” an der UB Wien vorgestellt und über Strategien und deren Umsetzungen berichtet. Im Workshop danach werden praxisbezogene Beispiele aus dem Arbeitsalltag besprochen und alle Teilnehmer*innen dazu eingeladen, Fragestellungen und Beispiele (z.B. Bücher mit diskriminierenden Fotos, Inhalte usw) mitzubringen.
VORTRAG:
AG „Koloniale Kontexte – Decolonize the Library” an der UB Wien
Die Arbeitsgemeinschaft „Koloniale Kontexte – Decolonize the Library“ beschäftigt sich mit Strategien gegen Rassismus, Diskriminierung und Kolonialismus an der Universitätsbibliothek Wien. Grundsätzliche Überlegungen, Meilensteine und Ergebnisse dieser Arbeit sollen im Vortrag vorgestellt werden. Die AG wurde im 2021 von Birgit Kramreither und Birgit Athumani Hango gegründet, um eine Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus im Bestand sowie innerhalb der Institution gemäß den gelebten Werten der Universitätsbibliothek anzustoßen und als wichtiges Thema aufzuzeigen.
Wir setzen uns kritisch mit dem Buchbestand der UB Wien auseinander, der Inhalte und Fotos enthält, die diskriminieren und verstören. Wir nehmen das Wording in bibliotheksspezifischen Systemen (GND, Alma, Klassifikationen, Aufstellungssystematiken) unter die Lupe und überlegen alternative Strategien für das eigene Handeln. Die AG setzt sich für Weiterbildungsmaßnahmen für UB Mitarbeiter*innen zur Sensibilisierung ein, fordert zum kritischen Hinschauen auf und empowert Nutzer*innen.
Bereits umgesetzten Maßnahmen wie der Denkzettel, Kontextualisierungsplakate, die Einrichtung eines rassimuskritischen KRIT-Literaturstandorts, rassismuskritische Führungen an FBs sowie Lesungen und deren Resonanz – auch außerhalb der Institution und Kooperationen – werden vorgestellt.
Kontakt: birgit.kramreither@univie.ac.at
WORKSHOP
Workshop „Decolonize the Library“
Birgit Athumani Hango
Eine kritische Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus, der allgegenwärtig ist und eine lange Tradition hat, bildet die Grundlage dieses Workshops. Bildungseinrichtungen und damit auch Hochschulsysteme sind von kolonialen Spuren geprägt, die in Wissensarchiven und –strukturen eingeschrieben sind. Dadurch kommt auch auf Bibliotheken eine Verantwortung zu.
Dieser Workshop unter dem Motto „decolonize the library“ bietet einen Einstieg für Mitarbeiter*innen in Bibliotheken und Archiven in die Thematik. Dazu gehört die Reflexion von strukturellem Rassismus sowie dem Umgang mit kolonialem Erbe im Arbeitskontext. Praxisbezogene Denkanstöße liefern ein Bewusstsein für rassismuskritische Perspektiven und dekoloniale Praktiken in der täglichen Bibliotheks- und Archivarbeit.
In der anschließenden Diskussion erläutern Beispiele aus der Bibliothekspraxis den Dekolonialisierungsprozess.
Aus der Bibliothekspraxis ist bekannt, dass es Bedarf nach Hilfestellung im Umgang mit „problematischer“ Literatur gibt. Ziel des Workshops ist ein erstes Brainstorming zu diesem Thema. Daraus resultierend soll die Entwicklung eines Leitfadens angestoßen werden, für den Handlungsstrategien diskutiert und Empfehlungen für die Bibliotheksarbeit erarbeitet werden.
Gerne können Fragen oder Beispiele aus dem eigenen Arbeitsumfeld als Diskussionsgrundlage vorab geschickt bzw. mitgenommen werden.
Kontakt: birgit.athumanihango@univie.ac.at
Kurzbios:
Birgit Athumani Hango hat Afrikanistik und Politikwissenschaften studiert. Sie leitet seit 2010 die Fachbereichsbibliothek Afrikawissenschaften und Orientalistik. 2021 hat sie mit Birgit Kramreither die AG Koloniale Kontexte gegründet.
Birgit Kramreither, Studium der Kultur- und Sozialanthropologie, leitet seit 2010 die Fachbereichsbibliothek Kultur- und Sozialanthropologie und hat seit 2017 die organisatorische Leitung von EDA (Ethnographisches Datenarchiv) inne. 2021 hat sie mit Birgit Athumani Hango die AG Koloniale Kontexte gegründet.
Kontakt:
birgit.athumanihango@univie.ac.at
birgit.kramreither@univie.ac.at
AG Koloniale Kontexte in Bibliotheken – Decolonize the library
https://bibliothek.univie.ac.at/fb-kultur_sozialanthropologie/koloniale_kontexte.html
286 /287
Take care! Sensibler Umgang mit kolonialem Erbe in Bibliotheken, Archiven und Sammlungen II
VORTRAG:
Franziska Weinert
Verantwortlich? – Umgang mit sensiblen ethnographischen Daten am Beispiel der fotographischen Sammlung von Felix von Luschan
Abstract
In den letzten Jahren ist die Frage nach einem verantwortungsbewussten Umgang mit sensiblem ethnographischem Material immer mehr in den Fokus gerückt. Ethnographisches Material ist durchdrungen von sozialen Beziehungen zwischen Forscher*innen und research subjects sowie sozialen, politischen und historischen Kontexten. Demensprechend fordert ethnographisches Material eine bewusste Bearbeitung seines Kontextes mit Augenmerk auf ethische Fragen in der Archivierung und im Zugang der Daten. Diesen Überlegungen widmet sich das Ethnographische Datenarchiv (EDA).
EDA wird im Rahmen der Fachbereichsbibliothek für Kultur- und Sozialanthropologie (Universitätsbibliothek Wien) verwaltet und arbeitet in Kooperation mit dem Institut für Kultur- und Sozialanthropologie (IKSA) der Universität Wien. Neben Unterstützung bei der Bearbeitung, Digitalisierung und Langzeitarchivierung von ethnographischen Daten, erschließt EDA die ethnographischen Archivbestände des IKSA. Die Sammlung der Fotografien von Felix von Luschan ist Teil dieser Bestände und wird im Rahmen des Projekts bearbeitet. Felix von Luschan (1854–1924) war ein österreichischer Arzt, Ethnograph und Archäologe. Als Teil seiner ethnographischen Forschungsmethode entstand während seiner Forschungsreisen eine Vielzahl von Fotografien. Die Bearbeitung dieser Sammlung in den Beständen des IKSA bedarf einer bewussten Auseinandersetzung mit den Inhalten der Fotografien sowie deren Entstehungskontext. Damit soll ein ethischer Umgang mit sensiblen Inhalten und Kontexten im Prozess der Langzeitarchivierung und Bereitstellung der Materialien gewährleistet werden.
WORKSHOP
Igor Eberhard; Kontakt: igor.eberhard@univie.ac.at
Sensible Sammlungen, sensible Daten? – Workshop zum praktischen Umgang mit ethischen und sensiblen (Forschungs-)daten
Workshop des Ethnographischen Datenarchivs (EDA) gemeinsam mit der Ethnographischen Sammlung des Instituts (ESKSA)
Abstract
Dekolonialisierung und das Hinterfragen der eigenen Rolle sind Ansprüche, denen sich nicht nur unterschiedliche Disziplinen, Sammlungen, sondern auch forschungsunterstützende Services stellen sollten. In der Kultur- und Sozialanthropologie sind diese Herausforderungen durch die eigene Geschichte als koloniale Hilfswissenschaft groß. Für ethnographische Sammlungen, wie der des Wiener Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie und für das ethnographische Datenarchiv erfordert der Umgang mit sensiblen Daten, Daten aus Gewalt-, Kolonial- oder rassistischen Kontexten deshalb besondere Sorgfalt und respektvollen Umgang. Nicht nur die FAIR-, sondern auch die CARE-Prinzipien (Collective Benefit, Authority to Control, Responsibility, Ethics) für indigene Daten werden immer öfter als Lösungsansatz für alle diese ethischen Fragen eingefordert – nicht nur bei ethnographischen Daten. Doch wie lassen sich CARE-Prinzipien und andere ethische Ansätze in der Praxis umsetzen? Wie lassen sich Respekt, Forschung auf Augenhöhe, kollaborative Ideen und Schutz sowohl der Beforschten als auch der Forschenden mit den vorhandenen Daten und Sammlungen verbinden?
Im Rahmen dieses Workshops soll anhand von praktischen Beispielen aus dem ethnographischen Datenarchiv, der Ethnographischen Sammlung des Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie oder auch von Teilnehmenden diskutiert werden, welche Fragen und vielleicht auch Antworten es geben könnte, um besser mit Daten umzugehen. Damit dekoloniale und ethische Ansprüche irgendwann nicht mehr nur Ansprüche bleiben.
288
Firmenvortrag: datronicsoft & Hugendubel
Ausleihen mit der B24 App
David Golovin – Leitung Softwareentwicklung
Abstract
In Zeiten steigender Nutzererwartungen und knapper Personalressourcen stehen Bibliotheken vor der Herausforderung, ihren Service effizienter und zugänglicher zu gestalten.
WinBIAP, ein Bibliotheksmanagementsystem ist in über 1.100 Öffentlichen Bibliotheken und Schulen in Deutschland im Einsatz und stellt mit der B24 App eine Lösung zur Verfügung, die eine direkte, systemintegrierte Selbstausleihe per Smartphone ermöglicht. Der Vortrag erläutert die technischen Grundlagen dieser Funktion und beschreibt die Interaktion zwischen der App und der Bibliothekssoftware, insbesondere im Hinblick auf die Buchsicherungssysteme. Darüber hinaus werden weitere Funktionen vorgestellt, die den digitalen Zugang zu Bibliotheken erweitern. Abschließend wird ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen gegeben.
Erstmals wird diese Lösung nun auch im österreichischen Bibliotheksumfeld vorgestellt und richtet sich an Interessierte, die nach praxisnahen technologischen Lösungen für aktuelle Herausforderungen in Bibliotheken suchen.
David Golovin ist Leiter der Softwareentwicklung bei WinBIAP und beschäftigt sich seit 2018 mit der Digitalisierung bibliothekarischer Prozesse. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung integrierter Lösungen für Bibliotheksmanagement und mobile Anwendungen.
289
Firmenvortrag: EBSCO Information Services
KI-Unterstützung in den EBSCO-Plattformen
Sabine Stigler – Sales Manager, EBSCO
Abstract
Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die EBSCO-Datenbankplattform und den EBSCO Discovery Service bringt den Nutzenden viele Vorteile. EBSCO bietet durch den Einsatz von KI mehrere innovative Wege, um die Effizienz der Nutzenden und den Mehrwert der angebotenen Dienstleistungen zu steigern. Bei den ersten Umsetzungsschritten sprechen wir über verbesserte Suchfunktionalitäten und Zusammenfassungen. Für EBSCO bedeutet der Einsatz von KI nicht nur eine Optimierung der bestehenden Funktionen, sondern auch eine erweiterte Nutzer:innenerfahrung und neue Dienstleistungen, die den Zugang zu Informationen verbessern und die Forschungsarbeit beschleunigen können.
290
Firmenvortrag: Elsevier: Your library – our support
Quo vadis Elsevier? Forschung, Lehre, Daten und KI
Max Voegler
Vice President A&G Relations DACH
Abstract
Im Vortrag „Quo vadis Elsevier? Forschung, Lehre, Daten und KI“ erhalten Bibliothekare einen umfassenden Überblick über die strategische Entwicklung von Elsevier in den letzten drei Jahren. Wir beleuchten wie sich der Bereich der Forschungsevaluation entwickelt und wie Institutionen durch den Einsatz von KI und Datenanalyse ihre Strategie entwickeln und benchmarken können. Die Präsentation bietet Einblicke in derzeitige Trends in der Forschungsbewertung sowie die verantwortungsvolle Nutzung von KI. Nutzen Sie die Gelegenheit, um zu erfahren, wie Elsevier Bibliotheken und ihre Universitäten dabei unterstützen kann, Wissen zu entdecken und effektiv zu nutzen.
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Firmenvortrag: Clarivate: Forschungsintegrität in Zeiten künstlicher Intelligenz
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Firmenvortrag: Lyngsoe Systems – RFID und die Besonderheiten unserer Lösungen
Wolfgang Seichter – Lyngsoe Systems Library Solutions – Vertrieb DACH. Seit 2007 tätig im Bereich RFID für Bibliotheken und LMS. Langjährige Erfahrung bei der Planung und Betreuung von Bibliotheken bei der RFID-Einführung und in vielen Projekten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
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Firmenvortrag: Bloomsbury Digital Resources – begeisterungswürdige online Produkte für Studium, Lehre und Forschung!
Isabel Rollings
Abstract
Bloomsbury Digital Resources (BDR) bietet preisgekrönte digitale Ressourcen in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften an, die für Studierende, Forschende und Lehrende die akademische Arbeit bereichern und erleichtern sollen.
Unser Produktangebot zeichnet sich unter anderem durch Benutzerfreundlichkeit, Relevanz, Diversität, und Zugänglichkeit (Barrierefreiheit) für alle aus. Wir arbeiten enthusiastisch und eifrig daran, unsere Produktangebot zu erweitern, und unsere Produkte durch ständige Innovation zu verbessern. Hierzu werde ich einige Beispiele aufzeigen. Durch Erweiterung der abgedeckten Fachbereiche, neue Plattformen, sowie neue Inhaltstypen, werden unsere Produkte zu unverzichtbaren ‘Werkzeugen’ für die akademische Arbeit, Lehre und Forschung. Und zudem macht ihre Benutzung einfach auch Spass. In die Produke hineinschnuppern können sie hier: https://www.bloomsbury.com/us/discover/bloomsbury-digital-resources/products/
Isabel Rollings ist seit 30 Jahren im Verlagswesen tätig. Sie begann als Buchhändlerin, wechselte dann in ihre erste Rolle als Verkäuferin, arbeitete danach in einer Reihe von Positionen im Bereich Rechte und Lizenzen, und war zeitweise für die Inhaltslizensierung und Verkauf einer App-Plattform verantwortlich. Seit 2019 arbeitet sie für Bloomsbury Digital Resources als International Sales Manager, DACH. Einzelheiten finden Sie in ihrem Linked-In-Profil: https://www.linkedin.com/in/isabelrollings/
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Firmenvortrag: Springer Nature eBooks – Erkenntnisse der Wissenschaft seit 1854 und aktuelles zu den Business-Modellen
Heike Klingebiel, Reinaldo Velandia
Abstract
Springer Nature hat 2006 als einer der ersten Verlage Bücher digitalisiert, die eBooks in seine Onlineplattform SpringerLink integriert und ein institutionelles Lizenzmodell angeboten. Im Rahmen eines Digitalisierungsprojektes wurden alle Bücher, die von Springer vor 2005 gedruckt publiziert wurden, retrodigitalisiert. Springer Nature ist der größte Buchverlag und bietet aktuell über 350.000 ebooks auf SpringerLink an. Seit 2020 werden neue, flexible eBook Modelle angeboten. Welches Modell ist für Ihre Bibliothek das passende? Welche Strategie mit Büchern verfolgt Springer Nature in einer Zeit der Transformation?
Heike Klingebiel ist seit 2010 Senior Licensing Manager D-A-CH im Institutionellen European Sales Team und war zuvor Marketing Manager und Produkt Manager im Bereich E-Medien tätig.
Reinaldo Velandia ist seit 2022 Licensing Manager D-A-CH im Institutionellen European Sales Team und war zuvor Manager im Sales Operations Team.